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Zum journalistischen Leitbild von t-online.MacBook Pro 14" im Alltags-Test Apples bislang bestes MacBook – nicht nur für Profis
Im Oktober stellte Apple ein runderneuertes MacBook Pro vor: noch leistungsfähiger, aber auch teurer. Wir haben die Einstiegsvariante im Alltag getestet – und nur einen winzigen Grund zum Meckern gefunden.
Seit Jahren hat Apple seine Fans nicht mehr so glücklich gemacht wie mit der Vorstellung der beiden neu gestalteten MacBook Pros in diesem Oktober: Bei den neuen Geräten wurden eigentlich alle großen Kritikpunkte, die Nutzer in den vergangenen fünf Jahren immer wieder vortrugen, beseitigt.
Und dann sind da noch die neuen Chips für Profi-Anwender: Apples ohnehin schon enorm leistungsfähiger M1 ist dort mit dem M1 Pro und dem M1 Max in zwei verbesserten Varianten verbaut. Je nach Variante arbeiten darin bis zu zehn Rechenkerne, 32 Grafikkerne bringen die Geräte bei professionellen Grafik- und Videoanwendungen in neue Leistungsdimensionen.
Wer beruflich mit Videoschnitt, 3D-Grafikberechnung oder ähnlich rechenintensiven Dingen zu tun hat – also nach Apples Meinung ein "Pro" ist – dürfte schon allein im großen Leistungszuwachs gegenüber den vorherigen Modellen ein Kaufargument finden. Für diese Gruppe ist dieser Vorteil oft so wesentlich, dass ein Preis weit jenseits der 3000 Euro kein Hindernis für sie ist.
Aber wie sieht es mit den Nutzern aus, die beruflich eher Texte schreiben, Präsentationen erstellen, mit Tabellenkalkulationen arbeiten oder ihr MacBook als Allroundcomputer nutzen wollen? Lohnt sich für sie der Kauf des günstigsten MacBook Pro mit 14-Zoll-Display? Wir haben das Gerät über einige Wochen im Alltag getestet.
Neues Design mit Anleihen bei der Modellgeschichte
Tatsächlich hat Apple bei den jüngsten MacBook-Pro-Modellen auch das Gehäusedesign angepasst. Das neue Gerät ist weniger geschwungen und wirkt in der Hand etwas wuchtiger, gleichzeitig wurden einige Kanten abgerundet. Insgesamt erinnert das ein wenig an Apples ikonisches Powerbook G4 Titanium, das kurz nach der Jahrtausendwende erschienen war.
Ob man das schöner findet als den Vorgänger, ist eine Geschmacksfrage. Insgesamt wirkt die Neugestaltung aber stimmig. Das Gerät liegt im Alltag gut in der Hand – einen kleinen Kritikpunkt haben wir hier aber doch: Die Kanten der neu gestalteten Lüftungsschlitze an den Gehäuseseiten und unterhalb des Displayscharniers schneiden beim Halten des Geräts manchmal unangenehm in die Hand. Hier hätte das leichte Abrunden sicherlich geholfen. Ein echtes Problem ist es aber nicht.
Fast alle Wünsche der Fans erhört
Nahezu einhellig ist die Begeisterung bei Fans und Kritikern über die zurückgekehrten Anschlüsse: Wie bei den großen Pro-Modellen, die bis 2015 ausgeliefert wurden, findet sich nun wieder ein SD-Kartenslot und ein HDMI-Anschluss seitlich neben dem dritten Thunderbolt-4-Port (USB-C) auf der rechten Seite.
Auch links gibt es einen alten Bekannten, den Apple-Nutzer sich seit Jahren zurückwünschen: den MagSafe-Ladeport. Das ist ein Anschluss für das Ladekabel, das magnetisch am Gerät haftet. Zieht man in gerader Linie am Stecker, halten die Magnete ihn fest, spürbar fester auch als bei früheren Generationen.
Erfolgt der Zug aus einem leicht anderen Winkel – wie es etwa der Fall ist, wenn jemand über das Kabel stolpert –, löst sich der Stecker spielend und bewahrt das teure Notebook vor einem Sturz vom Schreibtisch. Wer will, kann das Gerät aber auch weiterhin über ein USB-C-Kabel laden – auch wenn beim großen 16-Zoll-Gerät dann nicht die volle Ladeleistung zur Verfügung steht.
