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Baywa vereinbart Rettungsplan - erste große Schritte


Sanierungskonzept
Baywa vereinbart Rettungsplan - erste große Schritte

Von dpa
Aktualisiert am 29.12.2024Lesedauer: 3 Min.
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Die Baywa ist der größte deutsche Agrarhändler. Wegen Schulden in Milliardenhöhe steht dem Konzern eine jahrelange schmerzliche Sanierung bevor. (Archivbild) (Quelle: Fabian Sommer/dpa/dpa-bilder)
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Im Sommer geriet Deutschlands führender Agrarhändler an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Preis der Rettung sind die Schrumpfung und der Verlust vieler Arbeitsplätze.

Beim hoch verschuldeten Münchner Mischkonzern Baywa stehen die ersten großen Schritte zur erhofften finanziellen Gesundung bevor: Das Unternehmen hat sich mit den wichtigsten Gläubigerbanken und den beiden Hauptaktionären auf den Fahrplan zur Sanierung bis zum Jahr 2027 geeinigt, wie der Vorstand am Wochenende mitteilte.

Die Sanierungsvereinbarung soll demnach bis spätestens Ende April 2025 rechtsverbindlich abgeschlossen sein, einschließlich einer Neuordnung der Finanzierung. Der Konzern war Ende des dritten Quartals mit knapp 5,3 Milliarden Euro bei seinen Gläubigerbanken verschuldet, Erblast einer rapiden Expansion auf Pump im vergangenen Jahrzehnt.

Kapitalerhöhung über 150 Millionen Euro

Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene Baywa ist der größte deutsche Agrarhändler. Der Konzern spielt eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands. Außerdem ist das 101 Jahre alte Unternehmen in den Geschäftsbereichen Bau und Energie als Dienstleister und Händler tätig.

Ein Bestandteil des Sanierungskonzepts ist die Ausgabe neuer Aktien. Die Barkapitalerhöhung mit Bezugsrecht für die bisherigen Baywa-Aktionäre soll dem Unternehmen 150 Millionen Euro einbringen. Die Einzelheiten sollen im ersten Quartal 2025 festgelegt werden. In den ersten neun Monaten dieses Jahres schrieb der Konzern fast 641 Millionen Euro Nettoverlust.

Große Unternehmensbeteiligung in Österreich wird verkauft

Es beginnt auch die erwartete Verkleinerung der Baywa: Bis Ende März will das Unternehmen seinen knapp 48-prozentigen Anteil an der Raiffeisen Ware Austria (RWA) für 176 Millionen Euro verkaufen, dem österreichischen Pendant der Baywa. Bisher sind die Unternehmen in einer verschachtelten Konstruktion über Kreuz aneinander beteiligt.

Der Baywa-Anteil an der RWA soll nun nach Österreich zurückgehen und von einem Verbundunternehmen der Vermögensverwaltung der RWA-Gruppe übernommen werden. Der dazugehörige Vertrag ist demnach bereits unterschrieben, die kartellrechtliche Genehmigung steht aber noch aus.

Ökostrombeteiligung könnte ebenfalls schrumpfen

Ebenfalls zur Disposition steht die Mehrheitsbeteiligung an einer Gesellschaft, die sich zum größten Klotz am Bein des Konzerns entwickelt hat: die auf Planung und Bau von Solar- und Windkraftanlagen spezialisierte Baywa r.e..

Ausweislich einer Investorenpräsentation hätte der Konzern ohne das Ökostromgeschäft in den ersten neun Monaten sogar noch ein positives Ergebnis vor Steuern und Zinsen erwirtschaftet.

Der Muttergesellschaft Baywa AG gehören 51 Prozent der Baywa r.e., Minderheitsgesellschafterin ist die Schweizer Investmentgesellschaft Energy Infrastructure Partners (EIP).

Die Gesellschafter der Baywa r.e. befänden sich in fortgeschrittenen, aber noch nicht abgeschlossenen Gesprächen über eine weitere Kapitalstärkung, "die zu einem Kontrollwechsel zu Gunsten von EIP" führen könnte, machte der Konzern in einer ergänzenden Mitteilung publik. "Die Parteien verhandeln ergebnisoffen weiter und streben eine Vereinbarung im Laufe des ersten Quartals 2025 an."

Stellenabbau und Verkäufe

Die Baywa hatte Anfang Dezember angekündigt, wesentliche Beteiligungen verkaufen zu wollen. Die wichtigsten Beteiligungen neben Baywa r.e. und RWA sind der neuseeländische Apfelproduzent Turners & Growers und die niederländische Agrarhandelsgruppe Cefetra. Zur Zukunft dieser beiden Beteiligungen machte die Baywa am Wochenende aber noch keine Angaben.

Konzern hat sich übernommen

Das Ökostromgeschäft und die Beteiligungen an Cefetra und T&G hatte die Baywa erst im Laufe des vergangenen Jahrzehnts unter der Ägide des früheren Vorstandschefs Klaus Josef Lutz - heute Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) - aufgebaut beziehungsweise gekauft. Die Schulden aus dieser kreditfinanzierten Expansion haben sich zum Mühlstein für das Unternehmen entwickelt.

Im September 2025 wäre nach den ursprünglichen Vereinbarungen mit den Gläubigerbanken ein Konsortialkredit mit einem Rahmen von bis zu zwei Milliarden Euro fällig geworden. Abgesehen davon führte der vom Management nicht erwartete rapide Anstieg der Kreditzinsen seit 2022 zu einer Verdreifachung der jährlich fälligen Zinszahlungen.

Bis spätestens Ende April sollen neue Finanzierungsverträge für die Zeit bis zur erhofften finanziellen Gesundung im Jahr 2027 abgeschlossen werden. Laut Baywa unterstützen "nahezu alle der rund 300 Finanzgläubiger" die Sanierungsbemühungen.

Die Belegschaft zahlt den Preis

Preis der missglückten Expansionsstrategie ist aber keineswegs nur die geplante Verkleinerung des Konzerns: Anfang Dezember kündigte die Baywa Stellenabbau in großem Maßstab an. Von den 8.000 Vollzeitstellen der Muttergesellschaft Baywa AG sollen 1.300 gestrichen werden, das entspricht 16 Prozent der Vollzeit-Arbeitsplätze des Konzerns in Deutschland.

Weltweit beschäftigt die in 60 Ländern vertretene Baywa über 23.000 Menschen. Auch die Auslandsbelegschaft wird wegen der angekündigten Verkäufe von Unternehmensteilen schrumpfen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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