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Trump verzögert TikTok-Verbot: Sorge wächst weltweit


Angekündigt, gedroht, verschoben
Was kümmert ihn sein Geschwätz von gestern?

  • Nicole Diekmann
MeinungEine Kolumne von Nicole Diekmann

Aktualisiert am 09.04.2025Lesedauer: 4 Min.
USA-TRUMP/FUNDING-UNIVERSITIESVergrößern des Bildes
Donald Trump: Der US-Präsident vollzieht die nächste Kehrtwende und verunsichert Eltern. (Quelle: Nathan Howard)
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Das FBI warnte, der US-Kongress handelte. Doch Donald Trump ignoriert auch das längst beschlossene Verbot von TikTok. Dabei entsteht gerade eine weltweite Bewegung gegen diese und andere Plattformen.

Es geht im Moment etwas unter, weil Trump ja gerade die komplette Welt inklusive Inseln, auf denen nur Pinguine leben, mit Zöllen überzieht, aber: Der US-Präsident hat das Verbot von TikTok in den USA schon wieder verschoben. Hierzulande wiederum schreitet die Debatte um die Plattform voran – allerdings aus anderen Gründen und auf einer anderen Ebene.

Nicole Diekmann
(Quelle: Reinaldo Coddou H.)

Zur Person

Die Fernsehjournalistin Nicole Diekmann kennt man als seriöse Politikberichterstatterin. Ganz anders, nämlich schlagfertig und lustig, erlebt man sie auf X – wo sie über 120.000 Fans hat. Ihr Buch "Die Shitstorm-Republik" ist überall erhältlich. Bei t-online schreibt sie jeden Mittwoch die Kolumne "Im Netz". Mehr

Eigentlich war die Sache klar: Bis zum 19. Januar sollte ByteDance, chinesischer Mutterkonzern von TikTok, das soziale Netzwerk an einen Eigner außerhalb Chinas verkaufen. Andernfalls würde es in den USA gesperrt. Das hatte der US-Kongress beschlossen. Dermaßen klar war die Sache, dass sich Republikaner und Demokraten darin einig waren.

Dann aber, Sie ahnen es, kam Donald Trump. Der wollte TikTok ursprünglich zwar auch mal verbieten – aber hey, was kümmert Donald Trump sein Geschwätz von gestern? Trump legte einen seiner U-Turns hin und verschob das Verbot erst mal. Das hat er nun erneut getan.

Dabei hatte der Kongress gute Gründe: unter anderem die Sorge, dass die Machthaber in Peking Zugriff auf sensible Daten haben. 2021 übernahm die chinesische Regierung einen Platz im Aufsichtsrat von ByteDance. 2023 bezeichnete das FBI vor dem Geheimdienstausschuss des US-amerikanischen Senats TikTok als Risiko für die nationale Sicherheit.

Und, offiziell so nicht als Grund genannt, aber womöglich auch für das ein oder andere Senatsmitglied ein Argument: Geld, der Markt. Schließlich bedroht TikTok die US-amerikanischen Tech-Riesen. Denn wir alle wissen: Mit unseren Daten geht etwa der Meta-Konzern von Mark Zuckerberg auch nicht gerade zimperlich um. Noch gibt es eklatante Unterschiede zwischen dem politischen System der USA und Chinas. Aber Sie als aufmerksame Verfolger des Zeitgeschehens wissen: Die USA, die wir kannten, gibt es schon jetzt nicht mehr. Trump leistet da ganze Arbeit.

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Quelle: t-online

Auf EU-Diensthandys ist TikTok verboten

Auch die deutsche Politik sieht TikTok kritisch – steckt aber in derselben Zwickmühle wie so ziemlich alle Politiker auf dieser Welt. Die brauchen Kontakt zum Wähler. Zum Erstwähler beispielsweise. Und der tummelt sich in großer Zahl auf TikTok. Und deshalb tun das auch deutsche Spitzenpolitiker bis zum Noch-Kanzler Olaf Scholz. Der aber ein Extra-TikTok-Handy hat. Sensible Daten, Sie wissen Bescheid. Seit März 2023 ist auch in EU-Behörden TikTok auf Diensthandys verboten. Das ist der paradoxe Umgang der politisch Verantwortlichen mit TikTok: Es geht nicht mit, und es geht nicht ohne.

Die meisten Jugendlichen sind da eindeutiger in ihrer Beurteilung der sozialen Netzwerke: Es geht nicht ohne. Social Media ist ihre Lebenswelt. Instagram, TikTok, Snapchat – das sind die Kanäle, über die sie sich informieren, austauschen, berieseln und beeinflussen lassen.

Viele Eltern aber finden: So geht es nicht weiter. Wie problematisch die Plattformen für uns alle insgesamt und für jüngere Leute insbesondere sind, darüber wird seit Jahren diskutiert. Gerade Heranwachsende sind anfällig. Und wie groß die Bereitschaft der Plattformen ist, dem Rechnung zu tragen und Verantwortung zum Beispiel durch konsequenten Jugendschutz und Moderation ihrer Inhalte zu tragen – auch das wissen wir, der steht bei circa null.

Australien ist vorgesprescht

Hassrede, extremistische Inhalte, die dämlichsten und gleichzeitig gefährlichsten Challenges, Fake News, Propaganda – all das ist trotz aller stolzen Pressemitteilungen der Netzriesen, wie viel man denn tagtäglich lösche, auch tagtäglich aufs Neue zu beobachten. Fakt ist: Die Plattformen werden der Probleme nicht Herr. Und ehrlich gesagt: Ob sie nicht können oder ob sie nicht wollen – unterm Strich interessiert das die Mütter und Väter dieser Welt einen Dreck.

Die ersten Länder wollen dem nicht mehr tatenlos zusehen: Australien ist schon vorgeprescht. Dort gilt seit November vergangenen Jahres ein Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige. Dass dies leicht zu umgehen ist, sagt wohl mehr über die halbgaren Maßnahmen der Plattformen als alles andere. Man muss nachjustieren, ich würde den Kampf allerdings nicht aufgeben.

Petition in Deutschland gestartet

Den nun auch hierzulande immer mehr aufnehmen. "Smarter Start ab 14" nennt sich zum Beispiel eine Initiative, die Smartphones bis zu diesem Alter verhindern und ebenfalls eine Social-Media-Nutzung erst ab 16 gesetzlich verankert wissen möchte und dafür eine Petition gestartet hat.

"Social Media gefährdet Kinder", schreiben die Initiatoren auf ihrer Webseite: "Fördert exzessiven Konsum bis zur Sucht, verstärkt Depressionen, Essstörungen und selbstverletzendes Verhalten."

Dahinter stecken keine weltfremden Hinterwäldler. Zu den Unterstützern zählen digital versierte Leute wie Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Start-up-Verbands, Silke Müller, Schuldirektorin und Autorin des Bestsellers "Wir verlieren unsere Kinder", oder auch Professor Martin Korte, Biologe mit Schwerpunkt Lernen.

Steve Jobs schützte seine Kinder

Mit dieser strikten Haltung befinden sie sich in prominenter Gesellschaft. Im Silicon Valley, der Wiege der sozialen Netzwerke, halten Eltern ihre Kinder so gut es geht fern vom Teufelszeug. Kein Wunder: Hier weiß man ja am besten um das riskante Potenzial.

Google-Chef Sundar Pichai versucht, die Bildschirmzeit seiner Kinder zu begrenzen. Die Kinder von Bill Gates durften erst mit 14 ein eigenes Handy haben. Apple-Gründer Steve Jobs hielt das iPad von seinen Kindern fern – zu gefährlich. Vernünftig.

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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