Wasserstoffunternehmen Tochterfirma von Thyssenkrupp startet gut an der Börse
Der Start ist geglückt, Thyssenkrupp ist nun mit seinem Wasserstoffunternehmen Nucera an der Börse. Doch der Markt ist umkämpft.
Die Wasserstoff-Tochter von Thyssenkrupp, Nucera, hat am Freitag einen guten Start auf dem Frankfurter Börsenparkett hingelegt. Nach einem Ausgabepreis von 20 Euro kletterte der Kurs am Freitagvormittag auf bis zu 21,78 Euro. Das Dortmunder Unternehmen stellt sogenannte Elektrolyseure her, in denen Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt wird. Der gewonnene Wasserstoff wird später als Energieträger genutzt.
Der Chef der Nucera-Mutter Thyssenkrupp, Miguel Ángel López Borrego, zeigte sich zufrieden. Wir haben unser Ziel erreicht und unser Wasserstoffgeschäft in einem anspruchsvollen Kapitalmarktumfeld erfolgreich an die Börse gebracht", sagte er. Damit erhalte das Unternehmen ausreichend finanziellen Spielraum, um weiter zu wachsen.
Konkurrenz aus München, Großbritannien, USA
Dem Markt wird angesichts der Energiewende und des wachsenden Bedarfs an Wasserstoff großes Potenzial beigemessen, er ist aber auch umkämpft. Zu den Wettbewerbern gehören Siemens Energy aus München, ITM Power aus Großbritannien sowie Plug Power und Cummins, beide aus den USA. Die Hälfte der insgesamt 600 Beschäftigten von Thyssenkrupp Nucera sind in Deutschland tätig, fast alle in Dortmund. An der Börse wurde das Unternehmen nach der positiven Kursentwicklung mit rund 2,7 Milliarden Euro bewertet.
Die Essener Konzernmutter hatte für Nucera bereits im vergangenen Jahr einen Börsengang ins Auge gefasst, wegen der volatilen Marktbedingungen dann aber zunächst Abstand davon genommen. Der Erlös aus dem Börsengang soll zum Ausbau des Geschäfts mit der sogenannten alkalischen Wasserelektrolyse (AWE) zur klimaneutralen Herstellung von Wasserstoff verwendet werden.
Von der klimaneutralen Herstellung von Wasserstoff verspricht sich Nucera starkes Wachstum. Bei der Elektrolyse wird Wasser mit Hilfe von Strom in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Wurde der Strom zuvor klimaneutral erzeugt, zum Beispiel mit Windrädern oder Solarzellen, wird der Wasserstoff "grün" genannt.
Fokus auf Chlor-Anlagen
Thyssenkrupp Nucera baut auch Anlagen für die Chlor-Alkali-Elektrolyse. Dieser Bereich ist gewissermaßen das konventionelle Brot-und-Butter-Geschäft. Das mit diesen Anlagen hergestellte Chlor wird zum Beispiel für die Reinigung von Trinkwasser genutzt oder als Basisstoff für Chemieunternehmen. Während dieser Bereich profitabel ist, ist die alkalische Wasserelektrolyse noch in der Investitionsphase. Dieser Bereich soll erstmals im Geschäftsjahr 2024/25 einen Gewinn verbuchen. Das Nucera-Geschäftsjahr läuft immer bis Ende September.
Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2022/23 erzielte Nucera einen Umsatz von 306 Millionen Euro und damit 130 Millionen Euro mehr als im Vorjahreszeitraum, das Betriebsergebnis (Ebit) lag bei 13,3 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 7,1 Millionen Euro). Der Auftragsbestand ist groß. Mit dem US-Unternehmen Air Product will Nucera eine 2-Gigawatt-Anlage in Saudi Arabien installieren, die Elektrolyseure kommen von der deutschen Firma. Am Rotterdamer Hafen arbeiten die Dortmunder mit dem Energiekonzern Shell zusammen, um grünen Wasserstoff herzustellen und von dort aus zu verschiffen.
Bisher hält Thyssenkrupp 66 Prozent und das italienische Industrieunternehmen De Nora 34 Prozent. Künftig werden sich die Eigentumsverhältnisse ändern, 24 Prozent des Grundkapitals sollen in Streubesitz kommen. Die Mehrheit an Nucera will Thyssenkrupp auch künftig halten.
- Nachrichtenagentur dpa