Energiekrise Jeder zweite Deutsche will weniger heizen
Angesichts der Energiekrise planen viele Deutsche, ihr Heizverhalten anzupassen. Ein Viertel will aber gar nichts ändern. Für Stadtwerke könnte das gefährlich werden.
Mehr als jeder zweite Mensch in Deutschland plant einer Umfrage zufolge, im kommenden Winter zu Hause weniger zu heizen. Entsprechend antworteten 56 Prozent der Befragten in einer Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov am 1. September.
Mehr als ein Viertel (29 Prozent) gab dagegen an, das eigene Heizverhalten nicht ändern zu wollen, aber ohnehin wenig zu heizen. Nur 5 Prozent kündigten an, ihr Verhalten ebenfalls nicht zu ändern, obwohl sie sogar viel heizen.
4 Prozent der Befragten stellen YouGov zufolge zu Hause sogar nie die Heizung oder den Ofen an. Der Rest der Befragten machte keine Angabe.
Stadtwerke rechnen mit Verdoppelung der Preise
Für viele, die trotz der aktuellen Lage ihre Wohnungen und Häuser weiter stark heizen möchten, könnte das eine hohe Nachzahlung bedeuten – dessen Umfang viele Verbraucher womöglich noch gar nicht einschätzen können.
Die Stadtwerke rechnen mit deutlichen Preisaufschlägen für Verbraucherinnen und Verbraucher. "Die Preissteigerungen betragen derzeit häufig zwischen 30 und 60 Prozent. Es gibt aber auch Stadtwerke, die ihre Preise mehr als verdoppeln müssen. Teilweise mehr", sagt Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), den Zeitungen Funke Mediengruppe zu Beginn der Woche.
Auch in den kommenden Jahren könnten die Preise weiter steigen, da die Energieversorger Gas über langfristige Verträge kaufen. Das bedeutet: Teilweise können die Versorger und Energieproduzenten noch von günstigen Verträgen profitieren, die sie vor wenigen Jahren geschlossen haben.
Stadtwerke rechnen vermehrt mit Zahlungsausfällen
Für die Zukunft heißt das aber auch, dass teurere Verträge, die nun geschlossen werden, auch in den kommenden Jahren die Preise nach oben treiben könnten. Schon jetzt rechnen viele Stadtwerke damit, dass die Gasrechnungen über die Möglichkeiten einiger Gaskunden hinausgehen könnten.
Viele Stadtwerke gehen daher davon aus, dass vermehrt Kunden nicht mehr zahlungsfähig sein werden. "Bisher lagen die Zahlungsausfälle unter einem Prozent. Jetzt preisen viele Stadtwerke schon bis zu acht Prozent an Verlusten ein. Es gibt aber auch Stadtwerke, die mit bis zu 15 Prozent Forderungsausfällen kalkulieren. Das wird dann bedrohlich", sagt Liebing.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen Reuters und dpa