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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Das Thema hat soziale Sprengkraft" Wirtschaftsweiser schlägt Ende der "Rente mit 63" vor

Angesichts steigender Sozialversicherungskosten fordern Wirtschaftsvertreter einschneidende Reformen. Dabei geht es auch um ein höheres Renteneintrittsalter.
Milliarden für die Bundeswehr, Milliarden für die Infrastruktur: Einen großen Berg Arbeit haben die Sondierer von Union und SPD schon hinter sich gebracht, ehe die Koalitionsgespräche überhaupt begonnen haben. In den kommenden Tagen und Wochen dürften nun Fragen im Mittelpunkt stehen, bei denen es im ersten Schritt zwar um weniger Geld geht, die deshalb jedoch nicht weniger wichtig sind: innere Sicherheit, Migration, Bürgergeld, Rentenpolitik.
Vor diesem Hintergrund hat jetzt der Wirtschaftsweise Martin Werding mutige Reformen in der Sozialversicherung angemahnt. In einer Studie, die Werding gemeinsam mit einer Kommission für die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) erstellt hat, schlägt der Ökonom umfassende Anpassungen im System der gesetzlichen Rente, bei der Arbeitslosenversicherung sowie bei der Kranken- und Pflegeversicherung vor.
Ziel müsse sein, was auch Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger am Mittwoch erklärte: Die Sozialbeiträge müssen runter. "Das 40-Prozent-Ziel muss Bestandteil des Koalitionsvertrags werden." Denn: "Ohne eine Begrenzung der Sozialbeiträge wird es keinen nachhaltigen Aufschwung geben."
"Das Thema hat soziale Sprengkraft"
Um die Zielmarke von 40 Prozent zu halten, schlägt Werding unter anderem vor, das gesetzliche Rentenalter von 67 Jahren weiter zu erhöhen und die sogenannte Rente mit 63 für langjährige Versicherte abzuschaffen. Zudem soll der Anstieg der Renten in den nächsten Jahren stark gedrosselt werden. Hinzu kommen soll nach Vorstellungen der Arbeitgeber eine Pflicht zur privaten Altersvorsorge.
Für die Krankenversicherung schlägt das Gutachten ein striktes "Versorgungsmanagement" vor. Gemeint ist, dass einzelne Krankenkassen für ihre Versicherten mit sogenannten Selektivverträgen nur mit bestimmten Krankenhäusern oder Ärzten zusammenarbeiten. Auch in der Pflege gehe es um mehr "Wettbewerb in der Versorgung", sagte Werding.
"Das Thema hat soziale Sprengkraft", sagte Werding, "weil es uns sehr langfristig beschäftigen wird." Grund dafür ist vor allem die Alterung der Gesellschaft. Allein in den kommenden Jahren gehen Millionen Vertreter der sogenannten Babyboomer-Generation in Rente, während deutlich weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten.
Dadurch gerät einerseits das Umlagesystem der gesetzlichen Rente in Schieflage, andererseits steigen auch die Kosten für die Pflege. Werdings Resümee: "Es geht darum, länger zu arbeiten. Aber auch darum, gesund zu altern."
- Pressegespräch der BDA
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa