Huawei-Produkte sind überall Warnungen vor Technik aus China kommen zu spät
Netzbetreiber sollen beim Ausbau des 5G-Netzes auf Technik von Huawei verzichten, fordern Geheimdienstler. Die Warnung kommt recht spät, denn Produkte aus China sind bereits überall in Deutschland im Gebrauch.
In Mainz hat gerade erst die Versteigerung der Frequenzen für das neue 5G-Mobilfunknetz begonnen, doch ein möglicher Verlierer steht bereits fest. Der führende chinesische Netzwerkausrüster Huawei hat wegen Sicherheitsbedenken enorm an Vertrauen eingebüßt.
Die Befürchtung, die vor allem von den USA verbreitet wird: Die chinesische Regierung könnte Huawei zwingen, Hintertüren in seine Produkte einzubauen. Peking könne so fremde Netzwerke aushorchen oder sogar komplett abschalten, warnen Geheimdienstler.
Huawei bestreitet das vehement, und tatsächlich gibt es bislang keinen Beweis, dass der chinesische Staat seine Technikfirmen zur Spionage zwingt. Doch das muss laut Experten für die Zukunft nicht so bleiben.
Huawei-Produkte sind bereits tief in Deutschlands Netzen verankert
Die Sorgen vor China kommen recht spät, denn Huawei-Produkte sind bereits tief in Deutschlands Netzen verankert. Huawei hat sich in den vergangenen Jahren zum wichtigsten Ausrüster vieler Telekommunikationsanbieter weltweit entwickelt.
Nach Angaben der Marktanalysten von Dell'Oro kam der Konzern im Jahr 2018 auf einen Marktanteil von 29 Prozent. Der chinesische Wettbewerber ZTE kam auf acht Prozent, sodass China trotz zunehmenden Drucks aus Washington mehr als ein Drittel des weltweiten Markts für Telekommunikationstechnik kontrolliert.
Deutsche Netzbetreiber setzten bisher auf Technik aus China
In Deutschland setzen alle drei Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) bei ihren bestehenden Netzen auf chinesische Technik. Allerdings sind sie im Zuge der aktuellen Sicherheitsdebatte spürbar von den Ausrüstern abgerückt.
So hat die Telekom erklärt, ihre Einkaufsstrategie auch in Bezug auf Huawei zu überdenken. Vodafone kündigte an, alle Huawei-Bauteile in den besonders sensiblen Bereichen seines Netzwerks zu entfernen. Und Telefónica hat seinen Wartungsvertrag mit ZTE beendet.
Mit der Ankündigung von United Internet, bei der Versteigerung der 5G-Frequenzen mitzubieten, könnte ein vierter Netzbetreiber entstehen – der ebenfalls auf chinesische Technik setzt. Das Unternehmen erklärt, es verhandle "mit verschiedenen Anbietern, darunter auch eine Firma aus China". United Internet ist über seine Tochter 1&1 bereits einer der größten Betreiber von Glasfasernetzen. Dabei verwendet das Unternehmen "wie alle Netzbetreiber in Deutschland unter anderem auch Komponenten von Huawei".
Huawei auch bei Smartphone-Nutzern sehr beliebt
Doch Huawei ist nicht nur als Netzwerkausrüster nahezu unverzichtbar geworden. Im Smartphone-Geschäft ist die Firma mittlerweile die weltweite Nummer zwei hinter Samsung und noch vor Apple. Dabei bedient Huawei sowohl Premiumkunden als auch Schnäppchenjäger mit seiner Tochter Honor.
So haben Millionen Deutsche bereits heute theoretisch eine Wanze in der Tasche. Und bald könnte Huawei auch in nahezu jedem Kühlschrank stecken: Denn laut er Analysefirma IHS Markit ist Huawei führend im Internet der Dinge.
Für 5G-Aufbau sollen nur "vertrauenswürdige Lieferanten" beauftragt werden Bundesnetzagentur
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, sagte im "Morgenmagazin", es sei schwierig, solche Unternehmen aus dem Netz zu entfernen – "das wollen wir aber auch gar nicht". Stattdessen mache der Staat strenge Sicherheitsvorschriften, "die dann für alle Unternehmen gelten".
Kurz vor Beginn der Auktion veröffentlichte die Behörde einen Katalog mit Eckpunkten, die künftig für alle Telekommunikationsnetze gelten sollen. Demnach dürfen nur Teile von "vertrauenswürdigen Lieferanten" für den 5G-Aufbau verwendet werden. Die Herkunft der Produkte ist dabei vordergründig kein Kriterium.
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Jedem werde eine Chance gegeben, sagt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). "Aber wir sollten natürlich auch nicht blauäugig sein, sondern schon sehen, dass es in China ganz andere Gesetze gibt als bei uns."
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- Nachrichtenagentur AFP