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Dramatische Folgen für den Wohnungsmarkt: Bauholz könnte noch teurer werden


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Holzverbrauch
"Dramatische Folgen" für den Wohnungsmarkt befürchtet


Aktualisiert am 29.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Eine Holzkonstruktion für ein Wohnhaus: Mit Holz zu bauen ist besonders klimafreundlich.Vergrößern des Bildes
Eine Holzkonstruktion für ein Wohnhaus: Mit Holz zu bauen ist besonders klimafreundlich. (Quelle: IMAGO/Christian Vorhofer)

Bauen mit Holz wird immer beliebter – auch weil es emissionsarm ist. Doch ein EU-Vorhaben könnte die Preise deutlich in die Höhe treiben, befürchten Branchenverbände.

Immer mehr Menschen setzen beim Hausbau auf Holz als nachhaltigen Baustoff. Doch das werde durch den europäischen Green Deal nun "massiv gefährdet", warnt eine Verbandsinitiative der deutschen Waldbesitzer und der Säge-Industrie.

Angesichts der geplanten Maßnahmen zur Stilllegung von landwirtschaftlichen Flächen befürchten sie "dramatische Folgen" für den Wohnungsmarkt und damit letztlich auch für das Klima. Die Preise für den Baustoff Holz könnten deutlich ansteigen.

Schlechte Nachrichten für alle Hausbauer. Denn die Nachfrage nach Holz ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Rund ein Viertel (23,1 Prozent) der Bauherren von Ein- und Zweifamilienhäusern setzten im Jahr 2020 auf Holz für tragende Konstruktionen. Zehn Jahre zuvor waren es noch knapp 17 Prozent gewesen.

"EU gefährdet klimafreundliches Bauen"

Mit dem Green Deal wollen die Staaten der Europäischen Union ihre Netto-CO2-Emissionen bis 2050 auf null reduzieren. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte ihn Ende 2019 vorgestellt. Seitdem wurden bereits einige Teile beschlossen, andere auf den Weg gebracht – darunter auch die sogenannte EU-Biodiversitätsstrategie.

Die sieht vor, bis 2030 zehn Prozent der Landflächen Europas besonders streng zu schützen und jegliche wirtschaftliche Nutzung auf ihnen zu untersagen. Die Forstwirtschaft wäre in diesen Gebieten ebenfalls nicht möglich.

"Die EU gefährdet klimafreundliches Bauen in Deutschland", warnen deshalb die Deutsche Säge- und Holzindustrie (DeSH) sowie die Familienbetriebe Land und Forst (FABLF) in einer gemeinsamen Erklärung.

Gebäudesektor für viele Emissionen verantwortlich

Tatsächlich könnte das für den Wohnungsbau in Deutschland ein Problem werden – dort ist die Lage ohnehin angespannt. Dass es zu wenig Wohnraum gibt, ist allgemein bekannt. Die Bundesregierung hat daher in ihrem Koalitionsvertrag den Bau von 400.000 Wohnungen pro Jahr vereinbart. Doch die Bundesregierung ist weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen (mehr dazu lesen Sie hier).

Nicht nur die Menge ist ambitioniert, die Wohnungen sollen darüber hinaus möglichst klimafreundlich gebaut werden. Denn bei den deutschen und europäischen Plänen zur Klimaneutralität bis 2050 stellt der Gebäudesektor eine große Herausforderung dar. Rund 30 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes stammen aus diesem Bereich.

Die Verbandsinitiative sieht Holz als Teil der Problemlösung: Ein Kubikmeter verbautes Holz speichert eine Tonne CO2, welches die Bäume beim Wachsen aus der Atmosphäre gezogen haben. Durch die EU-Pläne fühlt sich die Säge- und Holzindustrie ausgebremst. "Wenn wir es mit dem Klimaschutz ernst meinen, ist klimafreundliches Bauen der Schlüssel. Dafür müssen wir mehr Holz in die Gebäude bringen", so DeSH-Präsident Jörn Kimmich.

Holzverbrauch deutlich gestiegen

"Wenn die im EU-Green-Deal geplante Stilllegung der Landflächen umgesetzt wird, würde die Nutzung dort vollständig verboten. Das reduziert die Verfügbarkeit von Bauholz erheblich", so Max von Elverfeldt, Vorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst.

Eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung aus diesem Jahr gibt den Verbänden recht. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass weltweit rund 106 Gigatonnen CO2 eingespart werden könnten, wenn bis zum Jahr 2100 mit Holz statt wie bisher mit Beton und Stahl gebaut würde.

Gleichzeitig ist der weltweite Holzverbrauch bereits auf einem Allzeithoch und diese hohe Nachfrage kann schon jetzt kaum bedient werden. Eine Studie des WWF zeigt, dass der weltweite Verbrauch in den vergangenen 60 Jahren um fast 60 Prozent gestiegen ist. Zwischen 4,3 und 5 Milliarden Kubikmeter Holz wurden im Jahr 2020 weltweit geschlagen, mehr als die Hälfte davon zur Energiegewinnung. Auch die Papier- und Zellstoffproduktion hatte einen großen Anteil.

Die EU-Vorgaben könnten diese Versorgungslücke nun deutlich vergrößern. Die Verbände berufen sich dabei auf eine Berechnung der Bundesforschungsanstalt Thünen-Institut. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass die Rundholzproduktion um bis zu 48 Prozent zurückgehen könnte.

Verbände: Holz zu importieren wäre absurd

"Es wäre an Absurdität kaum zu übertreffen, wenn der EU-Green-Deal dazu führen würde, dass wir Holz aus Nicht-EU-Ländern importieren müssen, um die Produktionsausfälle in Europa zu kompensieren. Das wäre nicht nur schädlich für das Klima, sondern auch viel zu teuer", so die beiden Verbandspräsidenten.

Die Preise für Holz könnten dann deutlich steigen. Nach Höchstwerten im Sommer 2021 waren die Erzeugerpreise zuletzt spürbar gefallen, doch dabei dürfte es sich nur um eine Momentaufnahme handeln. Denn auch andere Faktoren könnten sich mittelfristig auf die Preise auswirken: steigende Lohn-, Transport- und Energiekosten.

Zudem wird die Anzahl der Bäume knapper: Der Natur machen die hohen Temperaturen und trockenen Sommer zu schaffen, viele Bäume sind in diesem Jahr vertrocknet. Die Klimakrise verschärft dieses Problem zunehmend.

Die beiden Verbände fordern daher gemeinsam: "Die Politik muss jetzt die richtigen Weichen für die gesamte Wertschöpfungskette Holz stellen: vom Waldbau bis zum Wohnungsbau. Das geht nur mit einer europäischen Klimapolitik, die ihrem Namen auch wirklich gerecht wird."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Pressemitteilung DeSH und FABLF
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