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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Neuer Smartphone-Trend Faltbare Displays: Die unterschätzte Innovation
Faltbare Smartphones werden von den einen als Neuheit gefeiert, von den anderen als nutzloser Hype belächelt. Beide Haltungen machen den gleichen Fehler: Sie verwechseln die Innovation mit ihrer Anwendung.
Seit Jahren ist es die gleiche Leier: Die Smartphone-Branche sei nicht mehr so innovativ wie einst. Die Geräte werden zwar immer größer, leistungsfähiger und teurer. Die Zuschauer aber warten auf das "nächste große Ding". Nur: Was soll das sein?
Faltbare Smartphones sind es jedenfalls nicht, so scheint es. Denn während sich Hersteller wie Huawei und Samsung auf der Bühne des "Mobile World Congress" feiern lassen, reagiert der Rest der Welt überwiegend mit Schulterzucken. Tablets lassen sich jetzt falten und als Smartphone nutzen. So what?!
Diese Geräte sind noch nicht mal auf dem Markt und trotzdem tut das Publikum so, als hätte es sowas schon dutzendmal in der U-Bahn gesehen. Spätestens beim Preis wenden sich die potenziellen Käufer schnaubend ab: 2.000 Euro für ein Telefon?! Nie und nimmer!
Selbst die Hersteller scheinen sich nicht sicher zu sein, welches Problem die faltbaren Tablets lösen sollen. OnePlus-Chef Pete Lau etwa sieht keinen Gewinn darin, die Bildschirmfläche seiner Handys zu verdoppeln. Und LG blamiert sich auf dem Mobile World Congress mit einem Smartphone mit abnehmbaren Display – und macht damit indirekt deutlich, dass es die zusätzliche Bildschirmfläche ebenfalls für verzichtbar hält.
Faltbare Smartphones sind nicht neu – faltbare Displays schon
Manche halten Smartphone-Trend schon jetzt für einen sinnlosen Hype. Dabei unterläuft den Skeptikern der gleiche Fehler, wie denen, die im Falt-Phone die Zukunft des Mobilgeräts sehen: Sie verwechseln die Innovation mit ihrer Anwendung. Die Innovation, das ist das faltbare oder rollbare Display. Das knickbare Tablet-Telefon ist nur eine von vielen möglichen Anwendung. Ob sich Smartphones mit variabler Bildschirmfläche am Ende durchsetzen werden, ist zweitrangig. Was bleiben wird, ist die Technologie dahinter.
Der Bildschirm des "FlexiPai" etwa, dem ersten faltbaren Tablet des chinesischen Startup Royole Cooperation, lässt sich auf eine Rolle von einem Millimeter Durchmesser aufrollen. Dieses Display können Sie um einen Zahnstocher wickeln, ohne dass es bricht. Was könnte man daraus nicht alles basteln! Interaktive Litfass-Säulen und fantasievolle Bedienungskonsolen, Displays in Kleidung und auf Accessoires, ein Touch-Armband, das sich um das Handgelenk schmiegt, eReader, die man zusammenrollt und in die Tasche stopft wie einen Groschenroman.
Solche Anwendungsbeispiele jenseits des Smartphones gibt es schon. Die Marke Nubia stellte etwa auf dem Mobile World Congress eine Smart Watch mit flexiblem Display vor. Ein Vorgängermodell gab es im Vorjahr auf der IFA zu sehen. Solche Produkte finden aber nur wenig Beachtung. Stattdessen scharen sich die Fotografen um den Schaukasten mit dem angeblich marktreifen Hybrid-Modellen aus Tablet und Smartphone.
Auf die Inszenierung kommt es an
Die Hersteller müssen das geahnt haben. Royole zum Beispiel entwickelt seit sieben Jahren ultraflexible Sensoren und Displays, hat vor dem FlexiPai noch nie ein Smartphone oder Handy gebaut. Warum beschließt so ein Startup wohl, das erste faltbare Tablet der Welt auf dem Markt zu bringen – wohl wissend, dass es unmöglich mit Mega-Konzernen wie Samsung konkurrieren kann? Ganz einfach: Geräte wie das FlexiPai bereiten die Bühne für den eigentlichen Star, der neuen Bildschirm-Technologie.
Noch sind faltbare Displays viel zu teuer, um sie in Gebrauchsgeräten wie einem eReader zu verbauen. Smartphones hingegen sind bereits Lifestyle-Objekt und Statussymbol. Ihre Präsentation wird von den Herstellern sorgfältig inszeniert. Und: Die Zahlungsbereitschaft unter Marken-Fans ist außergewöhnlich groß. Dafür haben Apple, Samsung und Huawei in den letzten Jahren gesorgt. Mit jedem neuen Luxus-Modell haben sie den Markt gut vorbereitet für die nächste Produktkategorie, den "Foldables".
Die Anforderungen an die ersten Modelle sind allerdings gigantisch. Technisch dürfen sie den aktuellen Top-Smartphones in nichts nachstehen. Gleichzeitig sollen sie weder zu klobig sein noch zu klein. Samsung, Huawei, Royole und Xiaomi lösen diese Aufgabe auf ganz unterschiedliche Art. Das Samsung Galaxy Fold lässt sich aufklappen wie ein Buch, Xiaomis Prototyp wird geöffnet wie ein Fenster und beim Huawei Mate X oder FlexiPai wird das Tablet in der Mitte gefaltet, so dass beide Hälften nach außen zeigen. Und damit sind noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft.
Das iPhone ist nicht mehr das Maß aller Dinge
Das erste horizontal ausgerichtete Falt-Smartphone könnte von Motorola kommen: Die Mittelklasse-Marke denkt bereits laut über ein Comeback seines Kult-Klapphandys Razr nach. Auch die Huawei-Tochter will Honor preisgünstige Foldables anbieten, sobald die Preise für die Falt-Displays gefallen sind. Das alles lässt ahnen: Nach Jahren des Stillstandes und der Gleichförmigkeit, in der das iPhone als das Maß aller Dinge galt, könnten Foldables wieder für mehr Vielfalt auf dem Handymarkt sorgen.
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Fürs Erste stehen die neue Geräteklasse natürlich noch ganz am Anfang. Vor allem die extrem teuren Origami-Smartphones starten als Nischenprodukt – und möglicherweise bleiben sie das auch. Noch hat kaum jemand eines dieser Geräte in den Händen gehalten, geschweige denn getestet. Selbst auf dem Mobile World Congress waren das Samsung Galaxy Fold und das Huawei Mate X für die regulären Besucher nur hinter Glas zu sehen.
Doch wenn Falt-Phones funktionieren, sind auch andere faltbare, rollbare, knickbare Gadgets mit Touchscreen denkbar – zumindest, wenn wir aufhören, die Zukunft der Falt-Displays nur in technisch hochgerüsteten Handys zu sehen. Foldables könnten viel mehr sein als ein Smartphone-Trend: eine völlig neue Gerätekategorie.
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