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Wirtschaftsforscher senken Wachstumsprognosen


Konjunktur
Wirtschaftsforscher senken Wachstumsprognosen

Von dpa
Aktualisiert am 06.03.2024Lesedauer: 3 Min.
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Konsum-Zurückhaltung, hohe Zinsen und Preissteigerungen tragen laut Ifo-Institut zur schwachen Konjunktur in Deutschland bei. (Quelle: Julian Stratenschulte/dpa/dpa)
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Die deutsche Wirtschaft kommt einfach nicht in Schwung. Institute korrigieren ihre Erwartungen deutlich nach unten und nehmen die Bundesregierung in die Pflicht. Ein Hoffnungszeichen kommt vom Export.

Die Erholung der deutschen Wirtschaft dauert länger als erhofft. Das Münchner Ifo-Institut und das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sehen die Wirtschaft momentan weiter in der Rezession und haben ihre Wachstumsprognosen am Mittwoch deutlich gesenkt: Für das Gesamtjahr erwartet das Ifo-Institut jetzt nur noch 0,2 Prozent, das IfW 0,1 Prozent Wirtschaftswachstum statt bisher 0,9 Prozent. Ein Hoffnungszeichen kam von den deutschen Exporteuren, die im Januar überraschende Zuwächse verbuchten.

Gründe für das schwache Wirtschaftswachstum sehen die Wirtschaftsforscher in der mauen Weltkonjunktur und den gestiegenen Zinsen, aber auch in vielen hausgemachten Problemen. Die Unsicherheit über wirtschaftspolitische Weichenstellungen bremse Investitionen und Konsum, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Hier könnte die Bundesregierung ansetzen.

Positive Entwicklungen erwarten die Forschungsinstitute bei der Inflation und am Arbeitsmarkt. Die Preise dürften dieses Jahr nur noch um 2,3 Prozent steigen. Wachsende Löhne dürften zu einem Anstieg der Konsumausgaben führen. Die meisten Unternehmen seien weiter auf der Suche nach Fachkräften, die Zahl der Beschäftigten dürfte dieses Jahr von 45,9 auf 46,1 Millionen steigen und im kommenden Jahr die Rekordzahl von 46,2 Millionen erreichen. Zwar werde die Zahl der Arbeitslosen dieses Jahr von 2,6 auf 2,7 Millionen zunehmen. Aber das liege vor allem an den ukrainischen Kriegsflüchtlingen, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Exporte legen zu Jahresbeginn zu

Ein Lichtblick kam am Mittwoch vom Außenhandel: Die deutschen Exporte sind im Januar im Vergleich zum Vormonat Dezember um 6,3 Prozent auf 136 Milliarden Euro gewachsen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Zum Vorjahresmonat stand noch ein Plus von 0,3 Prozent. Vor allem die Ausfuhren nach Europa, aber auch das zuletzt schwache China-Geschäft zogen an. Die gedämpfte Wirtschaft in der Volksrepublik war zuletzt ein Belastungsfaktor für die deutsche Wirtschaft, die 2023 leicht schrumpfte.

Die Zuwächse machten nach dem Exportrückgang im Dezember etwas Hoffnung auf eine Belebung des Auslandsgeschäfts, sagte Carolin Herweg, Außenwirtschaftsexpertin beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK).

Der deutsche Export zeige sich zwar robust, trotz geopolitischer Krisen und konjunktureller Abkühlung in wichtigen Absatzmärkten, sagte Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbands BGA. "Eine Schwalbe macht aber noch keinen Sommer." Die Weltwirtschaft sei zunehmend von Protektionismus geprägt. Der DIHK erwartet für das laufende Jahr ein preisbereinigtes Exportwachstum von 0,5 Prozent und ist damit weit optimistischer als die Forschungsinstitute, die ein Minus von 1,4 bis 1,5 Prozent erwarten.

Die deutsche Chemieindustrie produziere immer noch 20 Prozent weniger als vor dem Ukraine-Krieg, sagte Wollmershäuser. Die Erwartung, dass die Produktion mit den sinkenden Energiepreisen zurückkomme, habe sich nicht erfüllt. "Jetzt haben wir sie abgeschrieben." Auch das werde dem deutschen Export fehlen.

Ifo: Rekordlauf des Dax täuscht

Der Blick auf das Rekordhoch der global tätigen deutschen Dax-Konzerne täusche, sagte Fuest. Das Geschäft der im MDax notierten, stärker in Deutschland tätigen Unternehmen laufe schlechter, "weil die heimischen Aussichten nicht so toll sind." Wollmershäuser sagte, die Auftragslage habe sich verschlechtert, der Auftragsbestand sei zu gering, die Unsicherheit sei groß: "Die deutsche Wirtschaft ist wie gelähmt."

Auch die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr nur noch mit einem Mini-Wachstum von 0,2 Prozent. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte die Lage der Wirtschaft als "dramatisch schlecht" bezeichnet und mehr Investitionen gefordert.

IfW-Präsident Moritz Schularick sagte, die Sparanstrengungen der Bundesregierung "versprühen zusätzlichen Pessimismus". Fuest sagte: "Die Schuldenbremse ist kein Wachstumshindernis." Der Staat müsse aber mehr Geld in die Infrastruktur, in die Digitalisierung des Gesundheitswesens oder die klimafreundliche Transformation investieren, statt es für mehr Konsum auszugeben. Das soeben vorgestellte Rentenkonzept sei ein weiteres Negativ-Beispiel. Die Finanzierung sei fraglich und bremse Investitionen.

Ökonomen sehen Politik am Zug

Gut wäre, wenn sich die Ampel auf ein tragfähiges wirtschaftspolitisches Konzept einigen und es umsetzen könnte, um die Unsicherheit zu beenden. Die Bedingungen für private Investitionen könnte sie auch über Steuern und Abgaben, mehr Leistungsanreize und den Abbau überkomplexer Regulierungen verbessern.

Die Wirtschaftsinstitute erwarten, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Halbjahr besser in Fahrt kommt und im nächsten Jahr dann um 1,2 bis 1,5 Prozent wächst. Sollte sich die Unsicherheit jedoch "nicht auflösen, dürfte die erwartete Erholung weiter in die Ferne rücken", warnten die Ifo-Forscher. Das Staatsdefizit sinkt laut ihrer Prognose von 87,4 auf 76 Milliarden Euro in diesem Jahr und 44,6 Milliarden Euro im nächsten Jahr.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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