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Facebook: Millionen-Entschädigung an traumatisierte Mitarbeiter


Inhalte voller Gewalt
Facebook zahlt traumatisierten Mitarbeitern Millionen-Entschädigung

Von dpa-afx, t-online, loe

Aktualisiert am 13.05.2020Lesedauer: 2 Min.
Facebook beschäftigt weltweit Mitarbeiter, die Inhalte vor Veröffentlichung prüfen. Dabei sehen sie oft Verstörendes.Vergrößern des Bildes
Facebook beschäftigt weltweit Mitarbeiter, die Inhalte vor Veröffentlichung prüfen. Dabei sehen sie oft Verstörendes. (Quelle: ZUMA Press/imago-images-bilder)

Facebook entschädigt seine Prüfer in den USA, die durch belastende Inhalte psychische Schäden erlitten haben. Der Mindestbetrag liegt bei 1.000 Dollar – doch viele andere "Löscharbeiter" gehen leer aus.

Facebook und seine Inhalteprüfer in den USA, die ihr Job krank gemacht hat, haben sich in einem Gerichtsverfahren auf eine Zahlung von 52 Millionen Dollar geeinigt. Die betroffenen Beschäftigten sollen bei einer Diagnose wie einer posttraumatischen Belastungsstörung bis zu 50.000 Dollar bekommen.

Das soziale Netzwerk soll seine Mitarbeiter ungenügend vor verstörenden Inhalten und damit psychischer Belastung geschützt haben. Von der Entschädigungssumme können sie zum Beispiel Behandlungskosten zahlen, wie die Anwälte der Kläger am Dienstag mitteilten.

Die Menschen, die Inhalte beim Online-Netzwerk Facebook prüfen, müssen sich regelmäßig Szenen von Gewalt und Misshandlungen ansehen. Sie sind oft nicht direkt bei Facebook, sondern bei Dienstleistern angestellt. Im Herbst 2018 verklagte eine frühere Inhalte-Prüferin Facebook mit dem Vorwurf, sie habe durch die gesehenen Inhalte nach neun Monaten eine posttraumatische Belastungsstörung davongetragen.

Mehr als 10.000 Menschen in den USA – weltweit mehr

Die nun erzielte Einigung, die noch vom zuständigen Richter gebilligt werden muss, gilt für mehr als 10.000 Menschen aus Kalifornien, Texas, Arizona und Florida, die seit 2015 für Facebook gearbeitet haben. Der Mindestbetrag liegt bei 1.000 Dollar.

Facebook kündigte in der Einigung auch weitere Vorkehrungen zum Schutz der geistigen Gesundheit der Inhalte-Prüfer an. So soll bei Videos standardmäßig der Ton ausgeschaltet bleiben und sie in schwarz-weiß abgespielt werden. Bewerber für die Jobs sollen speziell auf mentale Widerstandsfähigkeit geprüft werden, hieß es weiter.

Keine Entschädigung für Arbeiter aus Billiglohnländern

Viele Inhalte-Löscher von Facebook sitzen allerdings in Billiglohnländern wie den Philippinen. Auch hier müssen sich die Menschen Videos und Bilder von Enthauptungen, Kindesmissbrauch oder Tierquälerei ansehen. Eine Entschädigung oder angemessene Schutzvorkehrungen hat Facebook hier bisher nicht vorgesehen.

In Deutschland gab es 2016 einen ähnlichen Bericht: Das "SZ-Magazin" berichtete über verstörte Mitarbeiter einer externen Firma, die Inhalte für Facebook aussortiert und gelöscht hatte. Ein Mitarbeiter erzählte: "Seit ich die Kinderpornovideos gesehen habe, könnte ich eigentlich Nonne werden – an Sex ist nicht mehr zu denken. Seit über einem Jahr kann ich mit meinem Partner nicht mehr intim werden."

Auch t-online.de sprach mit einer ehemaligen Mitarbeiterin. "Die Bilder voller Blut, verstümmelter und zerrissener Körper sind der reine Horror, aber da habe ich gelernt, den Ekel zu überwinden. Es ist vor allem die Masse, der ständige Strom", beschrieb sie ihre Arbeit im Interview. Nach den Insider-Berichten erhöhte Facebook auch hier die Sicherheit und Gesundheitsversorgung.

Für einen Milliardenkonzern wie Facebook sind 52 Millionen Dollar keine große Summe. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von mehr als 70 Milliarden Dollar. Auch die Aktionäre nahmen die Einigung in der Klage der Inhalteprüfer mit Erleichterung auf: Die Facebook-Aktie stieg am Dienstagnachmittag kurzzeitig.

Verwendete Quellen
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