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Rentenpaket II reicht nicht? Das sagt die Deutsche Rentenversicherung


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Nach langem Ringen beschlossen
Das sagt die Rentenversicherung zum Rentenpaket

  • Christine Holthoff
InterviewVon Christine Holthoff

Aktualisiert am 30.05.2024Lesedauer: 4 Min.
Rentnerin schüttet Münzen auf den Küchentisch: Das Rentenpaket der Ampel-Koalition soll die gesetzliche Rente langfristig sichern.Vergrößern des Bildes
Rentnerin schüttet Münzen auf den Küchentisch: Das Rentenpaket der Ampel-Koalition soll die gesetzliche Rente langfristig sichern. (Quelle: Felix Kästle/dpa)
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Nach langem Ringen hat die Bundesregierung das Rentenpaket beschlossen. Doch das System bedarf weiterer Reformen. Was die Rentenversicherung selbst dazu sagt.

Mehrfach war es angekündigt, mehrfach wurde es verschoben, nun endlich ist das Rentenpaket II auf dem Weg. Gibt nach der Ampelkoalition auch der Bundestag grünes Licht, wird das Rentenniveau bis 2039 auf 48 Prozent festgeschrieben. Die Beiträge würden hingegen mittelfristig steigen, was jedoch mit Aktiengewinnen aus dem neuen Generationenkapital abgefedert werden soll.

Für Finanzminister Christian Lindner (FDP) ist das Rentenpaket II nur ein erster Schritt. Lieber wäre seiner Partei ein größeres Engagement am Aktienmarkt, auch mit Rentenbeiträgen, sowie ein Ende der sogenannten Rente mit 63. Doch wie sehen das eigentlich diejenigen, die die gesetzliche Rente auszahlen?

t-online sprach mit Dina Frommert, Leiterin der Abteilung Forschung und Entwicklung bei der Deutschen Rentenversicherung Bund in Berlin. Sie stellt sich klar gegen die Idee, das Generationenkapital in eine echte Aktienrente umzuwandeln und erklärt, warum es langfristig nichts bringt, auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen zu lassen.

t-online: Noch bevor das Rentenpaket II im Bundestag verabschiedet ist, lässt der Finanzminister schon wissen: Die Rente ist damit noch nicht sicher. Hat er recht?

Dina Frommert: Wenn das Rentenpaket kommt, wie es kommen soll, wird das Rentenniveau stabilisiert werden. Durch dieses Leistungsversprechen entstehen Mehrkosten. Das Generationenkapital wird diese aber nicht ausgleichen können. Stattdessen wird die Finanzierung in erster Linie den Beitragszahlerinnen und Beitragszahlern auferlegt, da die obere Haltelinie für den Beitragssatz wegfällt.

Die FDP würde nun vermutlich argumentieren, dass man das Generationenkapital schlagkräftiger gestalten könnte, indem man auch einen Teil der Rentenbeiträge am Aktienmarkt anlegt. Was halten Sie davon?

Mit den Beiträgen unserer Versicherten wollen wir nicht am Aktienmarkt spekulieren. Außerdem brauchen wir im Umlageverfahren die Beitragseinnahmen, um die Renten auszuzahlen, es würde also Geld im System fehlen.

Christian Lindner betont, das Generationenkapital habe mit Spekulation nichts zu tun. Das Geld werde langfristig und breit gestreut in Aktien angelegt – so wie es auch Verbraucherschützer fürs eigene ETF-Depot empfehlen. Sehen Sie die Geldanlage in Aktien nicht etwas zu kritisch?

Schon bei der Riester-Rente hat man versucht, über individuelle Rentenkonten einen Teil des Einkommens in den Kapitalmarkt zu stecken. Das Ergebnis ist ernüchternd. Würden wir dieses Prinzip auf die gesetzliche Rente übertragen, wären die Versicherten abhängig davon, wie der Aktienmarkt steht, wenn ihre Rente beginnt. Insofern ist es sinnvoll, den Weg über das Generationenkapital zu gehen, weil das Risiko dann nicht vom Einzelnen getragen wird.

Eine weitere FDP-Forderung lautet, die "Rente mit 63" abzuschaffen. Wäre dem gesetzlichen Rentensystem damit geholfen?

Finanziell ist die sogenannte Rente ab 63 für die Rentenversicherung mit Mehrausgaben verbunden. Denn wir als Rentenversicherung haben höhere Ausgaben, wenn die Bezieher von Frührenten keine Abschläge hinnehmen müssen. Andererseits ist unklar, wie sich die Menschen verhalten, wenn es die abschlagsfreie Frührente nicht mehr gibt. Arbeiten sie dann wirklich länger oder gehen sie trotzdem vorzeitig in Rente, nur eben mit Abschlägen? Dann wären die Einsparungen für uns anfangs deutlich kleiner und den Fachkräftemangel würde das auch nicht entschärfen.

Zusätzliche Beiträge erhält man durch mehr Einzahler. Wäre es sinnvoll, auch Selbstständige und Beamte in die Rentenversicherung einzahlen zu lassen?

Eine Einbeziehung der Selbstständigen ist sinnvoll, um sie mit einer verpflichtenden Altersvorsorge abzusichern. Die finanziellen Auswirkungen für die Rentenversicherung stehen dabei nicht im Vordergrund. Grundsätzlich gilt aber: Zusätzliche Beitragszahlerinnen und Beitragszahler bedeuten Mehreinnahmen für die Rentenversicherung. Am Anfang hätten wir dadurch erst einmal nur die zusätzlichen Beiträge, aber sobald später Rentenanwartschaften bedient werden müssen, steigen auch die Ausgaben. Das trifft auch zu, wenn der Versichertenkreis zum Beispiel auf Beamte ausgedehnt wird.

Wie sieht es mit mehr Zuwanderung aus? Brächte das Entlastung?

Kurzfristig ja, langfristig nein. Wir hatten noch nie so viele Erwerbstätige wie jetzt. Das liegt vor allem daran, dass Personen aus dem EU-Ausland zugewandert sind und das System mitfinanzieren. Allerdings werden auch die irgendwann Rentenansprüche geltend machen.

Bleibt noch eine letzte, ungeliebte Option: länger arbeiten. Kommt also doch irgendwann die Rente mit 70?

Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, die Leute zu zwingen, länger zu arbeiten. Wir haben gerade ein interessantes Untersuchungsergebnis, das zeigt: Jemand, der bis zur Regelaltersgrenze beschäftigt ist, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit auch darüber hinaus noch beschäftigt sein als jemand, der bereits vor der Altersgrenze aus dem Arbeitsleben ausscheidet. Hier haben Arbeitgeber und Tarifvertragsparteien die größten Hebel, die Rahmenbedingungen für ältere Beschäftigte so zu verbessern, dass sie gerne von sich aus länger arbeiten.

Robert Habeck hat die Idee ins Spiel gebracht, Menschen, die jenseits der Regelaltersgrenze noch arbeiten, den Arbeitgeberbeitrag zur Rentenversicherung als Zusatzhonorar auszuzahlen. Was halten Sie davon?

Der Verwaltungsaufwand wäre immens. Und die Rentenversicherung belohnt schon heute Arbeitnehmer, die im Rentenalter weiterarbeiten und noch keine Rente beziehen: Pro Monat, den sie länger arbeiten als gesetzlich vorgesehen, erhöht sich ihre Rente um 0,5 Prozent. Das wissen viele gar nicht. Vielleicht würde es schon helfen, diese Zuschläge bekannter zu machen. Damit die Leute sehen: Die Rente ist eine Phase, die man auch selbst gestalten kann.

Frau Frommert, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Dina Frommert von der Deutschen Rentenversicherung Bund
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