Unter 54.000 US-Dollar Bitcoin stürzt ab: Droht nun der Mega-Crash?
Digitale Währungen im Sinkflug: Bitcoin und Ethereum verzeichnen herbe Verluste. Steht der Kryptomarkt vor weiteren panikartigen Verkäufen?
Der Kurs von Bitcoin ist am Freitag bis zur Mittagszeit deutlich gefallen. Er fiel von rund 58.500 US-Dollar auf 54.376 US-Dollar (50.100 Euro). Kurzzeitig sackte der Kurs sogar unter die Marke von 54.000 US-Dollar. Seit dem Hoch Anfang Juni hat die älteste und wichtigste Kryptowährung der Welt über 23 Prozent an Wert verloren. Inzwischen hat sich der Kurs wieder leicht erholt.
Aber nicht nur Bitcoin steht unter Druck. Auch die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum verlor auf Wochenbasis 16 Prozent: Die Verluste summierten sich in einem Monat bereits auf knapp 25 Prozent. Aktuell notiert Ethereum bei rund 2.850 US-Dollar (2.640 Euro).
Bitcoin
93.427,29 EUR+0,05%- Hoch
- 102.327,27
- Zwischenwert Hoch / Mittel
- 98.584,29
- Mittel
- 94.841,32
- Zwischenwert Mittel / Tief
- 91.098,35
- Tief
- 87.355,37
Auch andere Digitalwährungen wie Solana (-15 Prozent), Litecoin (-21 Prozent) oder Polkadot (-16 Prozent) verloren innerhalb einer Woche ebenfalls deutlich an Wert. Warum trennen sich Anleger gerade jetzt von ihren Beständen und handelt es sich um eine normale Marktkorrektur oder geht es mit den Kursen noch weiter in die Tiefe?
Gescheiterte Kryptoplattform könnte Auslöser sein
Die Verluste bei Bitcoin und den anderen Kryptowährungen am Donnerstag und Freitagmorgen begründeten Experten unter anderem mit einer Mitteilung des Insolvenzverwalters der gescheiterten Kryptobörse Mt.Gox.
Diese hatte angekündigt, eine große Anzahl von Bitcoin-Token (BTC) an geschädigte Gläubiger zu übergeben. Die Geschädigten warten seit Jahren auf eine Erstattung ihrer Coins. Käme eine solche Menge an Bitcoins in kurzer Zeit auf den Markt, wären Kursturbulenzen zu befürchten.
Hintergrund ist der Zusammenbruch der Börse Mt.Gox im Jahr 2014 nach einem Hackerangriff – was die Kryptobranche in die erste große Vertrauenskrise für digitale Währungen stürzte.
Überangebot durch Bitcoin-Verkäufe von Mt.Gox-Gläubigern
Der Marktplatz in Tokio in der frühen Bitcoin-Area galt als weltweit größte Handelsplattform für digitale Kryptowährungen. Nutzer verloren damals 850.000 Bitcoins. Davon wurden 142.000 Bitcoins geborgen und sollen nun an ihre Eigentümer übergeben werden.
Ehemalige Kunden der einst größten Bitcoin-Börse Mt.Gox stehen vor der Entscheidung, ihre geretteten Bitcoin-Bestände auf den Markt zu werfen. Experten befürchten, dass ein massiver Verkauf das Angebot übersteigen und den Bitcoin-Preis drastisch beeinflussen könnte.
Marktbeobachter der Analyseplattform "Glassnode.com" haben bis jetzt jedoch keine signifikanten Bitcoin-Transaktionen festgestellt, die auf einen bevorstehenden Verkaufsdruck hindeuten würden. Unklar bleibt, ob die Verkäufe der seit 2014 massiv an Wert gewonnenen Bitcoins bereits begonnen haben oder ab Anleger angesichts der Unsicherheit und weiter sinkender Kurse sich vorsorglich von ihren Beständen trennen.
Behörden verkaufen konfiszierte Bitcoins
Die Bedenken hinsichtlich eines möglichen Überangebots von Bitcoins werden durch die Tatsache verstärkt, dass Strafverfolgungsbehörden auf umfangreichen Mengen der Kryptowährung sitzen, die im Rahmen von Ermittlungen gegen Kriminelle beschlagnahmt wurden.
So hat etwa das Landeskriminalamt Sachsen im Januar im Zuge der Untersuchungen gegen die illegale Film-Tauschplattform Movie2k.to etwa 50.000 Bitcoins konfisziert. Zudem wird berichtet, dass das Bundeskriminalamt (BKA) regelmäßig in ihren Händen befindliche Bitcoin-Bestände in traditionelle Währungen wie den Euro oder den Dollar umwandelt.
Kryptomarkt leidet unter Fed-Zinspolitik
Die anhaltend schlechte Stimmung am Kryptomarkt in den vergangenen Wochen könnte nach Ansicht von Experten auch mit den Entscheidungen der US-Notenbank zu tun haben. Die US-Notenbank hält ihre restriktive Geldpolitik weiterhin für gerechtfertigt.
Dies geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll der Juni-Sitzung hervor. Der Preisdruck lasse nach und die Konjunktur kühle sich ab, stellten die Währungshüter fest. Dennoch sehen sie die Zeit für eine Zinssenkung noch nicht gekommen. Sie benötigen mehr Daten, um sicherzustellen, dass Zinssenkungen das Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank nachhaltig unterstützen.
In Zeiten hoher Zinsen haben Anleger viele Möglichkeiten, ihr Kapital renditestark anzulegen. Das hat zur Folge, dass klassische Anlageformen wie Aktien oder Anleihen attraktiver erscheinen und der Kryptomarkt darunter leidet. Sollten die Zinsen jedoch sinken, könnten Investitionen in Kryptowährungen wieder an Beliebtheit gewinnen.
- finanzen.net: "Mt.Gox-Schock: Bitcoin-Kurssturz geht weiter"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa