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Metrologen in Aufruhr: Schaltsekunde wird abgeschafft


Durchbruch nach 20 Jahren
Schaltsekunde wird abgeschafft

Von t-online, jnm

Aktualisiert am 23.11.2022Lesedauer: 2 Min.
imago images 192742519Vergrößern des Bildes
Aufnahme eines weißen Ziffernblatts: Die Schaltsekunde soll abgeschafft werden. (Quelle: IMAGO/imageBROKER/Oleksandr Latkun)
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Seit 1972 wurden zum Jahreswechsel immer mal wieder Schaltsekunden eingefügt und sorgten seitdem für viel Ärger. Jetzt wird der Mechanismus abgeschafft.

Das Internationale Büro für Maß und Gewicht (BIPM) hat Großes beschlossen: Die Schaltsekunde wird abgeschafft – und zwar 2035.

Das Ergebnis sei "unglaublich", schrieb Patrizia Tavella, Chefin der Zeit-Abteilung des BIPM, per WhatsApp nach der Abstimmung an die "New York Times". Der Entscheidung sei eine 20 Jahre andauernde Diskussion vorangegangen, sie sei jetzt "zu Tränen gerührt".

Metrologen – so heißen Vertreter der Metrologie, der Wissenschaft des Messens – hätten das Ergebnis mit Begeisterung und Unglauben aufgenommen, schreibt die "New York Times", einige von ihnen hätten hier seit Jahrzehnten nach einer Lösung gesucht.

Was ist eine Schaltsekunde?

Doch worum drehte sich der Streit? Schaltsekunden nennt man eine Extrasekunde, die einem Jahr in unregelmäßigen Abständen angehängt wird. Im Kern geht es nun darum, dass durch deren Abschaffung eine kleine Unschärfe zugelassen wird, die insbesondere Computersystemen rund um den Globus unnötige Abstürze ersparen könne.

Die Schaltsekunde selbst ist gewissermaßen ein Pendant zum Schaltjahr. Das Schaltjahr korrigiert eine Ungenauigkeit in der Zeitmessung des Jahres. Denn streng genommen braucht die Erde für ihre Reise um die Sonne etwas länger als exakt 365 Tage. Nämlich 5 Stunden, 48 Minuten und 45,261 Sekunden mehr. Um das auszugleichen, wird jedem vierten Jahr ein Tag hinzugefügt – der 29. Februar.

Bei der Schaltsekunde liegt es ganz ähnlich: Die Erde benötigt für eine Umdrehung um die eigene Achse im Mittel ein paar Millisekunden länger als exakt 24 Stunden. Sobald sich diese Abweichung zu mehr als einer Sekunde addiert hat, wird die Differenz zwischen Weltzeit und Erdumdrehung mit einer Schaltsekunde am Ende des Jahres wieder auf einen Wert unter einer Sekunde gesenkt.

Seit Einführung der Schaltsekunde im Jahr 1972 wurden insgesamt 37 Sekunden eingefügt – mal mehrere Jahre lang in Folge, zuletzt aber nur noch in unregelmäßigen Abständen von zwei bis sechs Jahren. Denn die Erdrotation ist nicht vollkommen gleichmäßig, bremste zuletzt sogar leicht ab.

Darum passiert die Abschaffung so zögerlich

Für IT-Systeme ein Albtraum: Denn während Schaltjahre – auch mit ihren Sonderregeln – vorhersehbar sind und damit in Computerprogrammen einkalkuliert werden können, sorgt die unplanbare Schaltsekunde regelmäßig für Chaos. Dies soll sich ab 2035 ändern.

Die Abschaffung der Schaltsekunde gilt vorerst übrigens nur bis zum Jahr 2135 – bis dahin hätten Metrologen Zeit, eine bessere Lösung für das Problem zu finden. Bis dahin könnte die Uhrzeit des berechneten Sonnenaufgangs von der tatsächlichen vermutlich eine oder sogar zwei Minuten abweichen.

Das Abstimmungsergebnis im BIPM sei übrigens nicht einstimmig ausgefallen, Russland habe dagegen gestimmt, Weißrussland habe sich enthalten. Bei Russland liege dies laut "New York Times" auch daran, dass deren Navigationssatellitensystem Glonass mit der Schaltsekunde umgehen könne, während GPS und andere Systeme dazu nicht in der Lage seien. Der Einwand Russlands sei ein Grund dafür, weshalb die Schaltsekunde erst bis 2035 abgeschafft werde und nicht schon deutlich früher.

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