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Zuckerberg ändert Kurs: Meta stoppt Faktencheck – hilft das der Aktie?


Meta-Aktie
Was nützt Zuckerberg die Kehrtwende?

  • Antje Erhard
MeinungEine Kolumne von Antje Erhard

13.01.2025 - 11:53 UhrLesedauer: 5 Min.
Meta: Facebook, Instagram und Co. rücken von Faktenprüfern ab.Vergrößern des Bildes
Meta: Facebook, Instagram und Co. rücken von Faktenprüfern ab. (Quelle: IMAGO/Andre M. Chang)
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Einst war Mark Zuckerberg angetreten, Fake News, Hetze und Hass im Zaum zu halten. Jetzt ändert er seinen Kurs. Was das für einen Konzern bedeutet, der zuvorderst von Werbeeinnahmen großer Unternehmen abhängig ist.

Facebook, Instagram und Threads als Social-Media-Dienste des US-Konzerns Meta sollen künftig ohne unabhängige Faktenprüfer auskommen. Mit dieser Nachricht aus der vergangenen Woche folgt der Meta-Chef Mark Zuckerberg dem Vorbild des Nachrichtendienstes X von Elon Musk. Der hatte vorgemacht, dass sich kontroverse Strategien und eine Nähe zur Regierung an der Börse auszahlen können. In nur sechs Wochen, von Mitte Oktober bis Anfang Dezember 2024, hatte sich der Kurs der Tesla-Aktie mehr als verdoppelt.

Die Meta-Aktie hingegen verlor nach der Ankündigung erst einmal – und mehr als der zum Jahresbeginn ohnehin schwächelnde Gesamtmarkt. Doch Meta kann den jüngsten Rücksetzer wohl verschmerzen, ist es doch ein Unternehmen, dessen Aktie von Herbst 2022 (rund 88 US-Dollar) bis zum Allzeithoch im vergangenen Dezember bei 638 US-Dollar um das Sechsfache gestiegen ist. Zum Ende vergangener Woche ging es bereits wieder nach oben.

Zuckerberg will es offenbar darauf ankommen lassen. Wie notwendig ist seine Kehrtwende in der Strategie wirklich für die Zukunft der Meta-Aktie?

Werbekunden kehrten zu X zurück

Zuckerbergs "Vorbild" Elon Musk hatte eigentlich zunächst gezeigt, wie man es nicht macht: Seit er den ehemaligen Nachrichtendienst Twitter – heute heißt er X – übernommen, viele Mitarbeiter entlassen und dann antisemitische Inhalte neben Werbung großer Kunden gestellt und Faktenchecks eingeschränkt hatte, stoppten viele dieser Kunden ihre Werbung auf X. Die Plattform verlor Millionen an Werbeeinnahmen. Von den 100 größten Kunden hatten 50 ihre Werbeetats bei Twitter – später X – ausgesetzt. Darunter auch Kunden wie Amazon und Meta.

Die Twitter-Aktie verlor innerhalb eines Jahres mehr als die Hälfte ihres Werts. Aber Musk wusste wohl, dass kein großes Unternehmen es sich auf Dauer leisten kann, in den sozialen Medien abwesend zu sein. X zählt rund 550 Millionen aktive Nutzer pro Monat. 100 Millionen sehen täglich Videos dort. Die meisten User gehören zur Generation Z – ein unfassbares Potenzial. Und so kehrten viele Kunden nach einer Pause zu X zurück.

Musk hat finanziellen Spielraum

Zugleich hat Elon Musk mit seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX und dem Elektromobilitäts-Unternehmen Tesla genug finanziellen Spielraum, um Krisen auszusitzen. Mit dem Wahlsieg von Donald Trump zum US-Präsidenten wendete sich das Blatt für Elon Musk vollends: Großaufträge der Regierung für Space X sind möglich. Musk verspricht sich auch Unterstützung für Elektroautos in den USA, obwohl Donald Trump davon bislang nichts hielt, ihre Förderung sogar einschränken wollte. Doch mit Musk an der Seite ändert er seine Einstellung. Das kam dem Aktienkurs von Tesla in den vergangenen Wochen sehr zugute. Zugleich gewinnt Musk als Berater des künftigen US-Präsidenten Donald Trump neben wirtschaftspolitischem auch politischen Einfluss.

Trump über Zuckerberg: "Feind des Volkes"

Zuckerberg, auf der anderen Seite, muss wohl ohne die Gunst Donald Trumps auskommen: Im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft hatte Trump den Meta-Chef noch als "Feind des Volkes" bezeichnet und ihm vorgeworfen, konservative Meinungen zu zensieren. Tatsächlich hatte Facebook im Januar 2021 nach dem Sturm auf das Kapitol Trumps Account gesperrt. Trump wird vorgeworfen, die Aufständischen angestiftet zu haben. Zwei Jahre später hob Meta diese Sperren auf. Doch da hatte Trump sich bereits mit seinem eigenen Social-Media-Netzwerk Truth Social neu aufgestellt. Im August 2023 kehrte Trump auf X zurück.

