Blamage für den Marktführer Samsung verschiebt Start seines Falt-Smartphones
Samsung wollte der erste Smartphone-Anbieter mit einem faltbarem Display sein. Nach Defekten bei Testgeräten kommt das 2.000 Euro teure Galaxy Fold nun aber vorerst nicht in den Handel.
Samsung hat die Markteinführung des ersten Smartphones mit Falt-Display nur wenige Tage vor dem geplanten Termin auf unbestimmte Zeit verschoben. Zuvor waren Displayprobleme bei einigen an Journalisten verteilten Testgeräten des Modells Galaxy Fold bekannt geworden. Der Schutz der Bildschirme solle nun verbessert werden, erklärte Samsung. Ein neuer Starttermin solle in den kommenden Wochen mitgeteilt werden. Ursprünglich sollte das Gerät am 26. April in den USA und am 3. Mai in Europa auf den Markt kommen.
Das Samsung Galaxy Fold sollte das erste Gerät auf dem Markt werden, bei dem sich der Bildschirm auf die Größe eines kleinen Tablet-Computers auffalten lässt. Konkurrent Huawei kündigte den Start seines Auffalt-Smartphones Mate X für den Sommer an. Es soll mit 2.300 Euro noch etwas teurer werden.
Das Scharnier macht Probleme
Bei den 2.000 Euro teuren Galaxy Fold von Samsung war mehreren Tech-Journalisten bei Vorabtests das Display kaputtgegangen. "Erste Ergebnisse aus den Auswertungen der gemeldeten Displayprobleme zeigen, dass die Ursache am Scharnier liegen kann", erklärte Samsung am Montag. Das Faltgelenk in der Mitte des Bildschirms hatten Marktbeobachter schon vorher als eine potenzielle Schwachstelle betrachtet, sowohl Samsung als auch Huawei versicherten aber, die Mechanik sei robust.
"Es gab auch einen Fall, in dem Stoffe, die sich im Inneren des Geräts befanden, die Displayleistung beeinträchtigten. Wir werden Maßnahmen ergreifen, um den Schutz und die Stabilität des Displays zu verstärken", teilte Samsung weiter mit.
Einige Reporter beschädigten zudem ihre Fold-Geräte, weil sie versehentlich eine Schutzschicht abzogen, die wie die übliche durchsichtige Folie auf Bildschirmen neuer Geräte aussah, aber Bestandteil des Displays war. Samsung erklärte bereits, es werde dazu eine klar sichtbare Warnung für Verbraucher geben. Die Faltdisplays haben bisher eine Oberfläche aus Plastik statt Spezialglas wie bei herkömmlichen Smartphones. Deshalb wird befürchtet, dass sie anfälliger für Kratzer sein könnten. Biegsames Glas für Smartphone-Bildschirme ist erst in der Entwicklung.
Erinnerungen an das Debakel rund um explodierende Akkus
Für Samsung ist die kurzfristige Verschiebung des Starttermins ein herber Rückschlag. Der Smartphone-Marktführer wollte mit dem Galaxy Fold seine Innovationskraft unter Beweis stellen. Stattdessen weckte die Situation Erinnerungen an das Debakel mit dem Smartphone Galaxy Note 7, das Samsung im Herbst 2016 nach wenigen Wochen auf den Markt wegen Akku-Bränden zurückrufen musste.
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Das Galaxy Fold lässt sich wie ein Buch aufklappen, dann kann man den Faltbildschirm mit einer Diagonale von 7,3 Zoll nutzen. In geschlossenem Zustand steht dem Anwender ein relativ kleines Display auf einer der Außenseiten mit einer Diagonale von 4,6 Zoll zur Verfügung. Samsung arbeitete gemeinsam mit Google daran, dass Apps beim Aufklappen des Geräts nahtlos weitergenutzt werden können. Huawei entschied sich für ein anderes Konzept: Beim Mate X bleibt der Faltbildschirm auf der Außenseite und nach dem Zusammenklappen wird eine Hälfte davon als Smartphone genutzt.
- Nachrichtenagentur dpa
- Stellungnahme von Samsung