Lernintensive Fächer Wie Studis Stoff und Nerven behalten
Frankfurt/Main/München (dpa/tmn) - Ein Studium verlangt einem in der Regel viel ab: Motivation, Ehrgeiz, methodisches Vorgehen und wissenschaftliche Präzision. Gleichwohl gibt es einige besonders lernintensive Fächer, für die eine extra Portion Fleiß und Ausdauer nötig sind.
Ob Physik oder Chemie, Maschinenbau, Medizin oder Jura: Die Klausurphasen sind oft eng getaktet, der Druck hoch. Kein Wunder, dass das Nervenkostüme flattert. Wie kommen Studierende da am geschicktesten durch?
Stoff zum eigenen Wissen machen
Der Neurowissenchaftler Henning Beck beschäftigt sich bis heute intensiv mit dem menschlichen Gehirn. In Vorträgen und Büchern geht er unter anderem der Frage nach, welchen Weg das Wissen nimmt, um ins Gehirn zu gelangen und dort zu bleiben.
Indem man zum Beispiel nicht nur lernt, sondern auch versteht. "Egal, worum es geht, es ist wichtig, dass man den Stoff zum eigenen Wissen macht. Also möglichst nicht passiv konsumieren, sondern aktiv mit dem Stoff umgehen", sagt er. Etwa, indem man sich selbst Schaubilder erstellt oder Fallstudien anwendet. Jeder könne hier den eigenen Vorlieben entsprechend Techniken entwickeln.
Wie ein Trainingsplan für einen Wettkampf
Beck vergleicht das gezielte Lernen auf eine Prüfung mit dem Training für einen Wettkampf. Sein Tipp: Rechtzeitig einen Zeitplan erstellen, in dem konkret der Lernstoff und das Datum, bis wann der sitzen soll, festgehalten werden. Der Plan kann dann so aussehen, dass man in einer erste Lernphase die Grundlagen erarbeitet, sich dann in einer zweiten Phase Spezialfragen widmet und kurz vor dem Prüfungstermin auf den Punkt lernt.
Ideal ist, wenn das Lernen zur Gewohnheit wird. Etwa, indem regelmäßige Zeitfenster dafür reserviert werden, zum Beispiel immer von 16 bis 18 Uhr.
Welcher Lerntyp bin ich?
Auch Cordula Nussbaum ist Fan definierter Lernziele, die man schwarz auf weiß festhält. Sie persönlich favorisiert die Rückwärtsrechnung: Ausgehend vom Termin der Prüfung wird definiert, welches Pensum bis wann geschafft sein will.
"Wenn man die Aufgaben in kleinere Schritte aufdröselt, türmen sie sich nicht wie eine unbezwingbare Wand auf", sagt die Zeitmanagement-Expertin und Trainerin. Zudem könne man Meilensteine festlegen und sich darüber freuen, wenn man die erreicht.
Nussbaum weist aber darauf hin, dass Lernpläne nicht für jeden erfolgversprechend sind. "Man sollte prüfen, welcher Lerntyp man ist. Manche gehen die Sache systematisch an, andere, die ich 'kreative Chaoten' nenne, benötigen Freiraum und Flexibilität, um gut und produktiv arbeiten zu können."
Ankerpunkte für die Wissensspeicherung
Ob nun systematischer oder spontaner Lerntyp, Nussbaum empfiehlt bei einem großen Lernpensum verschiedene Merktechniken auszuprobieren. Sie würden helfen, Informationen zu speichern und zu behalten - und so Zeit zu sparen. Merktechniken kommen in Form von Eselsbrücken wie Merksätzen, Reimen oder Grafiken, aber auch als komplexe Systeme, mit denen man sich komplette Bücher, endlose Wort-Listen oder tausendstellige Zahlen merken könne.
Zum Beispiel mit der Loci-Methode: Dabei schafft man sich gedanklich feste Plätze und legt die Informationen, die man sich merken will, dort ab - immer in der gleichen Reihenfolge. "Und wenn wir uns an das Gelernte erinnern wollen, dann spazieren wir gedanklich die Plätze ab und kommen so schneller an die Lerninhalte wieder heran", sagt Nussbaum.
Ruhepausen fürs Gehirn
Übrigens benötigt das Gehirn auch Zeit, um das Erlernte zu verarbeiten. "Permanente Wissenszufuhr funktioniert nicht, das Gehirn muss die Chance bekommen, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen und sich zu regenerieren", sagt Beck. Er rät, in allen Zeitplänen neben aktiven Phasen auch Ruhephasen einzubauen.
Nussbaum empfiehlt, kleine Teilerfolge mit einer Belohnung zu feiern: Schokolade, Sport, ein Nickerchen - alles, was als Anerkennung guttut.