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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hier können sie ausgeliehen werden DVB setzt künftig auf Lastenräder
Im Juli wurden in Dresden so viele Leihfahrräder ausgeliehen, wie noch nie. Werden die neuen Lastenräder mit Kindersitz und Platz für den Großeinkauf genauso gut angenommen?
Jedes der 1.550 gelben Leihfahrräder der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) wird täglich durchschnittlich fünfmal ausgeliehen. Nun wollen die DVB herausfinden, ob Lastenräder ebenso gefragt sind. Seit Dienstag steht an zehn Haltestellen in Dresden jeweils ein Lastenrad zur Ausleihe bereit. Diese kosten genauso viel wie ein reguläres Fahrrad: zwei Euro pro halbe Stunde. Wer eine DVB-Monatskarte besitzt, zahlt für die ersten 30 Minuten gar nichts. Im Gegensatz zu den regulären Fahrrädern müssen die Lastenräder an derselben Station zurückgegeben werden, an der sie auch geliehen wurden.
Die Investition für die neuen Lastenräder – wenn auch vergleichsweise gering – fällt in eine Zeit, in der bei den DVB jeder Euro umgedreht werden muss. Gestiegene Energie- und Baukosten, neue Tarifabschlüsse sowie das vergünstigte Deutschlandticket haben bei den Verkehrsbetrieben eine erhebliche Finanzlücke hinterlassen. Daher könnten das Leihfahrrad-Angebot und vier Buslinien bald gestrichen werden. Ohne eine ausreichende Kofinanzierung von Bund und Ländern müsste alles neu gedacht werden, sagte ein DVB-Sprecher zuletzt t-online. Wie groß das zu erwartende Defizit ist, lesen Sie hier.
Dresden subventioniert Leifahrräder jährlich mit 750.000 Euro
Am Dienstag gab es von Dresdens Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) ein klares Bekenntnis zur DVB-Fahrradflotte: Kühn führt die verhältnismäßig geringe Anzahl an Kündigungen des Monatstickets bei der DVB auf das Angebot der Mobibikes zurück. Die Nutzung der Leihfahrräder ist im Monatsticket (62,40 Euro, im Abo für Dresden) bereits enthalten. Für einen zusätzlichen Betrag von sieben Euro kann dieses Angebot als Upgrade zum DVB-Deutschlandticket hinzugefügt werden.
Seit drei Jahren bietet der Verkehrsbetrieb Nextbike-Leihfahrräder an, die seitdem immer häufiger genutzt werden. Während im ersten Jahr etwa 770.000 Ausleihen verzeichnet wurden, stiegen diese Zahlen im zweiten Jahr auf 1,25 Millionen und zuletzt auf 1,77 Millionen. Allein im Juli 2023 wurde ein Rekord von 222.000 Ausleihen in einem Monat erreicht. Jahr für Jahr würden 750.000 Euro in die Leihfahrradflotte investiert. "Wenn Sie diese Summe durch die 1,77 Millionen Ausleihen des vergangenen Jahres teilen, kommen Sie auf einen Cent-Betrag pro Ausleihe", rechtfertigt Kühn die Subventionierung des Angebots mit öffentlichen Mitteln.
Vier neue Mobi-Punkte für Dresden
Die Kosten für die Leihfahrräder seien im Vergleich zu Bus und Bahn ohnehin gering. Dies gilt auch für die neu angeschafften Lastenräder, obwohl diese viermal höhere Betriebskosten verursachen als die regulären gelben Nextbikes. Kühn kündigte zudem an, dass im nächsten Jahr zusätzliche 100.000 Euro bereitgestellt werden, um die Zahl der Leihfahrradstationen von 61 auf 65 Standorte im Stadtgebiet zu erhöhen.
Was sagt ein echter Lastenrad-Experte zum neuen Angebot? Stadtrat Martin Schulte-Wissermann (Piraten/Dissidenten) nutzt seit elf Jahren für alles ein Lastenrad – vom Großeinkauf mit Getränkekiste bis zum Transport seines Parteistandes. Obwohl der 52-Jährige ein deutlich größeres Lastenrad zu Hause hat, können mit den Leihfahrrädern der DVB dennoch bis zu 50 Kilo transportiert werden, einschließlich eines eingebauten Kindersitzes. Sein Fazit: "Fährt sich wunderbar."
- Reporter vor Ort