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Equal Pay Day: Verdi fordert Reformen


Verdi fordert Reformen
2,7 Millionen deutsche Frauen von Altersarmut bedroht

Von t-online, dom

Aktualisiert am 05.03.2024Lesedauer: 3 Min.
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Blick auf den Lohnzettel: Für die gleiche Arbeit erhalten Frauen meist weniger Geld als männliche Kollegen. (Quelle: imago-images-bilder)

Frauen verdienen im Schnitt 6 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen – bei gleicher Position und Ausbildung. Die Gewerkschaft Verdi mahnt Reformen an.

Frauen werden nach wie vor deutlich schlechter entlohnt als Männer. Auch im Jahr 2024 bleibt es bei einer Entgeltlücke von 18 Prozent (unbereinigter Gender-Pay-Gap), berichtet die Gewerkschaft Verdi. Das entspreche einer Stundenlohndifferenz von 4,46 Euro. Das berücksichtigt aber noch nicht Faktoren wie Position, Bildungsgrad oder Beschäftigungsumfang. Werden diese Faktoren mit einberechnet (bereinigter Gender-Pay-Gap), beträgt die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen 6 Prozent.

"Für viele Frauen hat die derzeitige Entgeltsituation weitreichende Folgen", sagte Silke Zimmer, Mitglied des Verdi-Bundesvorstands, anlässlich des Equal-Pay-Day am 6. März 2024. "Zwei Drittel der Frauen haben keine langfristige Existenzsicherung, jede dritte erwerbstätige Frau kann von ihrem eigenen Einkommen nicht einmal ihren unmittelbaren Bedarf decken. 2,7 Millionen Frauen sind trotz 40 Jahren Vollzeitarbeit von Altersarmut bedroht. Das ist skandalös", so Zimmer.

Der Equal-Pay-Day markiert symbolisch jenen Zeitraum, den Frauen über den Jahreswechsel hinaus länger arbeiten müssen, um auf das durchschnittliche Jahresgehalt von Männern im Vorjahr zu kommen. 2024 findet der Equal-Pay-Day am 6. März statt, einen Tag früher als im vorigen Jahr. Das ist allerdings nicht etwa so, weil sich die Entlohnung von Frauen gebessert beziehungsweise sich der Gender-Pay-Gap verringert hat, sondern weil 2024 ein Schaltjahr ist.
Lesen Sie hier alles zur Lohnlücke und wie sie berechnet wird.

Die stagnierende Entgeltlücke zeigt nach Ansicht von Zimmer auch, dass das Entgelttransparenzgesetz einer erneuten Reform bedarf. Hier biete die neue EU-Entgelttransparenzrichtlinie hilfreiche Ansatzpunkte, denn der Auskunftsanspruch sei niedrigschwelliger gestaltet und die Unternehmen würden stärker in die Verantwortung genommen.

"Die Bundesregierung muss nun zügig die Richtlinie in deutsches Recht umsetzen. Die Frauen in Deutschland warten schon viel zu lange auf Entgeltgerechtigkeit", mahnt Zimmer. Zur Verbesserung der Situation war bereits 2017 das Entgelttransparenzgesetz (EntgTranspG) auf den Weg gebracht worden. Aktuelle Evaluationen zeigen jedoch, dass das Gesetz in seiner jetzigen Form nachweislich nicht zur Reduzierung der Entgeltlücke beigetragen hat.

Der sogenannte Gender-Pay-Gap (zu Deutsch: Lohnlücke zwischen den Geschlechtern) beschreibt den Unterschied in der durchschnittlichen Bezahlung von Männern und Frauen. Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung erklärt, ergibt sich der Gender-Pay-Gap gewöhnlich aus der durchschnittlichen Differenz zwischen den Bruttostundenlöhnen aller beschäftigen Männer und denen aller beschäftigten Frauen. Berechnet wird er als prozentualer Anteil am Verdienst der Männer.

"Frauendominierte Berufe aufwerten"

Verdi kritisiert schon länger, dass das Gesetz keine Verbandsklagen zulässt und der individuelle Auskunftsanspruch erst in Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten gilt. Das schließt kleinere Betriebe aus, wo gerade sehr viele Frauen beschäftigt sind.

Für eine bessere Bezahlung fordert die Gewerkschaft auch die Aufwertung frauendominierter Berufe. Der Fachkräftemangel in systemrelevanten Bereichen wie dem Erziehungs- und Gesundheitswesen sei enorm. "Auch die Beschäftigten im Handel müssen mehr Wertschätzung erfahren, und zwar in Form von besserer Bezahlung und attraktiveren Arbeitsbedingungen", mahnt Zimmer. Außerdem brauche es eine deutliche Erhöhung des Mindestlohnes und die Stärkung der Tarifbindung, so Zimmer. "Beides sind wichtige Faktoren, um die Entgeltlücke in Deutschland zu schließen."

Zwei Drittel kennen Gender-Pay-Gap nicht

Auf die Ungleichbezahlung von Frauen wird mit dem Aktionstag am 6. März zwar aufmerksam gemacht. Ein Großteil der Deutschen kann allerdings gar nichts mit den Begrifflichkeiten anfangen. Das ergab eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Bilendi im Auftrag der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu unter gut 1.000 Beschäftigten.

Etwa zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) gaben an, noch nie von einem Gender-Pay-Gap gehört zu haben. Mehr als der Hälfte (56 Prozent) ist auch der Equal-Pay-Day unbekannt. Wenig überraschend daher, dass lediglich 6 Prozent der Befragten wissen, an welchem Datum der Aktionstag stattfindet.

Am Wochenende sprechen wir im "Tagesanbruch"-Podcast mit Familienministerin Lisa Paus anlässlich des Equal Pay Days über die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen und wie diese kleiner werden kann. Die Folge finden Sie am Samstagmorgen hier auf t-online oder auf allen Podcastplattformen wie Spotify oder Apple Podcasts.

Frauen arbeiten im Vergleich 66 Tage unentgeltlich

Gefragt nach der geschlechtsspezifischen Gehaltssituation in Deutschland gaben dennoch 92 Prozent der Befragten an, dass Männer in Deutschland im Durchschnitt mehr verdienen als Frauen. Ein Großteil (88 Prozent) glaubt zudem, dass es in deutschen Unternehmen Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern gibt.

Nichtsdestotrotz findet knapp zwei Drittel (63 Prozent) der Befragten, dass das Bewusstsein für Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern in der Gesellschaft nicht ausreichend ausgeprägt ist. Das zeigt sich bei den Frauen, die diesen Standpunkt zu 75 Prozent vertreten, noch deutlich stärker als bei den Männern (50 Prozent).

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung von Verdi
  • Antidiskriminierungsstelle des Bundes: Equal Pay Day
  • Material der Nachrichtenagentur dpa
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