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Aktien schlagen Zinsen auch 2023 – zumindest bislang


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Was Sparer wissen sollten
Aktien schlagen Zinsen auch 2023 – zumindest bislang

MeinungEin Gastbeitrag von Daniel Saurenz

21.05.2023Lesedauer: 4 Min.
Die niedrigen Zinsen machen Anlegern zu schaffen.Vergrößern des Bildes
Die hohen Zinsen machen Anlegern zu schaffen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Die Aktienmärkte laufen 2023 bislang sehr stark. Anleger reiben sich die Augen über die Entwicklung. Aber etwas stört die Party.

Die Aktienmärkte laufen gerade bärenstark und mancher Anleger reibt sich die Augen, wie sich Titel wie BMW, Meta, Adidas oder Siemens Energy dieses Jahr entwickeln. Aber schaut man genauer hin, sieht es nicht mehr ganz so rosig aus.

Ende letzten Jahres waren sich die Analysten nahezu einig: Eine Rezession im ersten Halbjahr 2023 schien fast sicher, ebenso deutlich tiefere Aktienmärkte. Wenn die Mehrzahl ein so klares Szenario erwartet, geht die Börse häufig den Weg des größten Schmerzes.

"Der Nasdaq 100 ist dafür ein gutes Beispiel, seit Jahresbeginn ging es gezogen von den großen Tech-Titeln um gut 20 Prozent aufwärts", rechnet Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets vor. Bereits nach fünf Monaten hat auch der S&P 500 eine Rendite von sieben Prozent erreicht. "Dies entspricht seiner langfristigen jährlichen Durchschnittsrendite und man könnte die Bücher schließen – theoretisch", erklärt Stefan Riße von der Fondsgesellschaft Acatis.

Vielleicht wäre dies auch besser so. Denn schaut man tiefer unter die Oberfläche, bekommt das Bild Risse, wie zwei Beispiele verdeutlichen: Mit den angesprochenen sieben Prozent Gewinn seit Jahresanfang zeigte der S&P 500 bisher eine gute Performance. Justiert man das Barometer aber so, dass jeder Wert, egal ob Apple oder First Solar, mit der gleichen Gewichtung einfließt, hätten Anleger dieses Jahr noch nichts verdient.

"Dafür muss man wissen, dass in den meisten Aktienindizes nicht alle Titel das gleiche Gewicht haben, sondern manche wichtiger sind als andere", so Analyst Molnar. Im Dax beispielsweise sind Allianz, SAP, Siemens oder Münchner Rück weit höher gewichtet als Hello Fresh oder Covestro.

Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen.
Daniel Saurenz von Feingold Research begleitet Sie als Experte durch das Börsengeschehen. (Quelle: Goldlicht Fotografie)

Zur Person

Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.

Alle Gastbeiträge von Daniel Saurenz lesen Sie hier.

Zwischenfazit des bisherigen Börsenjahres

Nur wer an der Wall Street in die richtigen Aktien investierte, erzielte bisher satte Gewinne. Preisgewichtete Barometer wie der Dow Jones haben sich hingegen noch nicht von der Stelle bewegt. "Die Renditedifferenz von sieben Prozent zwischen dem S&P 500 und dem Dow Jones war Mitte Mai noch nie so groß nach dem Zweiten Weltkrieg", hat Robomarkets berechnet.

Solche Unterschiede sind selten, beide Indizes weisen trotz ihrer unterschiedlichen Berechnung normalerweise einen nahezu perfekten Gleichlauf auf. Es wäre allerdings falsch, nur aufgrund der schwachen Marktbreite eine größere Korrektur auszurufen. Als Anleger am US-Aktienmarkt sollte man nur wissen, dass für die hohen Gewinne vor allem die Schwergewichte verantwortlich sind und der Rest nicht mitzieht.

Es gibt den Dax gleich mehrmals

Robuster sieht die markttechnische Lage beim Dax aus. Der nahezu unbekannte gleich gewichtet berechnete Dax-Kursindex liegt rund neun Prozent im Plus. Beim international vergleichbaren Kursindex sind es elf Prozent und das medial präsente Performance-Barometer rückte um 14 Prozent vor. Damit landet der deutsche Aktienmarkt im europäischen Vergleich zwar im Mittelfeld, andere Börsen wie der CAC 40 in Paris sind dieses Jahr aber bereits auf frische Rekorde gestiegen und zeigen Stärke. Für ähnliche Schlagzeilen müsste der Dax-Kursindex hingegen um weitere knapp neun Prozent zulegen.

Korrektur voraus?

Wer zu Jahresbeginn nicht oder zu defensiv investiert war, hofft seitdem auf eine Korrektur und günstigere Einstiegsgelegenheiten. Bisher hat der Markt die Tür aber nur selten geöffnet, jeder noch so kleine Rücksetzer wurde gekauft. Mit einer Seitwärtsbewegung ist die überhitzte Lage unter der 16.000-Punkte-Marke inzwischen Vergangenheit, wir sehen eine Konsolidierung über die Zeit und nicht über den Preis. Doch was noch nicht ist, kann natürlich noch werden. Schließlich korrigiert der Dax im Durchschnitt seit 1988 ausgehend vom Jahreshoch bis zum Tief um rund 17 Prozent. "Auch viele professionelle Trader setzen nach wie vor auf die fällige Korrektur 2023", so Robomarkets-Analyst Molnar.

Die Tücken der Statistik gilt es natürlich zu beachten. 2021 und 2017 ging es in der Spitze nur um rund acht Prozent abwärts, 2018 und 2022 hingegen um 24 und 27 Prozent. Macht ebenfalls 17 Prozent.

Und was ist mit Sell in May?

Nicht nur gefühlt ist die Sommerphase von April bis September meist schwieriger als die anderen sechs Monate, in denen der Markt selten einen stärkeren Rückschlag erleidet. Und tatsächlich: Wenn die ersten vier Monate negativ verliefen, dominierten beim S&P 500 auch in der Mehrzahl der Fälle bis Oktober rote Vorzeichen. Eine positive Bilanz bis Ende April lässt die Gewinnquote hingegen auf 75 Prozent steigen.

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Für den Dax sieht es ähnlich aus. Bei einem Polster bis Ende April von mehr als zehn Prozent waren Anleger in zwei von drei Fällen auch im Zeitraum bis Ende September erfolgreich. Die hohe Gewinnquote ist allerdings trügerisch, denn abgesehen von einer Ausnahme kletterte der Dax bis in den Spätsommer nur um weniger als vier Prozent.

Dafür kam es zwischenzeitlich mehrfach zu stärkeren Rücksetzern von rund zehn Prozent. Angesichts der nahezu erreichten Rekordniveaus dürfte sich das Muster auch 2023 fortsetzen. Wer auf charttechnische Signalgeber achtet, sollte sich als Nachkaufzone die rund acht Prozent tiefer verlaufende Wendezone um 14.500 Punkte vormerken. Die Kursschwelle wird im Sommer sehr wahrscheinlich vom viel beachteten 200-Tage-Schnitt verstärkt. Wer schon länger dabei ist, erinnert sich vielleicht an Parallelen zum Börsenjahr 2021. Es könnte sich lohnen, die Kursentwicklung von damals noch einmal unter die Lupe zu nehmen.

Transparenzhinweis
  • Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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