Ebenfalls von vielen Kunden lange ersehnt war das Weglassen der Touchbar: Diesen länglichen OLED-Touchscreen hatte Apple anstelle der Esc-Taste und der F-Tastenreihe 2016 eingeführt und war damit bei Kunden nur auf wenig Gegenliebe gestoßen. Das neue Modell hat hier wieder echte Tasten, ganz rechts ist lediglich der Einschaltknopf mit integrierter Touch-ID-Funktion geblieben.
Auch das Display ist neu – und außergewöhnlich gut: Eingebaut ist ein Schirm mit Mini-LED-Technik, wie man es schon von Apples sündhaft teurem XDR-Bildschirm (ab 5000 Euro) und dem neuen iPad Pro kennt. Auch der Bildschirmrahmen schrumpfte – weshalb Apple sich nun nicht nur im iPhone, sondern auch im MacBook Pro eine Notch erlaubt. Diese Einkerbung des Bildschirms beheimatet die neue 1080p-Kamera.
Wie viel Pro nutzt man im Alltag?
Im Alltagstest gelang es uns nicht, das Testgerät ernsthaft ins Schwitzen zu bringen. Normale Officeaufgaben langweilen es geradezu – auch Dutzende geöffnete Tabs im speicherhungrigen Chrome lassen den M1 Max vollkommen kalt – während unser Vergleichs-MacBook Pro mit Intel i5 Prozessor und ebenfalls 16 GB Arbeitsspeicher von 2019 hier schon die Lüfter hochdreht.
Deutlicher sind die Unterschiede noch, wenn man Apps wie die Programmier-Umgebung Xcode oder die digitale Audioworkstation Logic Pro nutzt. Während zwei zeitgleich im Hintergrund laufende iPhone-Simulatoren für App-Tests bei Xcode den Intel-Mac schon stark auslasten, beschwert sich das neue MacBook Pro auch bei vier parallel laufenden Simulatoren nicht.
Bei Logic Pro haben wir Musikprojekte testweise auf mehrere Hundert Spuren erweitert – trotzdem spielte der Mac sie verzögerungsfrei ab. Auf dem Intel-Gerät wäre das gar nicht denkbar. Allerdings, das sei hier auch erwähnt, klappt das alles auch noch mit dem einfachsten M1-Chip im MacBook Air. Ein normaler Nutzer wird den M1 Pro vermutlich nie an seine Grenzen bringen.
Eine Ausnahme sind höchstens Videospiele – für die solch ein MacBook Pro eigentlich gar nicht gedacht ist. Das Spiel "Rise of the Tomb Raider" läuft in nativer Displayauflösung (3024 x 1964 Pixel) mit höchster Grafikeinstellung im Schnitt trotzdem noch mit rund 30 Bildern pro Sekunde, also flüssig.
Die Summe der kleinen Unterschiede ist gewaltig
Doch im Alltag fällt auch etwas anderes auf: Zwar spielt der Leistungsvorteil gegenüber einem halb so teuren MacBook Air mit M1-Chip keine Rolle, trotzdem griffen wir lieber zum neuen MacBook Pro. Und das liegt an den vielen eingangs erwähnten Änderungen.
Das Display ist einfach eine Wucht: Mit 120 Hz scrollt es viel weicher als alle anderen MacBooks, dank Mini-LEDs leuchtet es heller als je zuvor. HDR-Inhalte wie etwa Filme oder auch Fotos neuerer iPhones sehen darauf schlicht besser aus.
Auch die Lautsprecher sind eine Klasse für sich: So vollen und räumlichen Klang gibt es bei den anderen Apple-Notebooks nicht – und im Übrigen unserer Erfahrung nach auch bei keinem anderen Hersteller. Abends einen Film schauen oder im Home Office Musik hören ist damit möglich.
