Streamingdienst der Telekom MagentaTV zeigt alle EM-Spiele – lohnt sich das Abo?
Die Telekom zeigt als einziger Anbieter alle EM-Spiele live bei MagentaTV. Doch wer sich deshalb kurzfristig für ein Abo entscheidet, sollte vorher ein paar Dinge wissen.
Wer das zweite Spiel der Fußball-Europameisterschaft im Fernsehen sehen will, wird bei ARD und ZDF vergeblich suchen. Nur rund vier Millionen Menschen können am Samstag (15.00 Uhr) Wales gegen Schweiz schauen, weil sie bereits Telekom-Kunde sind und das Angebot MagentaTV bezahlen.
Alle anderen Fußballfans müssen noch fix ein Monatsabo abschließen: Nur so können sie das Spiel sehen und haben dann während des Turniers die freie Auswahl bei allen 51 EM-Spielen – und das bei passender Ausstattung und Internetanschluss sogar in Ultra-HD. Das Erste und das Zweite zeigen hingegen nur 41 Partien.
Volles Programm: Das plant MagentaTV zur EM
Der Telekom ist mit dem Deal ein echter Coup gelungen, denn kein Sender zeigt in den kommenden Jahren so viele Turnierspiele wie MagentaTV. Dafür hat das Unternehmen für viele Millionen Rechte gekauft und auch beim Programm kräftig investiert. Am Dienstag wurde in Ismaning das neue Studio präsentiert, in dem das Unternehmen ThinXpool als Dienstleister während der EM 160 Live-Stunden produziert.
Dazu hat die Telekom auch Prominenz eingekauft. Zu den Kommentatoren gehören unter anderen der sonst für Sky tätige Wolff Fuss und Marco Hagemann von RTL. Moderator der meisten EM-Sendungen ist der hauptsächlich beim ZDF arbeitende Johannes B. Kerner.
Telekom will MagentaTV für Sportfans attraktiv machen
Die Telekom betreibt einen großen Aufwand, um Sportfans für MagentaTV zu gewinnen. Die Sport-Übertragungen auf MagentaTV, zu denen auch die Deutsche Eishockey-Liga, die Basketball-Bundesliga und die 3. Fußball-Liga gehören, sollen das Angebot der Telekom für sie attraktiv machen.
Für fußballbegeisterte Nutzer stellt sich daher die Frage: Lohnt es sich, jetzt ein Abo abzuschließen? Hier die wichtigsten Infos im Überblick.
Was ist MagentaTV?
Das TV- und Streamingangebot der Deutschen Telekom lässt sich auf unterschiedlichen Geräten nutzen – egal, ob Zuhause oder unterwegs. Kunden können den Dienst in Kombination mit einem Telekom-Tarif buchen, aber auch als Kunde eines anderen Internetanbieters nutzen.
MagentaTV-Nutzer haben Zugriff auf etwa 50 bis 100 Fernsehsender, verschiedene Mediatheken und ihr Konto bei Streamingdiensten wie Netflix, Amazon Prime Video oder Disney+. MagentaTV-Kunden erhalten ein Abo zum Teil zum reduzierten Sonderpreis. Der RTL-Streamingdienst TV Now Premium ist in einigen MagentaTV-Tarifen bereits enthalten. Zusätzliche Sender, Video-on-Demand-Inhalte oder Streaming-Abos können gegen einen Aufpreis freigeschaltet werden.
Was kostet MagentaTV?
Zur Fußball-EM bewirbt die Telekom den MagentaTV Smart-Tarif mit 24 Monaten Vertragslaufzeit. Die ersten drei Monate sind gratis. Danach werden jeden Monat mindestens 10 Euro fällig.
Wer sich nur kurzfristig für MagentaTV entscheidet, um alle EM-Spiele live zu sehen, greift wohl besser zu einem Flex-Tarif für 10 bis 15 Euro monatlich. Einen kostenlosen Probemonat bietet die Telekom hier leider nicht. Aber die Abos sind monatlich kündbar.
Wie bekommt man MagentaTV?
Man kann MagentaTV im Browser gucken oder über eine App. Auf dem Fernseher empfiehlt sich aber ein Streaming-Adapter oder sogar ein TV-Receiver. Die nötige Hardware, zum Beispiel ein Amazon Fire TV Stick, ist für weniger als 50 Euro zu haben. Wer einen 4K-Fernseher hat, kann auch zum MagentaTV-Stick (49,99 Euro) greifen, er ist sogar zehn Euro günstiger als Amazosn Fire TV Stickv 4K (59,99 Euro). Auf einigen Fernsehern von Samsung, auf einem Apple TV oder Android TV läuft MagentaTV ohne Extra-Hardware.
