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"Ariane 6": Europarakete startet zum Erstflug – das sollten Sie wissen


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Erstflug der "Ariane 6"
Kann ich die Rakete auch von Deutschland aus sehen?


08.07.2024Lesedauer: 3 Min.
Die "Ariane 6" steht auf ihrer Startrampe im europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana.Vergrößern des Bildes
Die "Ariane 6" steht auf ihrer Startrampe im europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana. (Quelle: ESA)

Europa hat wieder eine eigene Trägerrakete: Am Dienstag soll die "Ariane 6" zu ihrem Jungfernflug starten. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Vier Jahre später als ursprünglich geplant soll am Dienstagabend die neue europäische Trägerrakete "Ariane 6" starten. Damit hat Europa wieder einen eigenständigen Zugang zum Weltraum, der mit dem letzten Start der Vorgängerversion "Ariane 5" im vergangenen Sommer weggefallen war. Hier sind alle Details zum Raketenstart.

Von wo aus startet die "Ariane 6"?

Die Trägerrakete startet vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana. Das französische Übersee-Département liegt im Norden Südamerikas an der Atlantikküste. Durch die Lage des Raumflughafens in Äquatornähe bekommen die in Richtung Osten startenden Raketen durch die Erdrotation einen zusätzlichen Schub. "Das offene Meer im Norden und Osten ermöglicht Flugbahnen, die nicht über bewohnten Gebieten verlaufen", schreibt die Esa.

Wann soll die "Ariane 6" starten?

Das Startzeitfenster für die neue europäische Trägerrakete liegt zwischen 20 Uhr und 0 Uhr unserer Zeit. Aufgrund der unterschiedlichen Zeitzonen ist das zwischen 15 Uhr und 19 Uhr Ortszeit.

Könnte der Start verschoben werden?

Die Europäische Weltraumorganisation Esa ist zuversichtlich, dass der Start reibungslos verläuft. Bei einem Probelauf im Juni konnten letzte Probleme behoben werden. "Es lief sehr gut, wie ein Schweizer Uhrwerk", sagt Toni Tolker-Nielsen, Esa-Direktor für Raumtransport. "Es gibt keinen kritischen Punkt, der das Startdatum infrage stellt."

Sollte die Esa den Launch zum Beispiel wegen unvorhergesehener Wetterereignisse verschieben müssen, könnte sie innerhalb von 24 Stunden einen neuen Versuch unternehmen.

Kann ich die Rakete von Deutschland aus am Himmel sehen?

Leider nicht. Laut Esa-Abteilungsleiterin Tina Büchner da Costa wird sich die Rakete nach drei Minuten bereits in etwa 110 Kilometern Höhe befinden. Weil die "Ariane 6" bei ihrem Weg ins All über Großbritannien und nicht über Deutschland fliegen werde, sei sie von uns aus nicht mit bloßem Auge zu sehen.

Welche Nutzlast bringt die erste "Ariane 6" ins All?

Bei ihrem ersten Start wird die neue Trägerrakete 18 technische Geräte an Bord haben. Darunter befinden sich Mikrosatelliten von Universitäten und wissenschaftliche Experimente – auch einige aus Deutschland –, unter anderem die Raumkapsel Nyx Bikini von The Exploration Company sowie die Satelliten OOV-Cube von RapidCubes und Curium One von Planetary Transportation Systems.

Wo wird die Fracht ausgesetzt?

"Ariane 6" wird Satelliten in einige hundert Kilometer Höhe bringen, aber auch in eine geostationäre Umlaufbahn in 36.000 Kilometern Höhe. In dieser Höhe entspricht die Geschwindigkeit des Satelliten der Rotationsgeschwindigkeit der Erde, sodass Beobachter am Boden den Eindruck haben, er würde sich nicht bewegen. Das Vinci-Triebwerk der "Ariane 6" kann wiederholt gezündet werden, um mehrere Satelliten an verschiedenen Punkten im All absetzen zu können.

Wie läuft der Startvorgang ab und was passiert danach?

Sieben Sekunden vor dem Start wird das Hauptstufentriebwerk der "Ariane 6" gezündet. Zum Start zündet die Esa die Booster (erste Stufe) der Rakete, damit die "Ariane 6" abheben kann. Die Booster sollen rund zwei Minuten nach dem Start abgestoßen werden und fallen zurück auf die Erde. Das Hauptstufentriebwerk soll knapp sieben Minuten nach dem Start abgeschaltet werden. Kurz danach wird die Oberstufe vom Triebwerk abgetrennt. Mit den sogenannten Vinci-Triebwerken wird die Oberstufe zu den Positionen gesteuert, an denen die Nutzlast ausgesetzt werden soll. Die ersten Satelliten sollen knapp eine Stunde nach dem Raketenstart ausgesetzt werden.

Die letzte Nutzlast, die von der Oberstufe im All abgesetzt wird, ist ein Hitzeschild namens "SpaceCase SC-X0". Dieser könnte künftig bei der Rückholung von Gesteinsproben von anderen Planeten zum Einsatz kommen und soll beim Erstflug der "Ariane 6" erprobt werden. Abgesetzt wird "SpaceCase SC-X0" rund zwei Stunden und 40 Minuten nach dem Start der neuen europäischen Trägerrakete.

Was soll die "Ariane 6" künftig transportieren?

Die "Ariane 6" soll für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber Satelliten ins All befördern. Das können unter anderem Telekommunikations-, Navigations- oder Wettersatelliten sein. 30 Aufträge hat "Ariane 6" jetzt schon, allein 18 von Amazon, um Satelliten für sein Großprojekt Kuiper für satellitengestützte Internetverbindungen ins All zu bringen. Astronauten wird die Rakete nicht ins All bringen.

Für wann ist der erste kommerzielle Flug geplant?

Ende dieses Jahres soll die "Ariane 6" den ersten kommerziellen Flug absolvieren. Ob sich der Termin einhalten lässt, sei nicht absehbar, sagt Jens Franzeck, Produktionschef der Ariane Group, die für den Bau der europäischen Trägerrakete verantwortlich ist. "Wir streben das an, alle Vorbereitungen dafür werden getroffen", sagte er.

Kommt die "Ariane 6" nach ihrem Erstflug zurück?

Nein, die Trägerrakete ist nicht wiederverwendbar. Nach der Mission tritt die Oberstufe in die Erdatmosphäre ein und verglüht dort.

Warum ist die Rakete für Europa so wichtig?

Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Zum einen ist die Rakete für Europa eine Möglichkeit, Nutzlasten ins All zu bringen, ohne von anderen Nationen abhängig zu sein. Das Vorgängermodell "Ariane 5" war nach 27 Jahren im Juni 2023 zum letzten Mal gestartet. Seither konnten die Europäer Satelliten nicht mehr eigenständig in die Umlaufbahn bringen. Zum anderen hat die "Ariane 6" eine große wirtschaftliche Bedeutung, indem sie Europas Wettbewerbsfähigkeit in der kommerziellen Raumfahrt stärkt.

Verwendete Quellen
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