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Mindestlohn: Wieso ist nicht mehr als 12,41 Euro drin?


12,41 Euro pro Stunde
Mehr ist gerade einfach nicht drin

  • Florian Schmidt
MeinungVon Florian Schmidt

Aktualisiert am 27.06.2023Lesedauer: 2 Min.
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Fensterputzer bei der Arbeit: Für viele Branchen gelten bereits höhere Mindestlöhne als der gesetzlich vorgeschriebene. (Quelle: grafxart via www.imago-images.de)

Der Mindestlohn steigt auf 12,41 Euro. Zu wenig, poltern die Gewerkschaften. Dabei ist angesichts der Wirtschaftslage völlig klar: Mehr ist jetzt einfach nicht drin.

Der Aufschrei ließ nicht lange auf sich warten. Als eine "fatale Entscheidung und einen Skandal" bezeichnet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten die Empfehlung der Mindestlohnkommission, den Mindestlohn auf 12,41 Euro anzuheben. Von einer "enttäuschenden" Anpassung spricht der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB).

So erwartbar diese Reaktionen waren, so wenig sinnvoll sind sie bei genauerer Betrachtung. Denn die Empfehlung ist in der aktuellen Situation absolut maßvoll und damit goldrichtig.

Sicher, auf den ersten Blick mag es leichtfallen, in den Chor jener einzustimmen, die auf ein weit größeres Plus beim Mindestlohn gehofft hatten. Gerade in Zeiten der hohen Inflation müssten jene, die besonders wenig Einkommen haben, doch am ehesten gestärkt werden. Mit einer solchen Mini-Anhebung von 3,4 Prozent ab 2024 und 3,3 Prozent ab 2025 erleiden sie immer noch einen Reallohnverlust, so die unbestreitbar korrekte Darstellung.

Die Wirtschaft steckt mitten in der Rezession

Auf den zweiten Blick aber wird schnell klar: Mehr geht einfach nicht. Zumindest nicht jetzt.

Warum das so ist, zeigt eine weitere Wirtschaftsmeldung vom Montag: Einer Erhebung des Münchner Ifo-Instituts zufolge trübt sich die Konjunktur in Deutschland weiter ein. Der Geschäftsklimaindex, für den Tausende Firmen ihre Einschätzung zur Auftragslage und ihren Erwartungen für die kommenden Monate abgeben, ist zum Vormonat um drei Zähler auf nur noch 88,5 Punkte gefallen.

Konkret heißt das: Nach den zwei Schrumpf-Quartalen im Winter deutet jetzt wenig darauf hin, dass die Wirtschaft bald besser läuft. Im Gegenteil, die Aussichten werden eher schlechter. Das Bruttoinlandsprodukt, so prognostiziert es nicht nur das Ifo, sondern auch andere Forschungseinrichtungen, wird dieses Jahr schrumpfen.

Längst sprechen viele Experten davon, dass Deutschland wie zuletzt in den 1990er-Jahren zum "kranken Mann" Europas geworden sei. Ein Land, dessen Industrie schwächelt, weil sie zu lange auf billiges Erdgas aus Russland gesetzt hat, hinter Frankreich und selbst Spanien zurückfällt.

Lieber weniger Lohn als gar keinen Job

Die Schlussfolgerung aus dieser Diagnose: Ein zu großer Zuwachs bei den Lohnkosten wäre für viele Unternehmen jetzt Gift. Würde der Mindestlohn noch stärker erhöht, als es die Mindestlohnkommission jetzt empfohlen hat, könnte die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands noch stärker leiden.

Firmen würden vermutlich ins Ausland abwandern, Waren "made in Germany" in aller Welt noch teurer werden, die Exporte sinken, letztendlich womöglich gerade jene Jobs verloren gehen, um die es beim Mindestlohn nun geht.

So bitter es für viele Mindestlohnbezieher klingen mag: Das Mini-Plus bei ihren Löhnen ist das Beste und Verantwortungsvollste, was derzeit möglich ist. Und vor allem ist es besser als der Verlust des eigenen Jobs. Genau das aber würde bei einem höheren Sprung drohen – was letztlich auch die Gewerkschaften einsehen müssen.

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