Tatsächlich gab es ständig Situationen, in denen das teurere MacBook sich gegenüber den günstigeren Geräten in den Vordergrund spielte:
Fotos aus der alten Spiegelreflexkamera übertragen – kein Problem, einfach die SD-Karte einstecken. Im Meetingraum eine Präsentation am großen Fernseher starten, klappt ohne Adapter direkt über das HDMI-Kabel am Gerät – da es nur USB-C-Ports gibt, kann man allerdings nicht gänzlich auf Adapter verzichten.
Und wer will, kann nun endlich auch ohne Software und Adapter mehr als ein externes Display an das Gerät anschließen, gerade im Office- und Home-Office-Betrieb praktisch. Hier ist der einfache M1-Chip limitiert. Mithilfe von Docking-Stations klappt das zwar auch, bei M1 Pro und M1 Max können aber auch schlicht zwei oder sogar vier 5K-Displas jeweils über unterschiedliche USB-C-Kabel angesteuert werden.
Das MacBook wurde vor einer längeren Autofahrt (als Beifahrer) nicht aufgeladen? Dank Schnellladen ist der Akku nach nur einer Stunde Laden zur Hälfte voll – das reicht für mehrere Stunden anspruchsvoller Arbeit. Außerdem sorgt der MagSafe-Stecker für ein deutlich besseres Gefühl, wenn man das Gerät schnell mal irgendwo einsteckt und das Kabel über den Boden läuft.
Übrigens: Das textilummantelte MagSafe-Kabel mündet beim Ladegerät in einem USB-C-Stecker. So muss bei einem Kabelschaden – nicht wie früher – das ganze Ladeteil ausgetauscht werden, sondern tatsächlich nur das Kabel. Und das Ladegerät lässt sich mit einem USB-C-Kabel auch für andere Geräte zum Laden nutzen – bei Reisen sehr praktisch.
Ach ja, dass die Selfiekamera erheblich besser ist, sieht man derzeit wieder täglich bei jeder Videokonferenz – da fällt die Rückkehr zu anderen MacBooks wirklich schwer.
Für wen lohnt der Kauf?
Die neuen MacBook-Pro-Modelle sind aus unserer Sicht die gelungensten Apple-Notebooks seit Jahren. Dennoch kann man nicht blind jedem den Kauf empfehlen, schließlich ist das Ganze auch eine Preisfrage. Wer ein schnelles, ausdauerndes Notebook mit MacOS für Alltagsaufgaben sucht, der bekommt für 1129 Euro bereits ein MacBook Air mit M1-Chip. Das ist fast exakt die Hälfte vom günstigsten 14-Zoll MacBook Pro mit M1 Pro, das ab 2249 Euro erhältlich ist und von uns getestet wurde.
Und wer die gut 2200 Euro nicht aufbringen kann, der bekommt mit dem MacBook Air M1 eines der besten Notebooks in diesem Preissegment – auch wenn die Ausstattung mit 256 GB SSD-Speicher und 8 GB RAM bei einer Nutzungsdauer von sechs oder mehr Jahren vielleicht etwas knapp ist.
Aus diesem Grund hinkt auch der Vergleich zum Einstiegsmodell vom MacBook Air etwas – denn stattet man das Gerät beim Kauf auch mit 16 GB RAM und 512 GB SSD aus, liegt der Preis schon bei 1629 Euro – und das bei dennoch niedrigerer Rechen- und Grafikleistung.
Ein MacBoo Pro mit M1 – im Vergleich zum Air sind hier Display und Lautsprecher besser und der Akku etwas größer – kostet mit 16 GB RAM und 512 GB SSD schon 1909 Euro, also nur noch 340 Euro weniger, als das deutlich besser ausgestattet neue MacBook Pro.
Deshalb unser Rat: Wer sein MacBook täglich viel nutzt und sich den gehobenen Preis leisten kann, sollte zum MacBook Pro mit 14-Zoll-Display und M1 Pro greifen. Im direkten Vergleich ist es schlicht das deutlich bessere Gerät, das vor allem in zahlreichen Alltagssituationen die günstigeren Alternativen aussticht.
Wenn das den Preisrahmen sprengt, sind die beiden 13-Zöller MacBook Air und MacBook Pro mit M1-Chip immer noch sehr gute Geräte.
- Eigener Test