Jubel und Tränen Trump ist zurück – und diese deutschen Aktien rauschen ab
Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus löst an den Börsen gemischte Reaktionen aus. Während die US-Märkte jubeln, überwiegt in Deutschland die Skepsis.
Donald Trump wird der 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Nach derzeitigem Stand wird auch das Repräsentantenhaus wieder in die Hände der Republikaner fallen. Damit könnte Trump viele seiner Wahlversprechen tatsächlich umsetzen.
Die Wall Street reagierte mit einem Freudenfeuerwerk. Mit Kursgewinnen von zwei Prozent kletterte der wichtigste US-Leitindex S&P 500 auf ein neues Rekordhoch. Börsianer hoffen, dass die Unternehmen von Trumps Steuer- und Regulierungspolitik profitieren werden. Auch die Kurse von Kryptowährungen, Gold und Rohstoffen könnten durch die politischen Entscheidungen einer Trump-Administration beeinflusst werden.
Doch nicht bei allen ist der Optimismus groß, vor allem nicht bei Wirtschaftsexperten und Anlegern in Deutschland. Sie fragen sich, ob sie sich unter einer Regierung Trump Sorgen um ihre Investitionen machen müssen.
Glaubt man Trumps Ankündigungen im Wahlkampf, stehen nicht nur der US-Wirtschaft, sondern vor allem auch der europäischen Wirtschaft viele einschneidende Veränderungen bevor. Ganze Branchen könnten einen unerwarteten Aufschwung erleben, andere zu den Verlierern gehören. Experten rechnen bereits mit dem Schlimmsten.
Belastungsprobe für die deutsche Automobilindustrie
Für das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft ist das "Worst-Case-Szenario" eingetreten. Es prognostiziert einen "Handelskrieg", der die deutsche Wirtschaft in vier Jahren bis zu 180 Milliarden Euro kosten könnte.
Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus belastete in einer ersten Reaktion nach der Wahl vor allem die deutschen Autowerte. Die Titel von BMW, Porsche, Mercedes-Benz und Volkswagen verlieren im Mittwochshandel zwischen 7,2 und 5,1 Prozent. Der europäische Autoindex notiert bis zu 2,5 Prozent schwächer.
Die ohnehin in der Krise steckenden deutschen Autobauer fürchten, dass eine neue Trump-Regierung Strafzölle auf Autos in Höhe von zehn Prozent verhängen wird. Damit dürften für sie noch härtere Zeiten anbrechen, prognostiziert Jürgen Molnar von RoboMarkets.
Die USA sind für die deutschen Hersteller nicht nur ein wichtiges Exportland, sondern sie produzieren auch selbst in dem Land. Die deutsche Automobilindustrie beschäftigt dort rund 138.000 Mitarbeiter. 2023 wurden etwa 400.000 Pkw aus Deutschland in die USA exportiert.
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Der Verband der Automobilindustrie (VDA) befürchtet durch Zölle die Verlagerung der Produktion in die Vereinigten Staaten. VDA-Präsidentin Hildegard Müller fordert als Reaktion auf den US-Wahlsieg von Donald Trump eine Stärkung des heimischen Standortes.
Tesla-Aktie und Trump Media
Der Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl führt zu einem deutlichen Anstieg der in Frankfurt notierten Aktien von Tesla. Die Papiere legen um mehr als 14 Prozent zu. Elon Musk, Gründer und Hauptaktionär des Elektroautoherstellers, hatte Trump während dessen Wahlkampf unterstützt.
Im vorbörslichen US-Handel steigen die Aktien der Trump Media & Technology Group um rund 40 Prozent. Donald Trump hält eine Mehrheitsbeteiligung an der Muttergesellschaft der Plattform Truth Social. Bis zum Schlusskurs am Vortag hat sich die Bewertung des Titels seit seinem Debüt im März fast verdoppelt.
Rückenwind für die deutsche Rüstungsindustrie
Hensoldt erfreut Anleger mit starken Zuwächsen in den ersten neun Monaten des Jahres. Nach Trumps Wahlsieg kletterten die Aktien des Rüstungszulieferers um bis zu neun Prozent auf 34,70 Euro und erreichten damit den höchsten Stand seit über zwei Monaten.
Die Auftragsbücher bei Hensoldt sind anhaltend gut gefüllt, unter anderem dank der Nachfrage seitens der deutschen Bundeswehr für das Luftverteidigungssystem LVS NNbS. Bis Ende September erhielt Hensoldt Orders im Wert von knapp 1,9 Milliarden Euro, im Jahresvergleich ein Plus von 45 Prozent. Auch die Aktie von Rheinmetall konnte um etwa 2,7 Prozent auf 492 Euro zulegen.
