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Oranienburg am Limit: Überlasten Wärmepumpen die Stromnetze?


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Stromkrise in Oranienburg
Mit Wärmepumpen hat das wenig zu tun


18.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Heizkraftwerk der Stadtwerke Oranienburg: Das Stromnetz der Stadt ist ausgeschöpft. (Quelle: IMAGO/Jürgen Ritter/imago)

Eine Meldung, die beunruhigt: Oranienburg hat einen Aufnahmestopp für neue Stromanschlüsse verhängt. Grund dafür sollen unter anderem neue Wärmepumpen sein. Die Bundesnetzagentur widerspricht dem.

Die brandenburgische Stadt Oranienburg löste mit dieser Nachricht Aufruhr aus: Die Stromversorgung der Stadt ist ausgeschöpft. Weitere Hausanschlüsse an das Stromnetz seien bei den Stadtwerken nicht möglich. Das ist allerdings laut der Bundesnetzagentur nicht zulässig.

"Zum erhöhten Strombedarf hat unter anderem das starke wirtschaftliche Wachstum, der Zuzug von Neubürgern nach Oranienburg sowie der verstärkte Einbau von Wärmepumpen geführt", schreiben die Stadtwerke in ihrer Mitteilung dazu. Vor allem der letzte Punkt wirft Fragen auf: Die Wärmepumpen, die im vergangenen Jahr als ein essenzieller Bestandteil des Heizungsgesetzes von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) galten, sollen nun für Kapazitätsengpässe verantwortlich sein. Bringt das die deutsche Energiewende in Gefahr?

Wärmepumpen spielen nur geringe Rolle

Die Bundesnetzagentur prüft derzeit den Fall Oranienburg. Aber schon in einer ersten Mitteilung heißt es: "Die neuen Bedarfe gehen insbesondere auf Industrie, Gewerbe und neue Baugebiete zurück. Der Ausbau oder Anschluss von Wärmepumpen oder Wallboxen spielt nur eine untergeordnete Rolle." Ähnliche Fälle seien der Bundesnetzagentur nicht bekannt, teilt sie auf Anfrage von t-online mit.

Grund für den Anschlussstopp ist ein Kapazitätsengpass am Umspannwerk der Hochspannung zur Mittelspannung, ausgelöst durch ein starkes Wachstum der Stadt. Der Bundesnetzagentur bestätigten die Stadtwerke Oranienburg, dass der höhere Bedarf "viel zu spät erkannt und damit auch viel zu spät" an den Netzbetreiber E.DIS weitergeleitet wurde. Ein Problem also, das auf "eine um Jahre verspätete Planung" zurückgehe und der individuellen Situation geschuldet sei.

Gewerbe-Boom in Oranienburg

Die Stadt verfügt über neun Gewerbe- und Industriegebiete, in denen sich in den vergangenen Jahren neue Firmen ansiedelten. Überregional bekannt sind etwa der Folienhersteller Orafol und der Pharmakonzern Takeda. Im vergangenen Jahr konnte Oranienburg 55,6 Millionen Euro durch die Gewerbesteuer der angesiedelten Firmen einnehmen. Gemeinsam mit Henningsdorf und Velten bildet Oranienburg den "Regionalen Wachstumskern" Brandenburgs.

Energieökonomin Claudia Kemfert sagte dem MDR, Oranienburg habe falsch geplant. Der Engpass habe nichts damit zu tun, dass Deutschland der Strom ausgeht, sondern die Stadt habe den erhöhten Strombedarf zu spät erkannt und Baugebiete ausgewiesen, ohne sich mit den Netzversorgern abzusprechen. Angesichts des starken wirtschaftlichen Wachstums und damit verbundenem Zuzug "hätte die Stadt das vorher wissen müssen". Die Versäumnisse in Oranienburg könne man nicht der Wärmewende anlasten.

Ausbaden müssen es Häuslebauer

Ausbaden müssen das Stromproblem aber wohl die Häuslebauer und -bauerinnen, denn wie die "Märkische Allgemeine Zeitung" (MAZ) berichtet, soll der Einbau von Wärmepumpen bei Neubauten nicht umgesetzt werden. Für jene, die damit auf umweltfreundlichere Energien setzen wollten, ist das ein harter Schlag.

Die Stadtwerke Oranienburg stellen nach eigenen Angaben täglich 325.000 kWh Strom zur Verfügung. Das wären rund 120 Millionen kWh im Jahr. Bei einer Wohnung von 100 bis 250 Quadratmetern benötigt eine Wärmepumpe bei mittlerem Verbrauch laut Heizspiegel etwa 40 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2022 deutschlandweit in 60 Prozent der fertiggestellten Ein- und Zweifamilienhäuser Wärmepumpen eingebaut, deutlich seltener in Mehrfamilienhäusern (35,8 Prozent).

Netzbetreiber muss Übergangslösung finden

Ein neues Umspannwerk für Oranienburg befindet sich schon im Bau, soll aber erst Ende 2026 ans Netz gehen. Darum fordert die Bundesnetzagentur die Stadtwerke auf, kurzfristige Lösungen zu finden, um neue Anschlüsse zu ermöglichen. Die Entscheidung für das neue Werk war im vergangenen Sommer gefallen. Allerdings gab es heftige Kritik, die sich vor allem gegen den ehemaligen Stadtwerke-Geschäftsführer Alireza Assadi richtete. Sein Vertrag wurde Ende September 2022 aufgelöst, weil es an Führungsqualitäten gemangelt haben soll, berichtet "MAZ". Zudem habe er nicht rechtzeitig auf den steigenden Strombedarf reagiert.

Netzbetreiber sind dazu verpflichtet, Anschlussbegehrende an ihr Netz anzuschließen. Als Übergangslösung prüfen die zuständigen Behörden derzeit das Aufstellen von Batteriespeichern und Erzeugungsanlagen sowie Vereinbarungen mit Großkunden. "Der Vorgang zeigt deutlich, wie wichtig eine vorausschauende Netzplanung ist", teilt die Bundesnetzagentur mit. Eine Anfrage von t-online ließen die Stadtwerke Oranienburg bislang unbeantwortet.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Auskunft der Bundesnetzagentur
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