All das erlaubt allerdings nur die Wiedergabe der Spiele in Full-HD. Wer die EM in Ultra-HD, also in 4K-Auflösung verfolgen möchte, braucht einen Media-Receiver der Telekom oder eine MagentaTV-Box.
Welche Vor- und Nachteile hat Fußball-Streaming via MagentaTV?
TV-Übertragungen über das Internet können ihre Tücken haben. Für einen stabilen Live-Stream benötigen Nutzer einerseits natürlich ausreichend Bandbreite. Gerade zu Stoßzeiten kann es in den Leitungen immer wieder zu Leistungsschwankungen und Einschränkungen kommen.
Außerdem müssen sich Zuschauer im Klaren sein, dass das TV-Signal über die Internetleitung immer mit einiger Verzögerung (Latenz) ankommt. Das Problem ist vielen Fußball-Fans aus den Vorjahren bekannt: Oft konnte man den Jubel in der Nachbarschaft schon hören, bevor das Tor auf dem eigenen Bildschirm zu sehen war.
Je nach Anbieter und verwendeter Technik kann der Unterschied sehr deutlich ausfallen, wie das Computermagazin c't anlässlich der Fußball-WM 2018 ermittelt hat. Die geringste Verzögerung haben demnach Zuschauer, die das Spiel via Satellit empfangen.
"Bei der Latenz ist nach wie vor die gute alte Satellitentechnik überlegen", bestätigt der Telekom-Sprecher Malte Reinhardt. Wie groß der Unterschied ist und mit welcher Verzögerung Fußball-Fans bei MagentaTV zu rechnen haben, lasse sich jedoch nicht pauschal in Sekunden beziffern, da Faktoren wie die verwendete Hardware und Technik einen großen Einfluss haben.
Zumindest in Sachen Bild- und Tonqualität müssen Nutzer bei der digitalen Übertragungstechnik keine Abstriche machen – ganz im Gegenteil. "Da hat sich in den letzten Jahren einiges getan", sagt Reinhardt.
Die Telekom etwa überträgt die Fußball-EM bei MagentaTV in Ultra-HD-Qualität. Von der höchsten Qualitätsstufe profitieren aber nur Kunden mit einem leistungsfähigen Telekom-Breitbandanschluss – und natürlich dem entsprechenden Endgerät, sprich: einem Fernseher mit mindestens 4k Auflösung.
Hintergrund: So konnte sich die Telekom die Rechte sichern
Die Fernsehwelt wird immer unübersichtlicher, das wird bei der EM wieder einmal deutlich. Seit dem Abschluss eines komplizierten Vertrages im Frühjahr ist klar, dass zehn EM-Partien nicht ohne Zusatzkosten zu sehen sind. ARD und ZDF gaben diese Spiele an die Telekom ab, um so die Heim-EM in drei Jahren zu retten. Denn sie waren im Poker um die Medienrechte für die EM 2024 in Deutschland leer ausgegangen. Stattdessen hatte sich der Bonner Konzern überraschend das Komplettpaket von der Europäischen Fußball-Union UEFA gesichert.
Erst im März teilte das Telekommunikationsunternehmen in einem umfangreichen Vertragswerk diese Rechte für 2024 mit ARD und ZDF – und es erhielt im Gegenzug Sendelizenzen für alle Begegnungen der diesjährigen EM und alle Partien der WM im kommenden Jahr sowie eine zweistellige Millionensumme. "Wer Fußball liebt, kommt an MagentaTV nicht vorbei", sagte Telekom-Manager Michael Hagspihl bei der Präsentation des hauseigenen EM-Programms.
ARD und ZDF sind trotzdem zufrieden
Das Erste und das Zweite müssen nun also in den kommenden Wochen auf Partien verzichten. "Wenn man die Gesamtvereinbarung betrachtet – es ging ja darum, die Euro 2024 im eigenen Land zu übertragen – dann ist es gelungen, ein programmlich attraktives Paket zu vertretbaren wirtschaftlichen Konditionen zu bekommen", sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann: "Was jetzt exklusiv bei der Telekom zu sehen ist, die zehn Gruppen- und Parallelspiele, ist da absolut verschmerzbar."
Ähnlich äußerte sich Steffen Simon, der EM-Organisator der ARD. "Uns hat das – wirtschaftlich und lizenzrechtlich – die Möglichkeit gegeben, in drei Jahren bei der EM im eigenen Land dabei zu sein. Und das hatte logischerweise eine sehr hohe Priorität", sagte er.
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