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Apple Watch erkennt Zeichen einer Herzkrankheit – EKG-Funktion


Vielversprechende EKG-Funktion
Apple Watch erkennt Zeichen einer Herzkrankheit

Aktualisiert am 19.08.2019Lesedauer: 4 Min.
Ein Mann schaut auf das EKG seiner Apple Watch: Seit diesem Jahr ist die Funktion auch in Deutschland verfügbar.Vergrößern des Bildes
Ein Mann schaut auf das EKG seiner Apple Watch: Seit diesem Jahr ist die Funktion auch in Deutschland verfügbar. (Quelle: Andrea Warnecke/dpa-tmn)
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Seit März dieses Jahres kann die Apple Watch nicht nur die Herzfrequenz ihres Nutzers messen, sondern auch ein EKG erstellen. Das funktioniert erstaunlich gut. Ärzte und sogar Krankenkassen sind angetan.

Bei Arno Schmidt passiert es im Urlaub. Am Morgen nach dem Frühstück schaut er im Hotelzimmer auf seine Apple Watch, die unter anderem seine Herzfrequenz messen kann. Zu hoher Puls, meldet die Uhr. Der 48-Jährige öffnet die EKG-App. 30 Sekunden lang legt er den Finger auf einen in der Krone eingelassenen elektrischen Sensor, über den die App ein Elektrokardiogramm (EKG) ableitet. Dann erscheint das Ergebnis auf dem Ziffernblatt: "Dieses EKG deutet auf Vorhofflimmern hin." Dazu die Empfehlung, einen Arzt aufzusuchen.

Dass ihn dieser Warnhinweis erschreckt oder gar in Todesangst versetzt hätte, daran kann sich Arno Schmidt nicht erinnern: "Ich war eigentlich fasziniert." Er beendet seinen Urlaub und fährt zum nächsten Krankenhaus.

Die Diagnose der Apple Watch erweist sich als nahezu richtig: Statt Vorhofflimmern hat der Diplom-Kaufmann aus Essen Vorhofflattern. Den Unterschied können nur Experten erkennen und er erweist sich als Glücksfall für den Patienten, weil sich die Erkrankung gut behandeln lässt. Arno Schmidt wird operiert und am darauffolgenden Tag wieder entlassen.

Studie bestätigt: Apple Watch erkennt Herzrhythmusstörungen

Die Apple Watch als Lebensretter – immer wieder werden Fälle bekannt, in denen die Uhr aufgrund zu hoher Herzfrequenzen Alarm auslöst und Menschen dadurch rechtzeitig zum Arzt gehen. In einer bislang umfangreichsten Studie zum Thema hat Apple gemeinsam mit der Stanford Universität mehr als 400.000 Menschen auf Herzrhythmusstörungen untersucht und dabei den Algorithmus der Uhr mit Langzeit-EKGs verglichen.

Bei 0,5 Prozent der Probanden stellten die in der Apple Watch verbauten Sensoren Herzrhythmusstörungen fest. Etwas mehr als ein Drittel der Teilnehmer, denen die Uhr Unregelmäßigkeiten im Herzschlag attestiert hatte, ließen sich daraufhin untersuchen. 85 Prozent von ihnen bekamen nach anschließender Prüfung eines Arztes tatsächlich Vorhofflimmern attestiert.

Apple Watch als sinnvolle Ergänzung

Vorhofflimmern gilt in Deutschland als Volksleiden. Schätzungen zufolge sind hierzulande bis zu 1,5 Millionen Menschen von der Erkrankung betroffen, das entspricht knapp zwei Prozent der Bevölkerung. Diese Herzrhythmusstörung ist zwar nicht lebensgefährlich, erhöht aber das Risiko für einen Schlaganfall um ein Fünffaches. Etwa 30 Prozent der Schlaganfälle hängen mit Vorhofflimmern zusammen. Das Perfide: Nur etwa ein Drittel aller betroffenen Menschen bemerkt überhaupt, dass ihr Herz unregelmäßig schlägt.

