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England: Peinliche Excel-Panne unterschlägt fast 16.000 Infizierte


Corona-Pandemie in England
Excel-Panne unterschlägt fast 16.000 Infizierte

Von t-online, str

06.10.2020Lesedauer: 3 Min.
Excel-Tabellen in der Corona-Pandemie: In England hat eine Datenpanne dazu geführt, dass die Fallzahl tagelang zu niedrig angegeben wurde.Vergrößern des Bildes
Excel-Tabellen in der Corona-Pandemie: In England hat eine Datenpanne dazu geführt, dass die Fallzahl tagelang zu niedrig angegeben wurde. (Quelle: photothek/Han Yan/imago-images-bilder)
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In Großbritannien ist die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus über Tage hinweg deutlich zu niedrig angegeben worden. Der Grund war offenbar eine folgenschwere Panne im Umgang mit dem Microsoft-Programm Excel.

Mehr als eine halbe Millionen Menschen haben sich in Großbritannien mit dem Coronavirus infiziert. Zuletzt war die Fallzahl sprunghaft angestiegen, weil nach einer extrem peinlichen IT-Panne mehrere tausend Neuinfektionen nachgemeldet werden mussten.

Beim Import in Excel gingen Labordaten verloren

Wie der britische Guardian berichtet, hatte die zuständige Gesundheitsbehörden die Fallzahlen nämlich seit Beginn der Pandemie in Excel-Tabellen zusammengetragen und verwaltet. Die Zahl der möglichen Zeilen und Spalten wird von der Software allerdings begrenzt. Normalerweise können Nutzer bis zu 1.048.576 Zeilen anlegen. Im aktuellen Fall lag das Limit laut BBC aber aufgrund des gewählten veralteten xls-Formats bei etwas mehr als 65.000 Zeilen.

Zuletzt soll die britische Gesundheitsbehörde PHE (Public Health England) jedoch mit Dateien im sogenannten csv-Format hantiert haben, die umfangreicher waren – eine unmittelbare Folge der gestiegenen Test- und Fallzahlen. Beim Import in die Excel-Software wurden die überschüssigen Zeilen mit den zuletzt durchgeführten Corona-Tests daraufhin abgeschnitten. In insgesamt 15.841 Fällen handelte es sich dabei um ein positives Ergebnis.

Die Betroffenen und deren Kontakte konnten nicht gewarnt werden

Das führte dazu, dass vergangene Woche alle von der Software unterschlagene Coronavirus-Infektionen vom 25. September bis zum 2. Oktober nachgemeldet werden mussten. Allein am Samstag stieg die Zahl der Neuinfektionen deshalb sprunghaft auf 12.872 Fälle an. Die Regierung sprach von einem "technischen Fehler", der nun behoben sei. Die Details wurden erst später bekannt.

Laut dem Guardian konnten in Folge der verpfuschten Datenerfassung die Fälle von fast 16.000 positiv getestete Personen nicht zeitnah bearbeitet werden. Dies soll sich unter anderem auch auf die Arbeit der sogenannten "Contact Tracer" ausgewirkt haben, die die Kontakte der Betroffenen ermitteln und warnen sollen, damit sie sich isolieren.

Eine Notlösung wurde zur Dauerlösung

Dass überhaupt Excel-Tabellen zur Datenerfassung in der Coronavirus-Epidemie zum Einsatz kommen, war wohl zunächst eher als Notlösung gedacht. Gerade zu Beginn der Pandemie musste schnell reagiert werden – das Erstellen und Verschicken von Excel-Tabellen schien zunächst naheliegend.

Doch mit den rasch steigenden Fallzahlen und dem Ausbau der Teststrategie wird die Dateneingabe und -verwaltung immer unübersichtlicher – und damit auch fehleranfälliger. Ein automatisiertes, einheitliches System fehlt bis heute. Nach wie vor schicken einige britische Labore ihre Testergebnisse in Form von Tabellen oder csv-Dateien, die manuell verarbeitet werden müssen. Auch in Deutschland haben die Behörden mit einem zum Teil erheblichen Meldeverzug aufgrund der modernisierungsbedürftigen Systeme zu kämpfen.

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Anwendungsfehler in Excel haben absurde Folgen

Folgenreiche Anwendungsfehler im Zusammenhang mit der Büro-Software Excel sind zudem keine Seltenheit. Erst im August sorgte eine Mitteilung aus der Welt der Genforschung für Wirbel: Demnach mussten im vergangenen Jahr 27 Gene offiziell umbenannt werden, weil deren Bezeichnungen von der "intelligenten" Microsoft-Software konsequent in Datumsangaben umformatiert wurden. Offenbar waren viele Forscher nicht in der Lage, die Autoformatierung abzuschalten – dabei gibt es diese Möglichkeit. Hier wird erklärt, wie das geht.

Dass Behörden mit Excel-Tabellen arbeiten, ist nichts ungewöhnliches, wird aber schon lange kritisiert. Die Software gilt als altertümlich, fehleranfällig und wenig geeignet zur Verarbeitung von großen Datenmengen. Kritiker sehen in der Excel-Panne ein weiteres Indiz für die fehlende Digitalkompetenz in der öffentlichen Verwaltung und deren negativen Auswirkungen auf die Bevölkerung.

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