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Europameister an der Börse: Warum Deutschland nur im Mittelfeld landet


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Bei dieser EM landet Deutschland nur auf dem 11. Platz


Aktualisiert am 25.06.2024Lesedauer: 4 Min.
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Deutschland träumt vom EM-Titel: Doch auf dem Börsenparkett liegt ein ganz anderes Land vorn. (Quelle: Oliver Zimmermann/imago)
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An den meisten europäischen Börsen ist die Stimmung 2024 richtig gut. Doch welches Land hat die Nase vorn – und welches Unternehmen stürmte allen davon?

Die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland ist in vollem Gange. Die Vorrunden sind fast vorbei – und die deutsche Nationalmannschaft bewies am Sonntag Kampfgeist mit ihrem Unentschieden gegen die Schweiz. Doch auch an anderer Stelle wird eifrig um den EM-Titel gekämpft. Statt auf den Rasen blicken wir aber aufs Börsenparkett: Und dort hat es die Bundesrepublik deutlich schwerer.

Ein exklusives Ranking des Brokers XTB für t-online zeigt: Im ersten Halbjahr 2024 (bis 21. Juni) schafft es der deutsche Aktienindex Dax, bestehend aus den 40 wertvollsten Unternehmen des Landes, nur ins europäische Mittelfeld. Dafür führt ein Land, das am Mittwoch noch ums Weiterkommen im Turnier kämpfen muss, das Aktienranking an – und das mit einigem Abstand. Gehen wir in die Analyse.

Börsen-Europameister: Türkei

Mit 44 Prozent legte der türkische Aktienmarkt im europäischen Vergleich im bisherigen Kalenderjahr den meisten Wert zu. Der Leitindex ISE bündelt die 100 größten Aktien des Landes. Der Erfolg ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn er basiert unter anderem auf zwei Problemen der türkischen Wirtschaft: der hohen Inflation und der schwachen Währung.

"Anleger fliehen vor der immens hohen Inflation in den Aktienmarkt. Die schwache Lira erhöht die Attraktivität der türkischen Papiere für Investoren aus dem Ausland", sagt Jens Chrzanowski, Kapitalmarktexperte und Deutschland-Chef von XTB. Im Mai betrug die Inflation in der Türkei mehr als 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Etwa ebenso viel an Wert verlor die Lira gegenüber dem Euro seit Beginn des Jahres 2021.

Die erfolgreichste Aktie im türkischen Index ist der Flughafenbetreiber TAV Airports Holding mit Sitz in Istanbul. Nach dem Ende der Pandemie konnte die türkische Luftfahrt vom wieder auflebenden Tourismus profitieren – auch dank der günstigen Lira. Die Aktie legte seit Jahresbeginn um 131 Prozent zu und führt damit auch die Rangliste der in den Leitindizes aller EM-Teilnehmerländer gelisteten Einzeltitel an.

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Deutschlands Nachbar erreicht Platz 2

Mit 26 Prozent Wertzuwachs seit Jahresbeginn erreicht Dänemark den zweiten Platz im europäischen Börsenwettbewerb. Im OMX-Index sind die 20 größten Unternehmen des Landes gebündelt. Erfolgreichste Aktie war mit einer Kurssteigerung von knapp 42 Prozent Novo Nordisk, das mit seinen Abnehmspritzen einen Nachfrageboom bedient und schon in den vergangenen Jahren der Börsenstar am dänischen Aktienhimmel war.

"Novo Nordisk ist nur ein Beispiel von vielen – die Stärke des dänischen Aktienmarkts liegt in der Innovationskraft der im OMX gelisteten Unternehmen, vor allem im Pharma- und Biotech-Bereich", erklärt Jens Chrzanowski.

Platz drei im europäischen Aktienranking teilen sich Serbien und Slowenien. Der serbische Index SRX besteht aus nur sechs Titeln, im slowenischen Index SBITOP sind zwischen fünf und 15 Aktien zusammengefasst. Erfolgreichstes Unternehmen aus dem SBITOP mit einem Plus von 43,5 Prozent: die Nova Ljubljanska. Sie ist nicht nur die größte Bank Sloweniens, sondern steht auch an der Spitze der NLB Banken- und Finanzgruppe, die sich strategisch nach Südosteuropa ausrichtet.

