Wie wird er seinem Namen gerecht? Dieser "Tatort" ist ungewöhnlich – in vielerlei Hinsicht
Wer beim Folgentitel "Donuts" an süßklebriges Gebäck denkt, den dürfte dieser "Tatort" enttäuschen. Es wird düster, rasant – und ein Geheimnis wird gelüftet.
Der neue Bremer "Tatort" spielt gar nicht in Bremen. Sondern in Bremerhaven. Dort ist einer der größten Häfen für Autotransporte in Europa. Doch: Aus einem dieser Neuwagen sickert Blut, ein Toter liegt im Kofferraum. Die Episode "Donuts" läuft am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten – ein dunkles Drama mit grellen Lichtern, rasanten Stunts und schnellen Schnitten. Der Gedanke an "Fast & Furious"-Filme liegt da nicht fern.
Ermittlerin Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und ihr Team ermitteln in Fall vier also außerhalb der Hansestadt. Doch der Überseehafen in Bremerhaven sei formal Bremer Stadtgebiet, erklärt BKA-Analystin Linda Selb (Luise Wolfram). "Der Bürgermeister Smidt hat vor 200 Jahren 120 Goldtaler dafür gelatzt. Seitdem ist es kompliziert. So wie in jeder guten Beziehung."
Bremerhaven ist Moormanns Heimatstadt und sie ist in dem Fall weitgehend auf sich gestellt – Selb wird nach Brüssel abberufen, der dänische Kollege Mads Andersen (Dar Salim) ist ebenfalls nur über Videotelefonate zugeschaltet. Doch der örtliche Ermittler Robert Petersen (Patrick Güldenberg) unterstützt Liv Moormann. Ihn kennt sie noch von früher.
Schnell stoßen die Ermittelnden auf die jungen Autotuner Marie (Luisa Böse), Gheorghe (Adrian But) und Oleg (Jonas Halbfas), die sich im Hafen Pkw klauen oder eher "leihen", um durch die Nacht zu rasen und sich in Rennen untereinander zu messen. Marie geht am Steuer Risiken ein, sie lässt die Autos mit qualmenden Reifen im Kreis schlittern – genannt "Donuts".
Doch welches Geheimnis wird denn nun gelüftet? Es geht – für sie unfreiwillig – um das Privatleben von Liv Moormann. Das Publikum erfährt mehr über ihre zerrütteten Familienverhältnisse, wird mitgenommen in die Wohnung, in der sie aufgewachsen ist, mit einer Mutter, die sie vernachlässigt – und mit einer kleinen Halbschwester: der Raserin Marie. "Die Heimat umarmt mich wie ein böser Tiger", sagt Moormann, die ihre Kolleginnen und Kollegen zunächst nicht darüber informieren will.
Ein Schwesterndrama entwickelt sich
Und dann begegnet sie ihrer kleinen Schwester unter vier Augen als große Schwester. "Bringt dir das 'nen Kick, die ganze Bremerhavener Polizei abzuhängen?", schreit die Ältere die Jüngere an. "Steckst mich in den Knast?", erwidert Marie lasch.
"Würde ja passen, alles für die Scheißkarriere!" Zum Ende hin spitzt sich das Drama zwischen den ungleichen Schwestern zu. Kann Liv Moormann ihre Schwester vor noch mehr Unheil bewahren?
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Ist der neue "Tatort" etwas für Sie?
Wer zu den Krimifans gehört, die sich über zu viele Einblicke in das Privatleben der Kommissarinnen und Kommissare ärgern, der sollte am Sonntagabend besser ein anderes Programm wählen. Wer es nicht allzu düster mag: ebenfalls.
Wer allerdings auf rasante Auto-Action-Streifen à la "Need for Speed" oder "The Fast and the Furious" steht, der könnte hier vielleicht mal an einen "Tatort" herangeführt werden. Auch wenn die Themenwahl mit Blick auf Klimakrise und dem weitgehend beschlossenen Verbrenner-Aus vielleicht etwas fragwürdig ist.
- ARD: "Tatort: Donuts" vom 2. April 2023
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
