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5G-Versteigerung in Milliardenhöhe: Wir sind noch nicht mal in der Gegenwart


Mobilfunk
5G ist die Zukunft, aber wir sind noch nicht mal in der Gegenwart

MeinungVon Laura Stresing

Aktualisiert am 13.06.2019Lesedauer: 3 Min.
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5G-Auktion beendet: Nach mehr als zwölf Wochen haben die vier Anbieter mehr als sechs Milliarden Euro für die Lizenzen ausgegeben. (Quelle: Reuters)

Die Bieterschlacht um 5G ist vorbei. Der Kampf ums Mobilfunknetz geht weiter. Dabei sollten Politik und Netzbetreiber bei aller Vorfreude auf die Zukunft die Gegenwart nicht aus dem Blick verlieren.

Das war eine schwere Geburt. Nach einem fast 500 Runden andauernden Bieterwettstreit haben vier Firmen die ersten 5G-Frequenzen unter sich aufgeteilt. Damit kann das Mobilfunknetz der fünften Generation jetzt – endlich – auch in Deutschland kommen.

Ob das Auktionsverfahren fair und angemessen war, steht auf einem anderen Blatt. Schon vor und während der Auktion beklagten sich die Teilnehmer bitterlich über die strengen Auflagen der Bundesnetzagentur. Mehrere versuchten, das Verfahren gar per Gerichtsbeschluss zu stoppen.

Am Ende wollten aber doch alle mitspielen. Und, meine Herren, da wurde wirklich hoch gepokert in Mainz! Insgesamt gut 6,6 Milliarden Euro lassen sich die Mobilfunkbetreiber die Frequenzen kosten. Wer sich jetzt beklagt, dass das doch viel zu teuer sei und dass dieses Geld nun beim Netzausbau fehle, der sei daran erinnert: Die Mitbietenden hatten es selbst in der Hand.

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Wie aus Trotz stürzten sich Telekom, Vodafone, Telefónica und Drillisch in einen wochenlangen Abnutzungskampf. Runde um Runde überboten sich die Konkurrenten in störrischen Trippelschritten. Nach einigen Wochen verlor selbst die Bundesnetzagentur die Geduld und erhöhte die Mindestgebote, um die Teilnehmer schneller an ihre Schmerzgrenze zu treiben.

Der Plan ging auf. Wenige Tage später war der Spuk vorbei. Telekom und Vodafone gehen mit den Frequenzen heim, die sie haben wollten. Und der Neueinsteiger Drillisch gilt jetzt schon als Gewinner. Mit 5G wird das Unternehmen erstmals Herr über seine eigenen Netze. Für die Verbraucher sind das gute Nachrichten. Es gibt jetzt einen neuen Mitspieler auf dem Mobilfunkmarkt, den bisher drei Firmen unter sich aufgeteilt hatten.

Der Kampf ums 5G-Netz geht erst los

Nach fast drei Monaten des Geschachers könnten die Netzbetreiber jetzt einmal tief Luft holen und sich an den Aufbau machen. Doch wer glaubt, dass jetzt Ruhe einkehrt, ist schief gewickelt. Der Kampf ums 5G-Netz geht gerade erst los. Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter etwa fordert im "WAZ"-Interview schon jetzt die Kosten für die 5G-Frequenzen in Form von Fördergeldern vom Bund zurück. Sonst wird das mit der flächendeckenden Versorgung wieder nichts, sagt er sinngemäß. Funklöcher als Drohkulisse. Aha.

Dieses Mantra hören wir nun schon seit Wochen, Monaten und Jahren. Dabei klingt es doch bei genauerer Betrachtung irgendwie lächerlich: Diese hochprofitablen Unternehmen brauchen Unterstützung vom Staat, um ein Netz ohne Funklöcher zu bauen? Der Staat sollte sich von dem Gejammer nicht beeindrucken lassen, sondern den Mobilfunkkonzernen zu verstehen geben: Wenn euch das alles zu viel wird, dann lasst es halt. Die Politik kann den Unternehmen im Interesse der Bürger wirtschaftliche Anreize bieten, wo notwendig, das ist klar. Er sollte aber auch Ansprüche stellen und davon nicht abrücken.

Trotzdem wäre Selbstkritik und ein Hinterfragen der bisherigen Politik durchaus angemessen. Schließlich gibt es einen Grund, warum die Androhung von Funklöchern in der Öffentlichkeit auf Gehör stößt: Wir sind gebrannte Kinder.

Das deutsche LTE-Netz ist miserabel

Die Deutschen sind es leid, voller Neid ins Ausland zu blicken, wo man deutlich günstiger und schneller mobil surfen kann. Das LTE-Netz befindet sich hierzulande immer noch im Aufbau. Statt einer flächendeckenden Versorgung verlangte der Staat hier nur eine Haushaltsabdeckung. Und selbst damit haben die Anbieter teilweise große Probleme. Die bis 2020 versprochene Versorgung mit 4G wird beim Anbieter Telefónica etwa womöglich nicht erreicht.

Bei 5G soll alles anders werden. Und tatsächlich wurden die Ziele dieses Mal hoch gesteckt: Eine Versorgung mit schnellem mobilen Internet entlang von Bahnstrecken etwa klingt geradezu traumhaft. Die Frequenzauktion lege mit ihren Versorgungsauflagen "den Grundstein für eine flächendeckende Mobilfunkversorgung", schwärmt auch der zuständige Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Aber: Warum gibt es die nicht längst? Und: Was macht Herr Scheuer eigentlich beruflich?


Die ersten LTE-Frequenzen wurden 2010 versteigert. Aus Nutzersicht reicht das Netz für die meisten mobilen Anwendungen völlig aus – auch für ruckelfreies Filmstreaming von unterwegs. Natürlich braucht Deutschland 5G und es wird höchste Zeit, mit dem Ausbau anzufangen. Trotzdem: Hoffentlich vergisst bei all der Aufregung und Vorfreude auf die Zukunft niemand, dass Deutschland noch einiges an Vergangenheit aufzuholen hat.

Hinweis: Das Portal t-online.de ist ein unabhängiges Nachrichtenportal und wird von der Ströer Digital Publishing GmbH betrieben.

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