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Bildungsminister sprechen sich gegen Handyverbot an deutschen Schulen aus


Vorbild Frankreich?
Deutsche Minister lehnen Handyverbot an Schulen ab

Von afp, dpa, t-online
31.07.2018Lesedauer: 4 Min.
Kind mit Smartphone im Unterricht: Die strengsten Regeln zur Handynutzung auf dem Schulgelände gibt es in Bayern.Vergrößern des Bildes
Kind mit Smartphone im Unterricht: Die strengsten Regeln zur Handynutzung auf dem Schulgelände gibt es in Bayern. (Quelle: Sven Hoppe/dpa-bilder)
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Das Handyverbot an Frankreichs Schulen sorgt auch in Deutschland für Diskussionen. Taugt das Modell für deutsche Schulen? Bildungsministerien und Verbände sind dagegen. Doch das Thema bewegt.

Wenn genervte Lehrer die Smartphones ihrer Schüler einkassieren, ist heftiger Protest vorbestimmt – zumindest von Seiten der Jugendlichen, die natürlich ungern auf das Handy verzichten. Aber auch unter Eltern herrscht Uneinigkeit, ob generelle Smartphone-Verbote an Schulen das beste Mittel sind, um Konflikte aufgrund der Internetgewohnheiten des Nachwuchses zu vermeiden.

In Frankreich zeigt die Politik hingegen wenig Scheu, Fakten zu schaffen: Dort sollen alle Schulen zur Smartphone-freien Zone werden. Ein entsprechendes Gesetz wurde am Montag verabschiedet. Zieht Deutschland jetzt nach? Ein Überblick über den Stand der Debatte.

Worum geht es beim Handyverbot in Frankreich?

Das französische Gesetz verbietet grundsätzlich die Nutzung von Mobiltelefonen in allen Vor- und Grundschulen sowie in der Sekundarstufe I. Es betrifft demnach Kinder und Schüler im Alter von drei bis 15 Jahren. Den französischen Gymnasien (Lycées), die von älteren Schülern besucht werden, bleibt es freigestellt, ob sie die Smartphone-Nutzung auf dem Campus dulden oder nicht.

Was genau wird verboten?

Die neue Regelung sieht ein Komplettverbot internetfähiger Geräte wie Handys, Tablets und Smartwatches in allen Räumlichkeiten und bei schulischen Aktivitäten auch außerhalb des Schulgebäudes vor. Ausnahmen gibt es für den Gebrauch für den Unterricht selbst sowie für Kinder mit einer Behinderung.

Warum wurde das Handyverbot eingeführt?

Das Handyverbot war eines der Wahlkampfversprechen von Präsident Emmanuel Macron. Hinzu kommt: In Frankreich gibt es schon seit 2010 ein Gesetz, das die Handynutzung während des Unterrichts verbietet. Bildungsminister Jean-Michel Blanquer hielt die bisherige Regelung jedoch für wenig effektiv. Diese habe nicht flächendeckend gegolten und über keine solide Rechtsgrundlage verfügt.

Knapp neun von zehn französischen Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren besitzen ein Smartphone. Verfechter des neuen Gesetzes argumentierten unter anderem, die Handynutzung störe die Aufmerksamkeit im Unterricht, das Schulklima und reduziere die körperliche Betätigung auf den Schulhöfen.

Kritiker des Verbots erklärten dagegen, die bisherige Regelung sei ausreichend gewesen. Sie warnten zudem vor "logistischen Problemen und den Kosten" für die Aufbewahrung der Handys.

Wäre ein Smartphone-Verbot auch an deutschen Schulen denkbar?

In Deutschland wird der Umgang mit Handys und anderen mobilen Geräten teils in den Schulgesetzen der Länder geregelt, meist aber individuell in den Hausordnungen der Schulen. In den meisten Fällen sei es "mit Blick auf einen störungsfreien Unterricht untersagt, das Handy während des Unterrichts zu benutzen", erklärte Torsten Heil, Sprecher der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin. Dabei wird es wohl auch bleiben. Mehrere Bildungsministerien schlossen am Dienstag eine gesetzliche Regelung aus.

"Es muss klare Regeln geben, aber so eine zentralstaatliche Vorgabe ist uns fremd", sagte etwa Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. "Unsere Schulen können das – eingebunden in ihr digitales Konzept – eigenverantwortlich regeln." Auch Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) sieht "keinen Anlass" für zentrale Vorschriften. Die Bildungsminister von Niedersachsen, dem Saarland, Hamburg, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Hessen schlossen sich dieser ablehnenden Haltung an.

Die strengsten Regeln im Bezug auf die Handynutzung hat Bayern im Jahr 2006 erlassen. Das bayerische Erziehungs- und Unterrichtsgesetz sollte Schüler vor pornografischen Inhalten und Mobbing schützen. Seither sind an Bayerns Schulen Handys nur zu Unterrichtszwecken erlaubt. Ansonsten müssen die Geräte auf dem Schulgelände ausgeschaltet werden. Allerdings wird bereits wieder über eine Lockerung nachgedacht, da die Vorgaben als nicht mehr zeitgemäß gelten. Für das kommende Schuljahr wollen Lehrer, Schulleiter, Schüler und Kultusministerium gemeinsam zu einem Kompromiss finden.

Was sagen Eltern und Lehrer zu einem Smartphone-Bann?

Aus Sicht des Bundeselternrats haben Handys an Schulen nichts zu suchen – ein generelles Verbot lehnt er aber ab. "Es stört den Unterricht, da müssen wir uns nichts vormachen", sagte der Vorsitzende der Dachorganisation der Landeselternvertretungen, Stephan Wassmuth, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. An vielen Schulen seien Handys zwar verboten. Lehrer sagten dann aber doch oft "Google das doch mal schnell auf dem Handy", wenn die digitale Infrastruktur an der Schule für eine Internetrecherche nicht ausreiche, sagte Wassmuth.

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Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) argumentiert ähnlich: "Ein generelles, gesetzliches Verbot hilft uns nicht weiter", sagte der Bundesvorsitzende Udo Beckmann. Die Schulen brauchten "vor allem Regelungen, mit denen Grenzen gezogen werden können, aber gleichzeitig das Erlernen von Medienkompetenz ermöglicht werden kann."

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Leider hätten die meisten deutschen Schulen in dieser Hinsicht aber "steinzeitliche Ausstattungen", bemängelte der Verband. Seit der Ankündigung vor zwei Jahren, im Rahmen eines Digitalpaktes fünf Milliarden Euro bereitzustellen, sei kaum etwas passiert.

"Solange die Schulen also nicht entsprechend ausgestattet sind, um mit staatlich finanzierten Geräten Medienkompetenz zu vermitteln, sind wir gezwungen, auf die Medien zurückzugreifen, die die Kinder mitbringen", erklärte der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann. Das Erlernen von Medienkompetenz sei für die "Arbeitswelt von morgen" zentral.

Verwendete Quellen
  • dpa
  • AFP
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