Was ist los mit Deutschland?

Mit rund 8,6 Prozent Wertzuwachs liegen die führenden deutschen Unternehmen, gebündelt im Dax, nur im Mittelfeld der Auswertung. Angesichts der schwächelnden Konjunktur des bisherigen Jahres, wertet Chrzanowski von XTB dies allerdings als Erfolg: "Eine Rendite im knapp zweistelligen Prozentbereich ist solide und in einem solch kurzen Zeitraum ist nur mit Aktien möglich."

Den Schnitt deutlich nach oben zog dabei Siemens Energy: Die vom Technologiekonzern Siemens abgespaltete Tochter kommt auf eine Performance von rund 98 Prozent – und belegt damit immerhin Platz drei in der Rangliste der erfolgreichsten Aktien 2024.

"Siemens Energy hat als Anbieter von Stromnetztechnologie in den vergangenen Monaten unter anderem von den Aussichten auf eine Fortsetzung hin zu mehr Digitalisierung profitiert – je digitaler wir werden, desto höher wird unser Strombedarf und umso größer sind Investitionen in das Stromnetz", so Chrzanowski.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Als einziges Börsenbarometer im europäischen Vergleich werden beim Dax auch Dividenden einberechnet. Diese machen den Index "wertvoller". Der Dax ohne Dividenden erreicht nur 5,3 Prozent Wertsteigerung – und rutscht im europäischen Ranking ins untere Viertel ab.

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Ein großer Börsenverlierer

Zu den deutlichen Verlierern gehört der französische Aktienmarkt: Auf nur 1,1 Prozent Wertentwicklung seit Jahresanfang kommt der Leitindex CAC40. "Gerade die jüngsten politischen Entwicklungen haben in unserem Nachbarland für eine Unruhe gesorgt, die sich an der Börse widerspiegelt", sagt Jens Chrzanowski. Das Ergebnis der Europawahlen vor rund zwei Wochen hat Präsident Macron dazu veranlasst, das Parlament aufzulösen und Neuwahlen anzusetzen.

Das sind die Überraschungssieger

Chrzanowskis Hauptaugenmerk gilt aber den positiven Überraschungen. "Neben Dänemark kann man in diesem Ranking die Niederlande und ihren Index AEX hervorheben, der dank vieler zyklischer Titel für dieses anspruchsvolle Umfeld offenbar bessere Voraussetzungen hat als andere Indizes in Westeuropa", so der Experte. Zyklische Titel nennen Experten Unternehmen, die in Branchen tätig sind, die von einer starken Konjunktur profitieren. Dazu gehören etwa Konsumgüter, Autos und Technologie.

Er betont zudem die Bedeutung von Trends für die Entwicklung der Indizes: "Es ist schon auffallend, dass einige Branchen sich fast über alle Märkte hinweg gut entwickelt haben: Rüstungsaktien sind im Zuge der geopolitischen Konflikte gestiegen, Banken haben von der Zinswende profitiert, Tech-Aktien werden dank der zunehmenden Digitalisierung nachgefragt wie nie, und Energietitel feiern eine Renaissance, wie man sie nicht mehr für möglich gehalten hätte."

Anlagestrategie: breit streuen

Die Auswertung zeigt: An den europäischen Börsen geht es auch mal hitzig zu, einzelne Märkte halten Überraschungen bereit, manche Unternehmen trenden, während andere Branchen abgeschrieben scheinen. Gerade, wer langfristig Vermögen aufbauen möchte, dürfte aber auf solche Überraschungen – Ausreißer nach oben oder unten – gern verzichten wollen.

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Daher raten Verbraucherschützer bei der Geldanlage neben einem langen Atem auch zu einer breiten Streuung des Risikos. "Mehr Werte bedeuten mehr Streuung – das mindert Risiken", sagt auch Chrzanowski. Wer bei der Geldanlage auf Europa als Ganzes setzen möchte, kann dies über günstige Aktienfonds (ETFs) tun, die die größten Unternehmen Europas abbilden. ETFs gibt es beispielsweise auf den Stoxx-Europe-600-Aktienindex.

Verwendete Quellen
  • Exklusive Auswertung des Brokers XTB für t-online
  • Eigene Recherche
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