In medizinischen Kreisen werden Wearables wie die Apple Watch mit ihrer Herzfrequenzmessung positiv besprochen. "Jedes Device, das Rhythmusstörungen aufzeichnet, ist sinnvoll", so Heribert Brück vom Bundesverband niedergelassener Kardiologen (BNK). Gerade für diejenigen, die gar nichts von ihren Herzrhythmusstörungen wüssten, sei die Herzfrequenzmessung der Apple Watch gut. "Das kann die weitere Diagnostik in Gang setzen oder beschleunigen."

Zu Bedenken gibt der Kardiologe jedoch, dass die Apple Watch den Herzschlag nicht kontinuierlich überwacht. Dass die Uhr keine Unauffälligkeiten melde, bedeute darum lediglich, dass der Herzschlag im Überwachungszeitraum unauffällig gewesen sei. "Die Herzfrequenzmessung der Apple Watch ist eine Erleichterung, aber sie ersetzt nicht die Diagnostik beim Arzt."

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Seit März dieses Jahres ist in Deutschland für die Apple Watch Series 4 auch die EKG-Funktion verfügbar. Thomas Deneke, Chefarzt einer Herz- und Gefäßklinik und Sprecher der Arbeitsgruppe Rhythmologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DKN), hat das Elektrokardiogramm mehrere Monate lang getestet und hält es für "extrem gut". Im Interview mit dem Stern sagt er: "Wir stehen am Anfang einer vielversprechenden Technik. Ich bin hocherfreut, wie gut das EKG aussieht und glaube, dass wir damit durchaus weiter kommen, was die Strategien bei der Erkennung und Behandlung von Vorhofflimmern angeht."

Krankenkassen übernehmen teilweise Kosten

Dass Fitnesstracker und Smart-Health-Devices verlässliche Aussagen über den Gesundheitszustand von Personen treffen können, ist auch den Krankenkassen bekannt. Zwar zeigen sie sich noch zurückhaltend, wenn es um das EKG-Feature der Apple Watch geht. Dennoch bieten viele Kassen bereits finanzielle Unterstützung, wenn Versicherte sich aus gesundheitlichen Gründen Wearables zulegen möchten.

"Eine Fitnessuhr, mit oder ohne EKG-Funktion, hilft dabei, sich der eigenen Gesundheit bewusst zu werden und bei Anzeichen von Problemen direkt gegenzusteuern", so etwa ein Sprecher der DAK. Über ein Bonusprogramm, bei dem Versicherte Punkte sammeln können, sei es möglich, selbstfinanzierte Gesundheitsleistungen von der DAK bezuschussen zu lassen. "Dazu zählen auch Fitnesstracker wie die Apple Watch."

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Auch bei der AOK ist eine Finanzierung der Apple Watch speziell für Risikopatienten, die sich durch die EKG-Funktion absichern möchten, noch nicht geplant. "Ob es solche Angebote in Zukunft geben wird, hängt von vielen Faktoren ab – beispielsweise von der Zuverlässigkeit der Geräte und der übermittelten Messdaten, die wir derzeit nicht beurteilen können" Wer sich jedoch aus Gesundheitsgründen Pulsmesser oder andere digitale Fitnessmessgeräte wie die Apple Watch zulegen möchte, kann schon jetzt bei mehreren AOKs auf finanzielle Unterstützung hoffen.

Gesundheit hat ihren Preis

Ähnlich hält es die Betriebskrankenkasse Mobil Oil: Einen finanziellen Zuschuss für die Anschaffung von Fitnesstracker und Wearables wie die Apple Watch können Versicherte hier über das Bonusprogramm "fitforcash" bekommen, wenn sie Nachweise für die aktive Gesundheitsvorsorge einreichen.


Arno Schmidt hat sich die Apple Watch vor gut einem Jahr zugelegt – vor allem, weil er es praktisch findet, damit telefonieren zu können, ohne das iPhone in der Hand halten zu müssen. Mittlerweile schätzt er auch ihren gesundheitlichen Wert: "Für Leute, die vorbelastet sind, ist die Uhr in jedem Fall empfehlenswert."

Verwendete Quellen
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