Grüne Woche in Berlin Bei der Eröffnungsrede zeigt sich Özdemir selbstkritisch
Mehr als 300.000 Menschen werden zur Agrarmesse Grüne Woche erwartet. In seiner Eröffnungsrede betont Landwirtschaftsminister Özdemir, welche Rolle die Landwirtschaft für die Gesellschaft hat.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat die Agrarmesse Grüne Woche inmitten angespannter Debatten über die Zukunft der Landwirtschaft eröffnet. In seiner Eröffnungsrede lobte der Grünen-Politiker in Berlin die Landwirtschaft als "wichtigen Teil unserer Gemeinschaft in ländlichen Räumen". "Wenn wir Landwirtschaft zukunftsfest machen, heißt das immer auch, dass wir unsere ländlichen Räume stärken", sagte Özdemir. "Und wer die ländlichen Räume stärkt, der stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und sorgt dafür, dass radikale Kräfte nicht stärker werden."
Die Menschen auf dem Land dürften nicht das Gefühl haben, dass die Politik nur die städtische Sicht einnehme. "Das meine ich durchaus auch selbstkritisch in Richtung meiner Regierung", sagte der Minister.
300.000 Menschen erwartet
Ab Freitag ist die Agrarmesse Grüne Woche für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Bis zum 28. Januar können dann auf dem Messegelände wieder Spezialitäten der Ernährungswirtschaft probiert, Tiere gestreichelt und zahlreiche Informationen über die Lage der Landwirtschaft eingeholt werden. Auf der Messe präsentieren sich dieses Jahr rund 1.400 Aussteller aus 60 Ländern. Die Messe Berlin erwartet mehr als 300.000 Besucher.
Die 88. Ausgabe der Agrarmesse wird von der Debatte über Subventionskürzungen beim Agrardiesel und die bundesweiten Proteste von Bauern dominiert. Bauernpräsident Joachim Rukwied hatte vor der Eröffnung neue Proteste angedroht, sollten die geplanten Kürzungen beim Agrardiesel nicht zurückgenommen werden.
Bauernpräsident kritisiert Politik
Die Eröffnungsveranstaltung nutzte Rukwied für eine Generalkritik an der Politik. "Ich glaube, dass viele Mitbürgerinnen und Mitbürger das Gefühl haben, dass man eher über sie hinweg regiert und nicht mit ihnen spricht", sagte Rukwied. "Das muss sich ändern. Die Politik muss wieder näher an die Menschen ran." In den vergangen Monaten sei bei mehreren großen politischen Themen viel Verunsicherung in der Bevölkerung entstanden.
Besonders vehement wandte sich Rukwied gegen Ernährungsstrategien und Ernährungsvorschläge für die Bürger. "Essen ist Genuss und jeder Mensch soll essen, auf was er Lust hat, was ihm schmeckt und was er gerade genießen möchte", sagte der Bauernpräsident.
- Nachrichtenagentur dpa