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Gefälschte Google-Bewertungen lassen sich im Internet kaufen


Online-Rezensionen als Ware
Betrugsnetzwerke täuschen Nutzer im großen Stil

Von t-online, arg

22.10.2021Lesedauer: 3 Min.
Ein Ausschnitt einer App-Rezension: Den entscheidenden Hinweis, ob eine App seriös ist oder nicht, können oft schon die Bewertungen im Play Store geben.Vergrößern des Bildes
Ausschnitt einer Google-Rezension: Bewertungen sollte man nicht blind vertrauen (Quelle: Andrea Warnecke/dpa-tmn)

Ganze Account-Netzwerke geben gefälschte Google-Bewertungen ab. Das hat eine Medienanalyse ergeben. Erkennen kann man das als Laie jedoch kaum

Jeder kennt es: Man ist auf der Suche nach einem Restaurant, einer Boutique, einem Optiker oder einem Arzt. Auf welche Dinge achtet man meist zuerst, bevor man eine Wahl für das passende Restaurant oder den richtigen Handwerksbetrieb trifft? Auf die Bewertungen.

Hierbei orientiert man sich meist an einer hohen Anzahl von Punkten, da dies Zufriedenheit und Qualität suggeriert. Ein Restaurant oder einen Arzt mit weniger als vier Sternen im Durchschnitt besucht keiner gerne.

Eine Frage steht dabei immer im Raum: Sind die Bewertungen echt und vertrauenswürdig? Für Verbraucher ist das in den meisten Fällen nur durch sehr genaues Hinsehen erkennbar.

Eine langfristige Recherche des Bayrischen Rundfunks (BR) und des Schweizer Radio und Fernsehens (SFR) hat jetzt aufgedeckt, dass es ganze Netzwerke mit Google-Accounts gibt, die falsche Bewertungen hinterlassen.

Um gefälschte Rezensionen aufzudecken, haben Journalisten die Absender von dubiosen Bewertungen überprüft. Siehe da: Manche Accounts bewerteten mehrere Unternehmen in völlig unterschiedlichen Branchen in ganz Deutschland innerhalb kürzester Zeit. Die einzige Gemeinsamkeit: 5-Sterne Bewertungen für jedes Unternehmen.

Gegen falsche Bewertungen gibt es kein Allheilmittel

Inwieweit Google hier eingreifen kann und eingreifen will, lässt sich kaum beurteilen. Von Unternehmensseite heißt es, dass Beiträge und Bewertungen rund um die Uhr auf Echtheit überprüft werden.

Sollte man betrügerische Postings ausfindig machen, würden diese umgehend entfernt. Bei mehrmaligen Verstößen droht auch die Löschung des Google-Kontos.

Wie hoch der Anteil an Fälschungen tatsächlich ist, ist laut Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern nur schwer abschätzbar: "Wie hoch die Anzahl der gefälschten Bewertungen ist, kann man nicht sagen."

Blind vertrauen sollte man Bewertungen nicht, vor allem wenn viele davon identische oder sehr ähnliche Formulierungen aufweisen.

Am Ende profitieren beide Seiten

Gefälschte Bewertungen haben für die Betroffenen aber auch Vorteile: Sie beeinflussen das Ranking in der Suche maßgeblich. So heißt es von Seiten Googles: "Auch Google-Rezensionen fließen in das Ranking in lokalen Suchergebnissen ein: Je mehr Rezensionen und positive Bewertungen Ihr Unternehmen erhält, desto besser kann das Ranking ausfallen."

Die Bedeutung von Rezensionen haben längst auch andere erkannt: Professionelle Anbieter für Fake-Bewertungen. Dass sich hier gewaltiges Geschäftspotential auftut, ist offensichtlich.

Basierend auf gewünschter Qualität und Anzahl an geposteten Bewertungen werden hier 6 bis 19 Euro fällig. Höhere Kosten sind vor allem darauf zurückzuführen, dass die Rezensionen von echten Menschen verfasst wurden. Automatisch generierte Textblöcke fallen deutlich günstiger aus.

Manche Anbieter lassen Kunden auch Rezensionen eigenständig verfassen. Diese müssen dann nur noch über das Fake-Profil auf der entsprechenden Seite veröffentlicht werden.

Konsequenzen drohen meistens keine

Da man sich rechtlich in einer Grauzone bewegt, ist es aufwendig, Anbieter auszumachen und strafrechtlich zu verfolgen. Der Kauf von gefälschten Bewertungen ist nämlich grundsätzlich nicht verboten.

Wichtig hierbei ist aber, dass die Bewertung von einer Person stammen muss, die das jeweilige Restaurant besucht oder die jeweilige Dienstleistung in Anspruch genommen hat.

Stammen die Bewertungen von einer Person, die mit dem Geschäft oder Service persönlich nicht in Berührung gekommen ist, handelt es sich um Wettbewerbsverzerrung.

Gegen diese können Mitbewerber, Verbraucherzentralen oder Wirtschaftsverbände juristisch vorgehen, erklärt Tatjana Halm:

"Bewertungen fälschen zu lassen und diese dann im öffentlichen Raum zu verwenden, also sie auf Plattformen einzustellen, das ist nicht erlaubt. Das ist wettbewerbswidrig."

Die Gründe, wieso Unternehmen auf gefälschte Bewertungen zurückgreifen, sind vielfältig. Die einen wollen ihre Popularität erhöhen oder ihre Platzierung in der Google-Suche verbessern. Andere wiederum möchten negative echte Bewertungen mit kaufbaren positiven Bewertungen wieder ausgleichen.

Denn: Wer sich zu Unrecht schlecht bewertet fühlt, kann nicht dagegen vorgehen. Google löscht Bewertungen nur, wenn diese eindeutig gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen oder strafrechtlich relevante Inhalte enthalten.

Wie man falsche Bewertungen erkennt

Möchte man sich vergewissern, ob es sich um authentische Rezensionen handelt, lässt sich dies anhand einiger Schritte überprüfen:

  • Häufigkeit: Setzen Accounts mehrere Bewertungen in kurzer Zeit ab, könnte es sich hierbei um gekaufte Bewertungen handeln.
  • Lokaler Schwerpunkt: Echte Nutzer konzentrieren sich meist auf eine Stadt oder eine Region, in der sie Geschäfte bewerten. Ausnahmen hierbei sind beispielsweise der Urlaub im Ausland.
  • Branche: Ein kurzer Blick auf die bewerteten Unternehmen kann auch Klarheit verschaffen. Wer in einer Woche fünf Nagelstudios oder italienische Restaurants bewertet, macht sich unglaubwürdig.
  • Punktevergabe: Bei Nutzern, die immer nur fünf Sterne-Bewertungen vergeben, könnte es sich auch um Fake-Accounts handeln.

Treffen ein oder mehrere dieser Punkte auf das entsprechende Google-Konto zu, handelt es sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit um einen Fake-Account und gekaufte Bewertungen. Hier sollte man hinsichtlich der Glaubwürdigkeit Vorsicht walten lassen. Ist man sich sicher, dass es sich um eine gefälschte Rezension handelt, kann man auch Google kontaktieren. Diese überprüfen dann die Authentizität der Bewertung.

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