Bedienung über Sprache und Gesten Ex-Apple-Designer lassen Smartphones alt aussehen
Das US-Unternehmen Humane hat den "Ai Pin" vorgestellt. Das Gerät soll sich in den Alltag der Nutzer integrieren und Smartphones ersetzen – Datenschutz inklusive.
Kann künstliche Intelligenz den häufigen Blick auf das Smartphone überflüssig machen? Ein seit Monaten von viel Hype umgebenes Start-up von zwei ehemaligen Apple-Beschäftigten will beweisen, dass die Idee kommerziell erfolgreich sein kann. Die Firma mit dem Namen Humane vermarktet ein kleines Gerät ohne Display – aber mit Kamera, Lautsprecher und Laser-Projektor.
Der flache "Ai Pin" mit Kantengrößen von weniger als fünf Zentimetern wird per Magnet an der Kleidung fixiert und auf Brusthöhe getragen. Er hat kein Display, sondern wird über Sprache oder Handgesten bedient. Der Magnet, der das Gerät hält, ist gleichzeitig die austauschbare Batterie, die es mit Strom versorgt.
Im Alltag lassen sich damit laut Humane sowohl einfache als auch komplexe Aufgaben bewältigen. "Ai Pin" verbessert die Suche und findet schnell kontextbezogene Ergebnisse. Persönliche Nachrichten werden von der KI generiert und mit der Stimme des Nutzers verfasst. Die Funktion "Catch Me Up" durchforstet den Posteingang und fasst die wichtigsten Informationen zusammen.
Die Kamera spielt eine besondere Rolle – sie ist sozusagen das Auge der künstlichen Intelligenz, die Software kann Objekte erkennen. Mitgründer Imran Chaudhri demonstrierte ihre Fähigkeiten, indem er eine Handvoll Mandeln vor die Linse hielt und fragte, wie viel Protein sie enthielten. "15 Gramm", war die Antwort, die sich exakt auf die erfasste Menge bezog. Danach zeigte Chaudhri dem "Ai Pin" ein Buch und ließ es online bestellen.
Privatsphäre und Datenschutz stehen im Mittelpunkt
Wenn Kamera und Mikrofon eingeschaltet sind, blinkt ein gut sichtbares Licht an der oberen Kante des Geräts. Das soll Datenschutzbedenken zerstreuen. Chaudhri betonte in einem Interview mit dem Techjournalisten Om Malik, die Aufnahmen würden nur auf dem Gerät selbst und in der Cloud in einem nur für die jeweiligen Nutzer zugänglichen Bereich gespeichert. "Niemand wird sie verwenden, um etwas über sie zu erfahren."
Den Vorteil davon, der Software über Sensoren Kontext zur aktuellen Situation zu liefern, sehen auch andere KI-Entwickler. So verkauft der Facebook-Konzern Meta in den USA inzwischen bereits die zweite Generation einer Ray-Ban-Brille mit Kamera und Mikrofon. "Das erlaubt es ihrem KI-Assistenten, zu sehen, was sie sehen, und zu hören, was sie hören", erläuterte jüngst Meta-Chef Mark Zuckerberg. Das Start-up RewindAI wiederum will einen Anhänger verkaufen, der alles mitschneidet und transkribiert, was die User sagen und hören.
Benutzerdisplay wird auf die Handfläche projiziert
Beim "Ai Pin" demonstrierte Chaudhri die Echtzeit-Übersetzung zwischen Englisch und Spanisch. Wenn Nutzer ihre Handfläche vor den Projektor halten, werden darauf zudem Informationen, etwa die Uhrzeit, Infos zum Wetter oder der gerade abgespielten Musik angezeigt. Das Gerät, mit dem man auch kabellose Ohrhörer verbinden kann, kann darüber hinaus auf den Musikstreaming-Dienst Tidal zugreifen.
Ein Ziel von Chaudhri und seiner Mitgründerin und Ehefrau Bethany Bongiorno ist, mithilfe von künstlicher Intelligenz häufige Interaktionen mit Bildschirmen unnötig zu machen. So kann man die Software um eine Zusammenfassung der jüngsten Nachrichten und Anrufe bitten. Man kann aber auch nach einer bestimmten Information fragen, zum Beispiel einem Tür-Eingangscode, den man irgendwann einmal von einem Freund bekommen hat.
Humane bringt den "Ai Pin" zunächst nur in den USA auf den Markt. Zusätzlich zum Kaufpreis von 699 Dollar werden pro Monat 24 Dollar für die Mobilfunkverbindung fällig. Das Start-up arbeitet bei künstlicher Intelligenz unter anderem mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI zusammen. OpenAI-Chef Sam Altman ist auch Investor bei Humane.
- hu.ma.ne: "Humane launches Ai Pin." (englisch)
- mit Material der Nachrichtenagentur dpa