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Karl Lauterbach: Selbst beim Gendern scheitert er


Meinung
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"Fragen Sie Ihre Ärztin oder Arzt"
Langsam ist es nur noch absurd

  • Florian Schmidt
MeinungEin Kommentar von Florian Schmidt

Aktualisiert am 17.02.2023Lesedauer: 2 Min.
Apotheke in Berlin (Symbolbild): Bald kann man sich die Corona-Impfung auch in Berliner Apotheken geben lassen.Vergrößern des Bildes
Eine Apotheke in Berlin (Symbolbild): Arbeiten hier wohl noch Apotheker, Herr Lauterbach? (Quelle: Stefan Zeitz/imago-images-bilder)
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Gesundheitsminister Lauterbach will den Warnhinweis für Medikamente geschlechtergerecht machen. Warum der neue Satz seltsam anmutet.

Wohl kein Satz geht den Deutschen flotter über die Lippen: "Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker" heißt es täglich im Vorspulmodus nach gefühlt Hunderten Reklamespots, die im Fernsehen oder Radio für Arzneien und Nahrungsergänzungsmittel werben.

Bis jetzt. Denn geht es nach Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, endet der Satz künftig so: "... fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke." (Mehr dazu lesen Sie hier.)

Bitte was? Sie lesen richtig: Der Hang zum Gendern, der gezielte Umbau der deutschen Sprache im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit, macht jetzt selbst vor jenen Texten nicht Halt, die sowieso kein Mensch liest oder nach jahrelangem Training geflissentlich überhört. Das ist absurd – wenn auch aus anderen Gründen, als die meisten jetzt denken mögen.

Wer nicht gendert, ist kein Sexist

Sicher, es wäre ein Leichtes, jetzt zu poltern: Genderwahn selbst in der Werbung! Haben wir denn keine anderen Probleme? Und überhaupt, was soll der Quatsch – rein sprachlich ist beim Arzt die Ärztin doch längst mitgemeint!

Wer so denkt, trifft gewiss einen richtigen Punkt. Und muss deshalb übrigens noch lange kein übler Sexist sein, ein Frauenhasser, der das weibliche Geschlecht über die Wahl seiner Worte bewusst kleinhalten will.

Fakt ist: Auch viele Frauen wenden sich gegen die Gendersprache, zumal dann, wenn sie mit unaussprechlichen Satzzeichen mitten im Wort um die Ecke kommt ("Pfleger:innen", "Lehrer_innen", "Kellner*innen") oder in Form einer grammatisch falschen Verlaufsform ("Pflegende").

Die Apotheke als Abholstation für Medizin

Doch darum geht es – ein Glück – bei Lauterbachs Vorschlag ja gar nicht, immerhin. Absurd wird der Satz vielmehr durch etwas anderes: Der neuen Sprachregelung zufolge gibt es nämlich künftig zwar neben dem männlichen Arzt auch eine weibliche Ärztin. Dafür aber ist der Apotheker abgeschafft, von den Apothekerinnen, die mit 71 Prozent den größten Anteil an dem Berufsstand haben, hat gar niemand je gesprochen.

Stattdessen sollen wir künftig einfach in die Apotheke hineinlaufen und dort wohl in den leeren Raum rufen: "Ich hätte da eine Frage zur Einnahme von Meditonsin! Jemand da, der sie mir beantworten kann?"

Fies ließe sich unterstellen: Das Gesundheitsministerium entmenschlicht den Apotheker, degradiert einen ehrenwerten Berufsstand herab zu einer reinen Institution, zu einem Ort, an dem man eben Medikamente bekommt.

Schon realistischer aber dürfte sein, was sich viele Apotheker gerade gegenseitig erzählen. Die Lobby der Ärzte war wohl wieder etwas stärker, rückt sich gekonnt ins Rampenlicht und drängt die übrigen Heilberufe aus dem Bild.

Oder aber, und das ist wohl der wahrscheinlichste Grund für die Entscheidung des Ministeriums: "Apothekerinnen und Apotheker" war einfach zu lang. Gendern, ja bitte – aber nicht, wenn es mehr als fünf Buchstaben dafür braucht.

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