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Polestar verkauft kaum Autos: Autohersteller in der Krise


90 Prozent Börsenwert futsch
Warum es bei dieser Volvo-Schwester kriselt

  • Antje Erhard
MeinungEine Kolumne von Antje Erhard

27.01.2025 - 08:48 UhrLesedauer: 3 Min.
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Beliebt als Fotomotiv – aber weniger beliebt bei potenziellen Käufern: Polestar ist ins Hintertreffen geraten. (Quelle: IMAGO/Michael Nigro/imago)
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Polestar ist auf dem hart umkämpften Markt für E-Autos im Hintertreffen. Das Unternehmen verkauft kaum Autos. Die Probleme sind teils hausgemacht. Ein Plan muss her.

Haben Sie schon einmal etwas von Polestar gehört? Der Elektroautohersteller, an dem der schwedische Hersteller Volvo und die chinesische Geely Holding beteiligt sind, ist in Deutschland wenig bekannt. Wohl auch deshalb, weil Polestar ein sehr spitzes Segment besetzt, Luxusmodelle im E-Auto-Bereich, und hier nur wenige Autos verkauft. Im vergangenen Jahr waren es knapp 45.000 – weltweit. 15 Prozent weniger als im bereits schwachen Vorjahr. An der Börse hat das Bremsspuren hinterlassen.

Von der Volvo-Tochter zur Volvo-Schwester

Polestar begann als Tuning-Marke von Volvo und war eine Volvo-Tochter. 2017 wurde sie durch ein Joint Venture von Volvo Cars und der chinesischen Geely Holding zur eigenständigen Elektroauto-Marke. Beim Börsengang 2022 hielt Volvo 48,3 Prozent und Geely 39 Prozent der Anteile. Im Februar 2024 reduzierte Volvo seinen Anteil auf 18 Prozent, während Geely seinen erhöhte. Damit wurden Volvo und Polestar zu Schwesterunternehmen unter dem Dach der Geely Holding.

In einem Jahr ging fast die Hälfte des Börsenwerts verloren. In Zeiten boomender Märkte ist das für Anleger besonders ärgerlich. Allerdings: Seit dem Börsengang 2022 ging es ohnehin eher abwärts für die Polestar-Aktie. Inzwischen ist sie 90 Prozent weniger wert als beim Börsendebüt. Derzeit ist die Aktie noch knapp einen Euro wert.

Umkämpfter Markt, der Förderung braucht

Klar, der Markt ist umkämpft. Es gibt immer mehr E-Autohersteller. Und viele – wie zum Beispiel BYD aus China – sind konkurrenzlos günstig und haben außerdem noch viele technische Finessen, die bei den Verbrauchern gut ankommen. So gibt es in Deutschland BYD-Modelle ab 32.990 Euro. Allein zwei Modelle liegen unter 40.000 Euro. Auch unter den europäischen E-Auto-Modellen finden sich einige günstige wie von Dacia oder Citroën.

Polestar dagegen verlangt viel Geld für seine Autos: Der Polestar 2 ist ab 48.990 Euro zu haben – kein weiteres Modell liegt unter der Marke von 50.000 Euro. Das ist viel Geld. Zu viel, um den Absatz anzukurbeln? Klar ist: Für Interessierte ist es schwierig, ein E-Auto zu kaufen, das in Komfort, Reichweite und Preis mit den Benzinern mithält. Zumal es in einigen Ländern wie Deutschland keine Förderung mehr gibt. Doch gerade Deutschland – und auch Frankreich – sollen wichtige Zielmärkte für Polestar in Europa werden.

Selbst der Platzhirsch Tesla hat derzeit Schwierigkeiten. 2024 war erstmals seit Jahren der Absatz rückläufig. Allerdings sind hier die Aussichten wohl gut: Tesla-Chef Elon Musk ist Berater des neuen US-Präsidenten. Dieser mag zwar nach eigenem Bekunden keine E-Autos, hat aber zu Elon Musk einen sehr guten Draht. Man darf oder muss gespannt sein, was da noch kommt. Für Tesla ist die Nähe zur Regierung sicher kein Nachteil.

Polestar will nun mit einer neuen Vertriebsstrategie den Kick-Start wagen. Dazu gehört zum Beispiel ein Händlernetz. 300 Händler sollen es werden. Bislang konnte man einen Polestar vor allem online bestellen und dann in einem der Ausstellungsräume abholen. Das waren viel zu wenige. Es wird Zeit für Verbesserungen.

Antje Erhard
(Quelle: Rüdiger Jürgensen)

Zur Person

Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u. a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.

Produktion in Europa geplant

Zugleich hat das Unternehmen angekündigt, künftig in Europa produzieren zu wollen. Wann genau, ist bisher nicht bekannt. Bislang produziert es die meisten seiner Fahrzeuge in Asien. Das ist aber unattraktiver geworden, seit die EU Ende vergangenen Jahres weitere Zölle auf Importe von E-Autos aus China erlassen hat.

Polestar baut – in kleinerem Umfang – auch in den USA Autos. Doch auch da kommt Gegenwind auf. Noch die alte Regierung in den USA hatte beschlossen, dass ab dem Jahr 2027 keine vernetzten Autos von Herstellern aus China beziehungsweise unter chinesischer Kontrolle in den USA verkauft werden dürfen. Selbst dann nicht, wenn sie vor Ort in den USA gefertigt werden.

Unter der neuen Regierung dürfte es nicht leichter werden. Schon in seiner Antrittsrede zur Amtseinführung hob Donald Trump explizit die heimische Autoindustrie hervor, die er so stark machen will, wie sie einst war: In den Achtzigerjahren begann in den USA eine starke Internationalisierung des Marktes und damit der Niedergang der amerikanischen Hersteller und von Industriestädten wie Detroit.

Polestar muss sich jetzt beweisen

Die Zeit eilt für Polestar, denn das Versprechen des Unternehmens an seine Aktionäre ist es, in diesem Jahr bereinigt vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen in die Gewinnzone zu kommen. Aber das ist ein beschwerlicher Weg. Mitarbeiter wurden inzwischen entlassen, Stellen gestrichen. Auch wenn das neue Kompakt-SUV Polestar 7 aus Europa kommen soll, die Konkurrenz hier ist groß.

Zu den chinesischen E-Auto-Herstellern will sich Polestar indes vor allem durch Qualität abgrenzen, hat eine kaufkräftige, luxusorientierte Zielgruppe im Fokus. Doch muss sich die neue Strategie noch beweisen. In einem Markt, der nicht auf den nächsten Nischenhersteller gewartet hat.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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