Kreml-Ankündigung Gas wird immer teurer – Russland könnte mehr liefern
Russland spielt in der Gasversorgung Deutschlands eine entscheidende Rolle. Nachdem zuletzt Forderungen nach größeren Lieferungen laut wurden, um die Preise zu senken, reagiert nun der Kreml.
Der russische Staatskonzern Gazprom ist zu mehr Gas-Lieferungen nach Europa bereit. "Ist es möglich mehr Gas von Gazprom zu bekommen und dorthin zu pumpen? Es ist möglich. Gazprom ist bereit", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Sonntag laut Nachrichtenagentur Interfax.
Zudem habe Gazprom bereits jetzt alle zusätzlichen Bestellungen abgedeckt. Peskow wies daraufhin, dass Gazprom selbst großes Interesse an den Lieferungen habe. Die Abnehmer in Europa seien die wichtigsten Partner des Konzerns.
Gas ist in den vergangenen Monaten deutlich teurer geworden. Laut Bundesamt für Wirtschafts- und Ausfuhrkontrolle (Bafa) stieg der Einfuhrpreis für Erdgas zwischen Januar und Ende Juli 2021 um rund 42 Prozent. Zwischen Juli 2020 und Juli 2021 betrug der Anstieg sogar 146 Prozent.
Gaspreise liegen auf einem Rekordniveau
Der Börsenpreis pro Megawattstunde Gas schnellte laut Vergleichsportal Check24 auf ein Allzeithoch. Er lag im September bei 44,03 Euro, im September 2020 waren es – auch wegen der geringen Nachfrage in der Pandemie – nur 7,99 Euro gewesen.
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Viele Grundversorger in Deutschland haben nach Angaben der Portale Check24 und Verivox bereits Preiserhöhungen für ihre Kunden bekanntgegeben. Sie erwarten eine Preiswelle im Herbst.
Hintergrund für die steigenden Preise sind der wirtschaftliche Aufschwung nach den Lockerungen vieler Corona-Einschränkungen, die zu mehr Nachfrage nach Energie führte. Ein weiterer Faktor sind die vergleichsweise niedrigen Lagerbestände in der Europäischen Union.
Das meiste Gas für Deutschland stammt aus Russland
Aktuell sind die Gasspeicher in der EU zu rund 71 Prozent befüllt, wie aus Daten der Dachorganisation Gas Infrastructure Europe (GIE) hervorgeht. In Deutschland liegt die Auslastung der Gassilos bei rund 64 Prozent. Der Gasverbrauch wird mit weiter zunehmender wirtschaftlicher Aktivität und kühleren Temperaturen im Winter weiter zunehmen.
Russland ist für Deutschland dabei die wichtigste Quelle von Erdgas. Zwar veröffentlicht das Bundeswirtschaftsministerium seit 2016 keine nach Herkunftsländern aufgeschlüsselten Zahlen zu Gasimporten mehr. Laut Energie Informationsdienst beliefen sich die Erdgasimporte der Bundesrepublik 2020 nach Abzug der Erdgasexporte auf insgesamt 79,244 Milliarden Kubikmeter.
Hinzu kamen 5,155 Milliarden Kubikmeter inländisch gewonnenes Erdgas. Aus Russland stammten demnach 37,23 Milliarden Kubikmeter und somit rund 44 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases. Weitere rund 42 Prozent stammten demnach aus Norwegen, 6,5 Prozent aus den Niederlanden. Die Internationale Energie Agentur (IEA) hatte Russland ebenso wie EU-Parlamentarier vorgeworfen, nicht genügend Gas nach Europa zu liefern.
- Nachrichtenagenturen Reuters und dpa-AFX