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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Weltwirtschaftsforum geht los Darum geht's in Davos
Olaf Scholz ist dabei, ansonsten aber fehlt es an echten "Superstars": Beim Weltwirtschaftsforum in Davos stehen dieses Jahr gleich mehrere Krisen im Fokus.
Für fünf Tage verwandelt sich das Schweizer Alpendorf Davos zum Hotspot der globalen Elite aus Wirtschaft und Politik: Nach einer Sommerausgabe im Mai vergangenen Jahres reisen nun wieder wie gewohnt Staats- und Regierungschefs, Wirtschaftslenker und Interessenvertreter im Januar nach Davos.
Das diesjährige Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, kurz: WEF) steht dabei abermals im Zeichen des Ukraine-Kriegs. Zudem geht es bei der Konferenz um die Energiekrise, die Inflation, den Fachkräftemangel und die Risiken der Geopolitik. t-online beantwortet die wichtigsten Fragen rund ums WEF.
Was ist das Weltwirtschaftsforum eigentlich?
Das Weltwirtschaftsforum ist im Kern eine Stiftung, gegründet 1971 von dem deutschen Ökonomen Klaus Schwab. Die zentrale Veranstaltung des Forums ist ein jährliches Treffen gleichen Namens. Dem Weltwirtschaftsforum gehören rund 1.000 große Unternehmen aus der ganzen Welt an, die das WEF durch ihre Mitgliedsbeiträge finanzieren.
Das Forum ist damit politisch unabhängig und verfolgt oder vertritt keine nationalen Interessen. Ziel des WEF ist es, Impulse für den politischen und wirtschaftlichen Fortschritt zu geben.
Nachdem das WEF vergangenes Jahr wegen der Corona-Pandemie erstmals und ausnahmsweise im Mai stattgefunden hatte, ist es nun wieder zu seinem traditionellen Termin angesetzt: im Januar bei schneebedeckten Hängen. Das einwöchige Treffen gleicht dabei einem Klassentreffen für Wirtschafts- und Staatschefs: Bei Podiumsdiskussionen, Vorträgen und vielen weiteren Veranstaltungen tauschen sich neben Vertretern der Mitgliedsunternehmen sowie Journalisten und Angehörigen von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) auch zahlreiche Politiker in Davos aus.
Worum geht es dieses Jahr?
Das Motto in dieser Woche lautet "Zusammenarbeit in einer zersplitterten Welt", wie das Forum vergangenen Dienstag mitteilte. Angesichts der multiplen derzeitigen Krisen sei eine stärkere Kooperation von Politik und Wirtschaft Voraussetzung für einen starken und dauerhaften Wirtschaftsaufschwung, sagte WEF-Gründer Klaus Schwab. "Gleichzeitig muss erkannt werden, dass die wirtschaftliche Entwicklung widerstandsfähiger und nachhaltiger gestaltet werden muss und niemand zurückgelassen werden darf."
Die "schiere Anzahl" an aktuellen Krisen erfordere ein mutiges gemeinsames Handeln, heißt es dabei gleich ganz oben auf der Website zum diesjährigen Treffen. In Davos sollen "Prioritäten" für das Jahr diskutiert und im Dialog Lösungen erarbeitet werden.
Und Priorität hat eigentlich alles, die Liste der Herausforderungen ist lang: Die anhaltende Corona-Pandemie, wachsende Differenzen und Handelskonflikte zwischen den USA und China, der russische Überfall auf die Ukraine, die daraus resultierende Energiekrise und die Klimaerwärmung sind nur einige Punkte auf einer langen Agenda.
Das 53. Weltwirtschaftsforum finde inmitten der "komplexesten geopolitischen und geoökonomischen Lage seit Jahrzehnten" statt, sagte unlängst der frühere norwegische Außenminister und jetzige WEF-Präsident Börge Brende. Es stehe viel auf dem Spiel. Nicht wenige Debatten werden sich um die Zukunft der Globalisierung drehen, um belastete Lieferketten und Versorgungsprobleme und um die in vielen Ländern explodierenden Lebenshaltungskosten.
Wer kommt alles – und wer nicht?
Insgesamt nehmen rund 2.700 Personen am WEF teil, unter ihnen rund 400 Vertreter von Regierungen und der Politik sowie rund 600 Firmenlenker und Chefinnen großer und kleinerer Unternehmen. Auffällig dabei: Ein wirklich großer Name, ein "Superstar" – etwa der US-Präsident oder der chinesische Staatschef – fehlt.
Zu den prominentesten zählen unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der am Mittwoch in die Schweiz reist, sowie UN-Generalsekretär António Guterres. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird am WEF teilnehmen, wie zuletzt schon im vergangenen Mai, allerdings per Videoschalte.
Kiews Bürgermeister Witali Klitschko dagegen wird voraussichtlich persönlich vor Ort sein. Zudem werden die Staats- und Regierungschefs Finnlands, Sanna Marin, der Niederlande, Mark Rutte, Polens, Andrzej Duda, und Südafrikas, Cyril Ramaphosa, in den Schweizer Bergen erwartet.
Des Weiteren haben EU-Ratspräsident Charles Michel, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, EZB-Präsidentin Christine Lagarde, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sowie die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgiewa, ihr Kommen angekündigt.
Aus Deutschland sind außerdem Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) als Teilnehmer von Podiumsdiskussionen vorgesehen. Ebenfalls mit dabei: Klimaaktivistin Luisa Neubauer.
Abermals nicht nach Davos reisen wird derweil US-Präsident Joe Biden. Auch seine Stellvertreterin Kamala Harris ist nicht mit von der Partie, dafür der US-Sonderbeauftragte für Klimapolitik, John Kerry, und US-Arbeitsminister Martin J. Walsh. Wenig überraschend: Russlands Präsident Wladimir Putin ist erneut nicht eingeladen und nimmt anders als in früheren Jahren nicht am WEF teil. Auch Chinas Staatschef Xi Jinping kommt nicht nach Davos, schickt dafür seinen Vize.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP