Börsen News Aktien Europa: Schwächer - Netflix verhagelt die Stimmung
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Freitag wieder Kursverluste verzeichnet. Damit setzte sich die Tendenz zur Schwäche fort. Auch auf Wochensicht steuern die europäischen Börsen auf Verluste zu. Der EuroStoxx 50 büßte am Vormittag 1,11 Prozent auf 4251,81 Punkte ein.
In Paris ging es ähnlich stark nach unten. Der Cac 40 sank um 1,13 Prozent auf 7112,93 Punkte. Der FTSE 100 in London gab um 0,79 Prozent auf 7524,76 Punkte nach.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets begründete die Verluste mit den schwachen Signalen vom US-Markt. Der enttäuschende Ausblick des Streaminganbieters Netflix sei angesichts der laufenden Nasdaq-Korrektur zur Unzeit gekommen: "Die aktuelle Berichtssaison im US-Technologiesektor startet damit alles andere als vielversprechend, während der Nasdaq-Index so dringend gute Nachrichten braucht, um endlich Halt zu finden."
Trotz Risikofaktoren wie Inflation und Ukraine-Konflikt gibt es aber auch positive Signale. So "stehen die Konjunkturampeln in Europa auf grün und die Wirtschaft in der EU könnte in den kommenden zwei bis drei Quartalen ordentlich durchstarten", merkte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect an.
Kapitalmarktanalyst Robert Halver von der Baader Bank macht zudem Entspannungssignale bei der Inflation aus. Noch ignorierten die Finanzmärkte diesen Effekt, doch seien "die Frachtraten für Schüttgüter laut Baltic Dry Index im Vorjahresvergleich bereits rückläufig." Die Konsequenzen machen Hoffnung: "Das deutet auf erholte Transportkapazitäten hin und verringert perspektivisch den Preisüberwälzungsdruck von Unternehmen auf Kunden", schließt Halver.
Die Schwäche der US-Technologiewerte machte auch vor dem europäischen Pendant nicht Halt. Stärkster Verlierer waren jedoch die Rohstofftitel. "Die Preissteigerungen bei Rohstoffen gehen zurück, da der Wiederauffüllungsprozess der Lager zunehmend abgeschlossen ist," merkte Halver an.
Ölwerten schwächelten nach dem jüngsten Höhenflug. "Die Ölpreise hatten sich zuvor mehr und mehr von den Fundamentaldaten abgekoppelt", stellte Rohstoffanalyst Carsten Fritsch von der Commerzbank fest. "Denn eine Angebotsknappheit besteht auf Basis der Prognosen von OPEC und IEA nicht."
Bei den Automobilwerten, die ebenfalls unter Druck standen, stachen Stellantis mit drei Prozent Abschlag heraus. Wie aus einer Mitteilung an die Börse in Hongkong hervorgeht, hatte der chinesische Autohersteller Dongfeng Motor 40 Millionen Stellantis-Aktien zu jeweils 18,30 Euro platziert.