Trump gegen Offshore-Windkraft
Die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus stiftet Unruhe bei Europas Windkraftkonzernen. Das dänische Unternehmen Orsted und der Windturbinenhersteller Vestas verzeichnen Verluste von jeweils mehr als neun Prozent. Auch der deutsche Rivale Nordex gibt rund sieben Prozent nach.
Trump kündigte an, Offshore-Windkraftprojekte per Dekret am ersten Tag seiner Amtszeit zu streichen. Analysten der Jyske Bank warnen zudem vor möglichen Zöllen, die die Erträge von Vestas beeinträchtigen könnten. Die Aktien des deutschen Energieversorgers RWE, der ebenfalls Windkraftanlagen betreibt, fallen um knapp vier Prozent.
Goldpreis fällt nach Trump-Wahl
Nach dem Wahlsieg von Donald Trump gerät der Goldpreis unter Druck. Das Edelmetall, das zuletzt einen Rekord nach dem anderen erzielt hatte, verbilligt sich um 1,5 Prozent auf 2.701 Dollar je Feinunze. Experten zufolge meiden Anleger Gold aufgrund der aktuellen Dollar-Stärke und steigender Renditen von US-Anleihen.
Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus, erwartet jedoch, dass das Interesse an Gold als sicherer Hafen bald wieder steigen könnte, falls Trumps protektionistische Maßnahmen wie höhere Zölle und Handelsschranken umgesetzt werden sollten.
Bitcoin erreicht Rekordhoch
Nach den US-Wahlen ist der Bitcoin auf ein Rekordhoch von 75.369 US-Dollar geklettert. So teuer war die älteste und bekannteste Kryptowährung noch nie. Sie hatte ihr bisheriges Allzeithoch Mitte März 2024 mit einem Preis von 73.798 Dollar erreicht.
Auch der gesamte Krypto-Markt stieg erneut auf rund 2,5 Billionen US-Dollar, einhergehend mit dem höchsten Handelsvolumen seit Anfang August dieses Jahres. Beflügelt durch den Wahlsieg von Donald Trump und die neue republikanische Mehrheit im Senat hoffen Krypto-Anhänger auf eine freundlichere Politik und Regulierung in den USA.
Bitcoin
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Während seines Wahlkampfs hatte Donald Trump keine Gelegenheit ausgelassen, seine neue Haltung als "Krypto-Präsident" zu demonstrieren. Zu seinen wichtigsten Versprechen gehören, die USA zur "Krypto-Hauptstadt der Welt" zu machen, nach seinem Antritt als neuer Präsident den Kryptokritiker und Vorsitzenden der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, zu entlassen, sowie einen präsidialen Krypto-Beirat einzurichten.
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Noch während seiner ersten Präsidentschaft bezeichnete Trump Bitcoin als "sehr volatil" und kritisierte Kryptowährungen als "Abzocke". Krypto-Experte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research rät Anlegern zur Vorsicht. Ein Sieg Trumps sei kein Freifahrtschein für weiter steigende Kurse. "Es gibt berechtigte Zweifel, dass Trump seine groß angekündigten Versprechungen auch tatsächlich in die Praxis umsetzen wird", sagt Emden.
Wie könnte es an den Märkten weitergehen?
Viele Anleger sind nach dem Wahlsieg von Donald Trump verunsichert, wie es an den Märkten weitergeht, ob sie auf bestimmte Anlagen verzichten oder ihr Depot umschichten sollen. Einer, der darauf eine Antwort weiß, ist Larry Fink, CEO des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock.
Larry Fink glaubt nicht, dass die US-Wahl die Märkte stark beeinflusst. Selbst wenn das Ergebnis zu starken Reaktionen führe, werde das auf lange Sicht keine Rolle spielen, sagte Fink bei einer Konferenz der Securities Industry and Financial Markets Association, über die die "Financial Times" berichtete.
Fink ist nicht das einzige Schwergewicht an der Wall Street, das überzeugt ist, dass die Wahl für die Finanzmärkte keine Rolle spielen wird. In einem Interview mit "Bloomberg" im Mai sagte Mike Gitlin, CEO des 2,7 Billionen Dollar schweren Investmentgiganten Capital Group, dass die Märkte langfristig steigen werden, egal, wer gewinne.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
- bloomberg.com: "Capital Group CEO Gitlin Says Election Won't Matter to Markets in Long Term"
- businessinsider.nl: "BlackRock’s Larry Fink says the US election ‘really doesn’t matter’ for markets"