Antje Erhard
(Quelle: Rüdiger Jürgensen)

Zur Person

Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u. a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.

Zuckerberg setzt auf KI

Zuckerberg setzt auf neue Möglichkeiten durch Künstliche Intelligenz (KI). Als vor zwei Jahren der Begriff ChatGPT die Runde machte und als nächstes großes Ding gehandelt wurde, reagierte Zuckerberg schnell. Nur drei Monate nach ChatGPT startete Meta mit einem eigenen KI-Sprachmodell namens LLama, das mittlerweile bei Version 3.3. angelangt ist. Google und Amazon haben ebenfalls eigene KI-Sprachmodelle, Chatbots in der Fachsprache.

Der Wettbewerb ist enorm. Kaum bringt einer eine neue Version auf den Markt, ziehen die anderen nach. Allerdings sagen Experten, dass Llama 3.3 leistungsstärker sein soll als die neueste Version von Gemini von Google oder auch GPT-4o von OpenAI. Die Konkurrenz will das nicht auf sich sitzen lassen: Google arbeitet schon an einer neuen Gemini-Version, Amazon an einer Version seiner KI Nova, die preislich attraktiver sein soll.

Die Fantasien hinter dem Phänomen Künstliche Intelligenz katapultieren auch die Aktien der entsprechenden Unternehmen in bislang unerreichte Höhen: Schon im Februar 2024 hatte Meta angekündigt, seinen Aktionären erstmals eine Dividende zu zahlen. Die Investoren reagierten euphorisch – die Aktie schoss prozentual zweistellig in die Höhe und kletterte weiter bis zum Rekordhoch von 638 US-Dollar im Dezember.

Facebook und Instagram liefern nach wie vor ab

Noch weiß keiner, wohin die KI-Reise geht. Noch wichtiger – und in all der Euphorie womöglich in den Hintergrund gerückt: Das "Kerngeschäft" von Zuckerberg, die Social-Media-Apps, liefern nach wie vor ab. Facebook als die "Großmutter" der Social-Media-Netzwerke hat gut drei Milliarden Nutzer weltweit. Instagram kommt inzwischen auf gut zwei Milliarden. Die Dienste bringen Milliarden an Werbeeinnahmen.

Achillesferse: Metaverse

Die Achillesferse von Meta heißt hingegen Metaverse: Auch nach einigen Jahren können die meisten Menschen auf der Straße nicht genau erklären, was das ist und wozu das Metaverse gut sein soll. Die Idee ist abstrakt: Das Metaversum soll ein Pendant zum Universum sein, eine digitale Parallelwelt, ein virtueller Ort für echte Menschen. Hier sollen sie gemeinsam ein Konzert irgendwo auf der Welt erleben können, so, als wären sie wirklich gerade dort. Oder ein Fußballspiel von der VIP-Tribüne aus, oder von der Mittellinie. Der Kampf um überteuerte Tickets wäre vorbei. Weltweite Teams eines Unternehmens könnten zusammenarbeiten, als wären sie im selben Gebäude.

Mark Zuckerberg hat viele weitere Ideen. Den Durchbruch hat er bisher nicht geschafft. Und die Frage ist, wie lange er sich dieses Experiment noch leisten kann. Denn das Metaverse, von dem kaum jemand weiß, was es mal bringt und wann, verschlingt Milliarden im Meta-Konzern – 50 Milliarden US-Dollar allein seit 2021.

Prinzip Hoffnung nicht mehr genug

Pro US-Dollar Umsatz gibt Meta mehr Geld für Forschung und Entwicklung aus als andere Unternehmen. Ob sich das eines Tages auszahlt? Trotz der Fragezeichen bei den Projektionen zu Umsatz und Gewinn geben Investoren Meta an der Börse aktuell noch einen Vertrauensvorschuss. Sie wissen: Wenn das Projekt eines Tages "fliegt", sind die Möglichkeiten enorm. Noch regiert das Prinzip Hoffnung, an der Börse bekanntlich kein unbekanntes.

Dieses Prinzip Hoffnung reicht Zuckerberg nun offenbar nicht mehr. Mit seiner neuen Kommunikationsstrategie will er der neuen US-Regierung ebenfalls seine Aufwartung machen. Neben lukrativen Staatsaufträgen dürfte Zuckerberg auch auf ein regulierungsfreundliches Umfeld abzielen. Der Heimatmarkt USA ist für Meta wichtig – je weniger Regulierung da "stört", desto besser für die Einnahmen. Mehr Fake News und Desinformationen sind jetzt möglich. Für Journalisten wie mich ein nicht nachvollziehbarer Schritt. Doch für die Aktionäre womöglich ein lukrativer.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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