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Hashtag Klassik: So klingt ein Konzert der Zukunft


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Klingt so die Zukunft?
Smartphone vollendet Schuberts "Unvollendete"


05.02.2019Lesedauer: 3 Min.
Konzert in der Cardogan Hall in London: Eine KI von Huawei hat die "Unvollendete" von Schubert fertig komponiert.Vergrößern des Bildes
Konzert in der Cardogan Hall in London: Eine KI von Huawei hat die "Unvollendete" von Schubert fertig komponiert. (Quelle: Helge Denker/t-online)

Eine künstliche Intelligenz und ein junger Komponist haben Schuberts Unvollendete Sinfonie einen Schluss hinzugefügt. Die künstlich "Vollendete" wurde am Montag in London uraufgeführt. Das Experiment zeigt, wie Klassik neue junge Hörer finden könnte.

Zur Premiere ist das Foyer der Cardogan Hall in London mit Promis und jungen Leuten aus ganz Europa gefüllt. Eingeladen hat der chinesische Handyhersteller Huawei zu einem musikalischen Experiment. Zwei Sätze Schuberts "Unvollendete" Nr. 8 in B-Moll, souverän interpretiert vom English Session Orchestra. Und dann etwas ganz anderes: Die Sätze drei und vier, deren Melodien eine künstliche Intelligenz (KI) auf einem aktuellen Huawei-Smartphone berechnet hat.

Die KI wurde gefüttert mit Schuberts Werken, zu denen auch das bekannte "Ave Maria" gehört. Schon ähnlich, aber anders. Man hört deutlich den Unterschied, nach dem Anfang des dritten Satzes, wenn die KI übernimmt. Es klingt viel moderner, eingängiger, einfacher. Und es erinnert streckenweise an Filmmusik – und an andere Schubert-Werke.

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90 Schubert-Stücke eingelesen

Arne Herkelmann von Huawei leitet das Smartphone-Geschäft in Westeuropa. Er erklärt: "Wir haben ein eigenes KI-Modell entwickelt, dass extra auf Schubert abgestimmt war. Es arbeitet mit Midi-Daten einer Piano-Reduktion, direkt auf dem Gerät, die ein- und ausgegeben werden", sagt Herkelmann. "Über 90 Schubert-Stücke wurden so eingelesen, um ein Grundverständnis zu bekommen. Darauf hat das Smartphone errechnet, wie es weitergehen könnte und hat Phrasen geliefert. Der Komponist hat es orchestriert und umgesetzt, so dass es spielbar ist."

Ein Huawei-Manager sagt nach der Premiere: "Es ist ein musikalisches Experiment, das verschiedene Meinungen provozieren soll." Die Frage, wie viel der Komponist Lucas Cantor und wie viel die Algorithmen zu dem Werk beigesteuert haben, wird vom Fachpublikum diskutiert. Lucas Cantor komponiert sonst Musik für Eröffnungsfeiern von Olympischen Spiele und für den Blockbuster "The Hunger Games". Ihn mit Schubert zu vergleichen, wäre unfair.

Doch den meist jungen Zuschauern gefällt es. Es gibt Standing Ovations, nachdem die Schlusssätze verklungen sind. Einige von Ihnen sind zum ersten Mal in einem klassischen Konzert: Modisch topgestylte Influencerinnen laufen währenddessen herum, klatschen zwischen den Sätzen, unterhalten sich, tippen auf ihren leuchtenden Smartphones und posten im Minutentakt Selfies und Videos. Hashtag "Unfinished Symphony".

Die Klassik hat ein Jugend-Problem

Die Klassik hat ein Problem mit jungen Zuhörern, denen die Konzerte zu steif, zu teuer zu formal sind. Sie könnten sich an der Premiere in London orientieren, so könnte ein Konzert der Zukunft aussehen. Modern, locker, mit Drinks und Smartphones.

Ob das musikalische Experiment mit dem künstlichen Schubert geglückt ist? Fragt man den Musikkritiker für Klassik der "Welt" lautet das Urteil nein, so gehe das nicht. Er spricht von Harry-Potter-Musik, das sei kein Schubert, sondern eher Cantor plus Computer. Andere Zuhörern, wie die ältere Platzanweiserin der Halle, hat es gefallen. "Wenn es jungen Leute zur Klassik bringt, warum nicht?".

Fazit

Kann man so machen, klingt interessant, nur Schubert ist es nicht. Sein musikalisches Genie lässt sich nicht beliebig vervielfältigen. Auch das ist eine Erkenntnis.

Hinweis: Huawei hat Journalisten aus ganz Europa zu dem Event nach London eingeladen, die Reisekosten wurden von dem Konzern übernommen. Einfluss auf den Inhalt gab es nicht.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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