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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Dokumentation enthüllt Hat dieser Mann den Bitcoin erfunden?
Ein neuer Dokumentarfilm versucht, die wahre Identität des Erfinders von Bitcoin aufzudecken. Doch ohne unumstößliche Beweise lebt der Mythos weiter.
Seit Jahren ranken sich Gerüchte um den Erfinder des Bitcoins: Satoshi Nakamoto. Mal ist von einem Mann die Rede, der seitdem nie wieder in der Öffentlichkeit aufgetaucht ist, ein anderes Mal von einer Gruppe, die Bitcoin unter einem Pseudonym entwickelt hat. Eine TV-Dokumentation will nun angeblich den wahren Erfinder der ältesten und bekanntesten Digitalwährung der Welt enttarnt haben.
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Mann bestreitet, mysteriöser Erfinder von Bitcoin zu sein
Der Dokumentarfilm "Money Electric – The Bitcoin Mystery" des amerikanischen US-Fernsehsenders HBO behauptet, das größte Rätsel der Kryptowährung gelöst zu haben: die wahre Identität des Erfinders von Bitcoin. Die Filmemacher der Dokumentation rund um Produzent und Regisseur Cullen Hoback glauben, dass es sich um den kanadischen Krypto-Experten Peter Todd handelt.
Der Krypto-Experte
Peter Todd ist in Krypto-Kreisen bekannt für seine Beiträge zur Bitcoin-Codebasis und seine lautstarke Unterstützung der Technologie als Alternative zu Bargeld – ein angeblich überwachungsresistentes Werkzeug für die digitale Welt. Todd hat zugegeben, dass er versucht hat, eine Bitcoin-ähnliche Technologie zu entwickeln, bevor Satoshi ihm zuvorgekommen ist.
Peter Todd hat die Filmemacher nach der Veröffentlichung auf HBO am 8. Oktober 2024 kritisiert und die Behauptung als "lächerlich" abgetan. Im Film konfrontiert Regisseur Cullen Hoback den vermeintlichen Satoshi Nakamoto alias Peter Todd. Er zeigte ihm seine Beweise und fragte ihn, ob er hinter der Erfindung stecke, die inzwischen eine Billion Dollar wert ist – eine Andeutung, über die Todd nur lachte.
"Ich warne Sie, das wird sehr lustig, wenn Sie das in den Dokumentarfilm einbauen", sagt Todd in der Dokumentation, als er vor laufender Kamera mit der Behauptung konfrontiert wird, Satoshi Nakamoto zu sein. Doch anstatt die Frage mit der gebotenen Ernsthaftigkeit zu beantworten, spielt Todd mit der Doppeldeutigkeit und antwortet: "Übrigens, jeder ist Satoshi." Später, nach der Ausstrahlung der Dokumentation, sagt Todd in einem Interview mit der BBC: "Ich bin nicht Satoshi Nakamoto." Es sei eine sinnlose Frage, da Satoshi sie einfach verneinen würde, so Todd.
Enormer Reichtum des Erfinders
Das Geheimnis um Satoshi Nakamoto ist nicht nur, dass niemand seine wahre Identität kennt und es sich möglicherweise nur um ein Pseudonym handelt, sondern auch das Vermögen, das er angesammelt hat. Es wird angenommen, dass Nakamoto bei der Gründung des Bitcoin-Netzwerkes rund eine Million Bitcoin gesammelt hat – das entspricht rund fünf Prozent aller Bitcoins, da das Bitcoin-Whitepaper vorsieht, dass es maximal 21 Millionen Bitcoins geben darf.
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Wenn Satoshi noch die Kontrolle über seine Bitcoin-Wallet hätte, wäre diese heute rund 69 Milliarden Dollar wert. Damit wäre er etwa die zwanzigstreichste Person der Welt, heißt es in dem Bericht auf "bbc.com".
Peter Todd selbst ist ein prominenter Bitcoin-Entwickler, dem viele Innovationen bei der ersten und größten Kryptowährung der Welt zugeschrieben werden. Dem BBC-Bericht zufolge wurde er jedoch in den Jahren, in denen man versucht habe, den Bitcoin-Erfinder zu entlarven, nie als Hauptkandidat für Satoshi genannt.
