Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Verteidigung und Abschreckung Rüstung gehört wohl doch ins Depot

Sie sind die großen Gewinner an der Börse: Rüstungsaktien. Früher verpönt, heute ein Basisinvestment? Warum Sie das Thema nicht komplett meiden sollten.
Hand aufs Herz! Haben Sie Rüstungsaktien im Depot? Vielleicht sogar den Dax-Überflieger Rheinmetall? Oder gehören Sie zu denjenigen, die ein Investment in Waffen-, Drohnen- oder Panzerhersteller kategorisch ausschließen? Ob Rüstungsaktien ins Depot dürfen oder nicht, das wird seit Monaten hitzig diskutiert. Vielleicht gehören Sie wie ich zu denjenigen, die ihre Meinung geändert haben.
Es muss viel Geld in Rüstung fließen
Für mich war es immer ausgeschlossen, in diese Branche zu investieren. Übrigens auch noch nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Doch der Krieg unmittelbar vor unseren Grenzen hat mich dann irgendwann doch umdenken lassen. Waffen dienen eben auch der Verteidigung und vor allem der Abschreckung. Deutschland steht wohl eher wehrlos da. Über den Zustand unserer Bundeswehr lasse ich mich an dieser Stelle nicht weiter aus, das erspare ich Ihnen.
Fakt ist aber: Es muss investiert werden, nicht nur in Deutschland. Das hat die alte Bundesregierung bereits erkannt, die künftige sowieso, und auch aus Brüssel gibt es Signale. Es wird viel Geld in die Rüstungsindustrie fließen (müssen). Natürlich hat die Börse wie immer viel vorweggenommen, doch die Auftragsbücher der entsprechenden Konzerne dürften über lange Jahr mehr als voll sein.
Die Krise als krisenfestes Geschäft? Irgendwie schon. Gab es früher nur Schwarz oder Weiß, gibt es heute viele Schattierungen von Grau. Auch in meinem Depot liegt nun ein börsengehandelter Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz: ETF), der einen Index auf Rüstungsaktien abbildet. Als ich vor gut einem Jahr investiert habe, war die Auswahl dieser Themen-ETFs noch recht übersichtlich. Mittlerweile gibt es sieben verschiedene Produkte.

Zur Person
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch "Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien" im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
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Themen-ETFs mit verschiedenen Schwerpunkten
Und die Betonung liegt wirklich auf "verschiedene". Denn die ETFs bilden unterschiedliche Indizes ab, weshalb sich auch die Zusammensetzung der Portfolios ein wenig unterscheidet. Der HANetf Future of Defence UCITS ETF (ISIN: IE000OJ5TQP4) beispielsweise investiert zurzeit in 41 globale Unternehmen, die ihren Sitz in einem Nato-Land oder einem Bündnispartnerland haben und ihre Umsätze im Verteidigungssektor erwirtschaften. Alle Unternehmen müssen mehr als 50 Prozent ihrer Umsätze aus der Herstellung und Entwicklung von Militärflugzeugen, Verteidigungsausrüstung oder Cyber-Sicherheitsverträgen mit einem Nato-Plus-Mitgliedsstaat erzielen. Abgebildet wird ein Index mit dem Namen EQM Future of Defence. Die größten Positionen sind Rheinmetall, BAE und Thales.
Ebenfalls international investiert der VanEck Defense UCITS ETF (ISIN: IE000YYE6WK5). Die Unternehmen müssen mindestens 50 Prozent ihrer Einnahmen aus der Militär- oder Verteidigungsindustrie erzielen. Es werden mindestens 25 Unternehmen berücksichtigt. Abgeblidet wird der Market Vector Global Defense Index mit den Top-Positionen Thales, Leonardo und Palantir. Der WisdomTree Europe Defence UCITS ETF (ISIN: IE0002Y8CX98) hingegen investiert in mindestens 20 europäische Unternehmen aus dem Verteidigungssektor und bildet den WisdomTree Europe Defence Index ab. Top-Positionen sind Rheinmetall, Leonardo und Saab.
Besonders innovativ investieren Sie mit dem Invesco Defence Innovation UCITS ETF (ISIN: IE000BRM9046); zumindest verspricht das der Name des ETFs. Er konzentriert sich auf Unternehmen, die modernste Waffen, Verteidigungssysteme und Grenzsicherungslösungen entwickeln. Im Fokus stehen dabei Aktivitäten wie intelligente Grenzen und die Sicherung kritischer Infrastrukturen, militärische Anwendungen der Cyber-Sicherheit, Weltraumsysteme, Robotik, Drohnen, tragbare Technologien und virtuelle Realität.
Abgebildet wird der S&P Kensho Global Future Defense Index. Die größten Positionen sind aktuell Thales, Hensoldt und Rainbow, dann folgt Leonardo. Etwas mehr Raumfahrt und weniger Verteidigung verspricht der iShares Global Aerospace & Defence UCITS ETF (ISIN: IE000U9ODG19), der ebenfalls einen S&P-Index nachbildet. Größte Positionen sind GE Aerospace, RTX, Boeing, Aribus und Lockheed Martin.
Rüstung ist leider kein Modethema
Apropos Themen-ETFs: Es gibt immer wieder Kritik, dass diese erst aufgelegt werden, wenn das Thema an der Börse schon sehr, sehr gut gelaufen ist. Das stimmt im Grunde auch. Rüstungsaktien liefen seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine extrem gut. Möglich, dass sie den Großteil ihrer Rallye bereits hinter sich haben und künftig nicht mehr ganz so extrem steigen. Experten sehen aber weiterhin gute Chancen für die Branche, und diese Ansicht teile ich.
Rüstung ist kein Modethema, kein Trend, der schnell wieder endet. Auch wenn wir uns das mit Blick auf die geopolitische Lage wünschen würden. Mischen Sie Rüstungsaktien aber bitte nur bei, sie sind wohl eher kein Basisinvestment – zum Glück.
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