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Renten-Plus: Deutsche unterschätzen Lebenserwartung – fatale Folgen


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Fatale Folgen
Deutsche unterschätzen ihre Lebenserwartung


Aktualisiert am 03.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ein älteres Ehepaar feiert Geburtstag (Symbolbild): Die Deutschen werden immer älter. (Quelle: IMAGO/Adalberto Rodriguez)

Die Deutschen leben länger als sie glauben. Klingt gut – kann im Rentenalter aber schwerwiegende Folgen haben, warnt jetzt eine Ökonomin.

80? 85? Oder gar 90 Jahre? Die Frage, wie alt wir alle wohl werden, beantworten viele Menschen falsch. Konkret: Die meisten unterschätzen die durchschnittliche Lebenserwartung. Und zwar so deutlich, dass es fatale Konsequenzen haben kann.

Das ist das Ergebnis einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Demnach gaben die Teilnehmer eines Umfrage-Panels im mittleren Wert (Median) an, dass die Lebenserwartung bei Frauen 81 Jahre betrage, bei Männern schätzten sie 78 Jahre. Tatsächlich aber werden Frauen, die heute 65 Jahre alt sind, laut Statistischem Bundesamt im Schnitt 86,1 Jahre alt, Männer im selben Alter 82,9 Jahre.

"Die Lebenserwartung von Männern und Frauen wird somit jeweils um fünf Jahre unterschätzt", schreibt Studienautorin Ruth Maria Schüler. "Der Befund bestätigt Untersuchungen, nach denen sich Befragte eher am erreichten Alter der Großeltern oder Eltern orientieren, das niedriger liegt als die zukünftige Lebenserwartung."

Die Krux des fehlenden Wissens

Bei der Lebenserwartung unterscheiden die Statistiker zwischen jener bei Geburt und der "ferneren" Lebenserwartung im Alter von 65, die auch Schüler für ihre Studie berücksichtigt hat. Letztere ist in den vergangenen 60 Jahren deutlich gestiegen, wie folgende Tabelle zeigt:

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Wissen viele Menschen nicht ausreichend um diese Entwicklung, kann das für die eigene Altersvorsorge zum Problem werden. Denn: Wer schätzt, dass die Menschen im Schnitt nicht so alt werden, dürfte auch fürs eigene Leben vermuten, dass er kürzer lebt.

Das wiederum mag dazu führen, dass er sich selbst anders auf den Lebensabend vorbereitet, womöglich nicht genug Geld zur Seite legt – und in den letzten Jahren seines Lebens allein auf teils spärliche Rentenzahlungen angewiesen ist, weil er sein Vermögen schon eher aufgebraucht hat.

Das sieht auch Schüler so: "Wenn ich nur 15 Jahre nach dem Renteneintritt vorgesorgt habe, am Ende aber 20 Jahre lebe, sinkt der Lebensstandard in den letzten fünf Jahren möglicherweise stark."

Der Schlüssel sei ein umfassendes Wissen um die Altersvorsorge und die gesetzliche Rente, wie ihre Studie auch an anderen Stellen belegt. Wer die Lebenserwartung eher richtig einschätzt und daneben auch die Höhe des Beitragssatzes für die gesetzliche Rente sowie die Regelaltersgrenze korrekt beziffert, hat sich aufs Rentenalter in der Regel besser vorbereitet.

"Vor allem die Kenntnis des Beitragssatzes steht in einem positiven Zusammenhang mit einer breiteren Streuung der Vorsorge", so Schüler. Ihr Appell lautet deshalb: "Wir müssen die Menschen besser über die zentralen Kenngrößen der Alterssicherung wie die durchschnittliche Lebenserwartung informieren. Sonst fehlt ihnen ein wichtiger Baustein für die Planung ihrer Finanzen im Alter."

Rentenversicherung könnte Briefe anpassen

Eine Möglichkeit dafür könnte etwa die regelmäßige Renteninformation sein, die die Deutsche Rentenversicherung (DRV) verschickt. Diesen Brief bekommt jeder, der mindestens 27 Jahre alt ist und mindestens fünf Jahre lang Beiträge zur gesetzlichen Rente gezahlt hat.

Darin enthalten ist unter anderem eine Schätzung der möglichen Rentenbezüge im Alter sowie der erwartete Beginn der Altersrente. Schüler: "Hier könnte die DRV auch zusätzlich einen Satz aufnehmen, wie alt Frauen und Männer in Deutschland laut Statistischem Bundesamt werden."

Weiteren konkreten Handlungsanweisungen seitens des Staates steht Schüler derweil skeptisch gegenüber. "Es geht nicht darum, dass der Staat seine Bürger bevormundet, etwa durch eine Pflicht zur privaten Vorsorge", so die Ökonomin. "Allerdings sollten alle die relevanten Informationen haben, um selbstbestimmt gute Entscheidungen zu treffen."

Für die Studie hat Schüler Daten einer Panel-Befragung unter rund 5.000 Teilnehmern genutzt. Berücksichtigt bei der Auswertung von Fragen zur Altersvorsorge wurden dabei rund 3.000 Menschen, die erwerbstätig sind oder explizit keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Rentnerinnen und Rentner sowie jüngere Menschen, die noch zur Schule gehen oder sich in der Ausbildung befinden, wurden von der Analyse ausgeschlossen.

Verwendete Quellen
  • IW Trends 2/2023: Die Bedeutung von Wissen um die Alterssicherung für das Altersvorsorgeverhalten in Deutschland
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