Bericht des "Wall Street Journal" Keine Rettung? Behörden sollen sich auf Evergrande-Kollaps einstellen
Nach der Beruhigung droht der Sturm: Laut einem Medienbericht will die chinesische Regierung den schwächelnden Immobilienkonzern offenbar nicht retten. Lokale Behörden sollen sich auf einen Kollaps einstellen.
Nach einer kurzen Ruhe an den Börsen droht der nächste Sturm. Die chinesische Regierung hat nun ihren lokalen Behörden geraten, sich auf einen potenziellen Kollaps der zweitgrößten Immobilienfirma des Landes, Evergrande, vorzubereiten. Das berichtet das "Wall Street Journal".
Laut Insidern, die mit der Problematik vertraut sind, sei dies ein deutliches Signal, dass die chinesische Regierung nicht bereit ist, das Unternehmen mit Staatsgeldern zu retten. Sie bereite sich aber auf die ökonomischen und auch gesellschaftlichen Folgen vor, die ein Sturz des Konzerns bedeuten würde.
- Aktueller Kurs: Wo steht die Evergrande-Aktie gerade?
Viele Chinesen haben in den Konzern investiert, besonders der Kauf einer Eigentumswohnung als Altersvorsorge ist in China deutlich beliebter als etwa in Deutschland. Die offiziellen Stellen hatten die Maßnahmen als "Vorbereitung auf den möglichen Sturm" bezeichnet. Lokale Regierungen sowie staatliche Unternehmen seien angewiesen worden, erst in letzter Minute einzuschreiten, sollte Evergrande seine Geschäfte nicht sortieren können.
"Lehman-Effekt" vorerst nicht zu befürchten
Der Immobilienkonzern ist mit knapp 300 Milliarden US-Dollar verschuldet. Die Ankündigung, eine erste ausstehende Zinszahlung zu begleichen, hatte am Mittwoch und früheren Donnerstag für eine Entspannung auf den Aktienmärkten gesorgt. Doch bereits am Mittwoch warnten viele Experten, dass die Lage des Konzerns noch immer kritisch sei.
Die ersten Befürchtungen, die Insolvenz des Konzerns könnte einen Lehman-Effekt auslösen, halten viele Experten mittlerweile allerdings für überzogen. Die japanische Zentralbank sagte am Mittwoch deutlich, Evergrande sei ein chinesisches Problem, kein globales. Dies könnte sich aber ändern, sollte die gesamte Immobilienbranche in China in eine Schieflage geraten.
Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin sieht derzeit keinen Grund, Banken hierzulande einem vorsorglichen Stresstest zu unterziehen, wie aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der FDP hervorgeht. Im Kern würde es bei einem solchen Test darum gehen, zu klären, wie groß die Gefahr wäre, dass Banken Kreditausfälle verkraften müssten, sollte sich die Evergrande-Krise weiter zuspitzen.
- Eigene Recherche
- Wall Street Journal: China Makes Preparations for Evergrande’s Demise