Bitcoin
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Großes Interesse an wahrer Identität von Satoshi
Das Interesse, den wahren Satoshi Nakamoto zu finden und das größte Krypto-Rätsel zu lösen, ist nicht nur in der Kryptogemeinde und bei einschlägigen Bitcoin-Fans groß. Im Vorfeld der Veröffentlichung des Dokumentarfilms wurden auf der Krypto-Wett-Website "Polymarket" Wetten im Wert von mehr als 44 Millionen Dollar darauf abgeschlossen, wer in der Sendung als Satoshi genannt werde.
Cullen Hoback, der schon früher versucht habe, anonyme Online-Figuren wie Q von QAnon zu entlarven, sagte, er sei nach jahrelangen Recherchen und Interviews zu diesem Schluss gekommen, dass Peter Todd Satoshi Nakamoto sei.
Die Beweise des Regisseurs
Einer seiner Hauptbeweise dafür, dass es sich bei Todd um Satoshi handelt, ist ein Forenbeitrag vom Dezember 2010, den er bei seiner Internetrecherche von Peter Todd gefunden hat und der wie eine Fortsetzung eines Beitrags von Satoshi aussieht. Laut Filmemacher Hoback würden die Grammatik, die Syntax und der Zeitpunkt des veröffentlichten Beitrags von Todd und Satoshi große Ähnlichkeiten aufweisen.
Ein weiterer Beweis sei, dass Todd einmal online gesagt habe, er habe absichtlich eine große Anzahl digitaler Münzen zerstört. Eine von vielen Theorien besagt, dass Satoshi absichtlich den Zugang zu seinem riesigen Vorrat an Bitcoins zerstört haben soll, der ursprünglich für den Start von Bitcoin geschaffen wurde. Es gibt jedoch keine Transaktionen oder Beweise in der Blockchain, die auf eine Vernichtung der Bitcoins hindeuten. Todd selbst hat die Interpretation seiner Aussage als unbegründet zurückgewiesen.
Auch Experten stehen der Theorie skeptisch gegenüber. Phil Lojacono von der Bitcoin Association Switzerland warnt davor, solche Spekulationen zu verbreiten, da sie schwerwiegende Folgen für die fälschlich Beschuldigten haben könnten, schreibt das Schweizer Online-Magazin "Crypto Valley Journal". Jemanden plötzlich mit einem Vermögen von mehreren Milliarden Dollar darzustellen, könne gefährlich sein und sollte um jeden Preis vermieden werden, so Lojacono.
Satoshi Nakamoto hat viele Gesichter
Die Jagd nach dem Schöpfer von Bitcoin hat im Laufe der Jahre eine ganze Reihe von Satoshis hervorgebracht, darunter Hal Finney, den Empfänger der ersten Bitcoin-Transaktion überhaupt, Adam Back, den Entwickler einer Vorläufertechnologie, die im Bitcoin-Whitepaper zitiert wird, und den Kryptografen Nick Szabo.
Im Jahr 2014 wurde in einem viel beachteten Artikel in "Newsweek" Dorian Nakamoto, ein in Kalifornien lebender japanisch-amerikanischer Mann, als Satoshi identifiziert. Er bestritt dies jedoch und die Behauptung wurde weitgehend entkräftet.
"Wired" und "Gizmodo" haben ein Jahr später unabhängig voneinander den australischen Informatiker Craig Wright als möglichen Satoshi identifiziert. Bald darauf erklärte Wright in Interviews mit verschiedenen Medien, unter anderem der BBC, dass er tatsächlich Satoshi sei, und zeigte scheinbare Beweise. Einige Tage später veröffentlichte "Wired" einen zweiten Artikel, in dem auf Unstimmigkeiten in Wrights Beweisen hingewiesen wurde, was dafür sprach, dass er ein brillanter Scherzbold war.
Auf einige Personen werde mit dem Finger gezeigt, andere behaupten, sie selbst seien Satoshi, heißt es in dem "Wired"-Bericht. "Die Leute haben im Grunde jeden verdächtigt, Satoshi zu sein", sagt Todd zu Beginn des Dokumentarfilms. "Das Problem bei dieser Art von Dingen ist, dass die Leute all diese verrückten Spiele spielen."
Für einige der prominentesten Stimmen in der Bitcoin-Branche ist die Geheimhaltung von Satoshis Identität ein Teil des Reizes und der Macht der dezentralen Währung. Sie ziehen es vor, dass die Identität des Bitcoin-Schöpfers für immer ein Geheimnis bleibt. Jeder ist Satoshi, und niemand ist Satoshi, heißt es auf "Wired".
- bbc.com: „Man denies being mysterious inventor of Bitcoin”
- hbo.com: „Money Electric: The Bitcoin Mystery”