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Nach ProSieben-Rauswurf | Helena Fürst: "Als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf"


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Nach Rauswurf aus ProSieben-Show
Helena Fürst: "Als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf"


Aktualisiert am 12.07.2022Lesedauer: 9 Min.
Helena Fürst: Sie nahm an dem neuen ProSieben-Format "Das große Promi-Büßen" teil.Vergrößern des Bildes
Helena Fürst: Sie nahm an dem neuen ProSieben-Format "Das große Promi-Büßen" teil. (Quelle: imago images)

Helena Fürst polarisiert. Beim großen "Promi-Büßen" kommt es deswegen zum Eklat. ProSieben schreitet ein. Die rausgeworfene Kandidatin spricht von Mobbing.

Seit dem 7. Juli kämpfen auf ProSieben zur Primetime verhaltensauffällige Promis um 50.000 Euro Siegprämie und die Reparatur ihres "schlechten" Rufes. Mit dabei: elf mehr oder weniger bekannte TV-Gesichter, die in der Vergangenheit vor allem durch unflätiges Benehmen glänzten. Dafür zogen sie ins "Camp der Entbehrungen" am Fuße des österreichischen Erzberges. Unter den Prominenten: die ehemalige Sozialfahnderin Helena Fürst. Doch bereits in der zweiten Folge muss sie das Camp verlassen. Unfreiwillig.

Im Interview mit t-online sagt Helena Fürst: "Ich vertrete meine Person und muss mich schützen. Ich bin enttäuscht. Es war nicht so, wie es den Zuschauern in der zweiten Folge suggeriert wird. Dagegen setze ich mich zur Wehr! Ich lasse es nicht mehr zu, dass ich öffentlich schlecht dargestellt werde."

t-online: Frau Fürst, auf Instagram haben Sie gespoilert, dass Sie in der kommenden Folge aus der Show rausfliegen. Zugleich prangern Sie ProSieben an. Was genau werfen Sie dem Sender vor?

Helena Fürst: Ich habe mir die Folge vorab auf Joyn angeschaut und bin aus allen Wolken gefallen! Für mich ist es problematisch, dass der prägnante Teil der Sendung, die "Runde der Schande", nicht ausgestrahlt wird. Stattdessen ist nur zu sehen, wie ich angeblich grundlos austicke und daraufhin rausgeschmissen werde. Den Zuschauern wird vorenthalten, warum es zwischen mir und den anderen Teilnehmern so eskaliert ist. Ich kann kaum in Worte fassen, was ich dabei gefühlt habe. Ohnmacht beschreibt es am ehesten.

In der "Runde der Schande" konfrontiert Olivia Jones die Kandidaten mit ihren Entgleisungen aus vergangenen TV-Formaten. Es werden unschöne Ausschnitte gezeigt. Erklären Sie bitte den Grund Ihrer Kritik.

Der Eklat mit den anderen Kandidaten hatte damit zu tun, was mit mir in der "Runde der Schande" besprochen wurde. Es passte ihnen anscheinend nicht, dass ich nicht so negativ davonkam, wie sie erhofft oder erwartet hätten. Doch das wird den Zuschauern nicht gezeigt. Ich habe es öffentlich gemacht, damit keine Spekulationen entstehen oder sich etwas zusammengereimt wird.

Sie sagen, Sie haben die Produktionsleiterin von Banijay kontaktiert und gefragt, warum Ihre "Runde der Schande" nicht gezeigt wurde. Was hat Sie Ihnen geantwortet?

Sie sagte mir, dass ich in dem Teil der Sendung nicht mehr so gut aussähe. Instabil gewesen wäre. Gereizt gewirkt hätte. Dass Produktion und Sender sich unsicher waren, ob sie diese Bilder von mir zeigen könnten und sich deshalb entschieden hätten, es nicht zu tun.

Stimmen diese Aussagen mit Ihren persönlichen Erinnerungen überein?

Es stimmt, dass ich in der Sendung und besonders an dem Tag nicht gut aussah. Aber ich kann nicht verstehen, warum mein körperlicher Zustand nicht berücksichtigt wurde. Ja, es ging mir richtig schlecht, denn vor der Aufzeichnung zur "Runde der Schande" musste ich tagsüber eine sehr anstrengende Challenge inklusive anschließender Strafmaßnahme überstehen. Beides hat mich an meine körperlichen Grenzen gebracht. Ich musste mich sogar vor Erschöpfung übergeben.

Was war die Aufgabe der Challenge?

Wir mussten zwei Teams bilden und einen steilen Berg hinaufgehen. Die Produktion wusste, dass ich konditionell nicht in der besten Verfassung war. Dieser Aufstieg war die Hölle! Die Challenge hieß zurecht "Stairways to Hell". Ich habe es nur geschafft, weil mich mein Team so unterstützt hat. Vor allem Ennesto Monté, der mir immer wieder Anschub gab. Da wir zum Frühstück Linsensuppe gegessen haben, entwich mir ein Pups in Ennestos Richtung.

Am Ziel angelangt, mussten wir beide darüber lachen, er hat es mir auch nicht übelgenommen. Es passierte ja nicht mit Absicht. Später warf mir Calvin Kleinen unten im Camp vor, Ennesto aus Respektlosigkeit ins Gesicht gefurzt zu haben – obwohl er gar nicht dabei war, weil er zum anderen Team gehörte. Nach der Challenge erfuhren wir, dass unser Team verloren hat. Als Bestrafung mussten wir gemeinsam 30.000 Schritte gehen.

In der Folge wird Ihnen von dem gegnerischen Team vorgeworfen, sich an der Strafrunde nicht richtig beteiligt zu haben. Tatsächlich sieht man Sie beim Rauchen unmotiviert Ihre Runden drehen.

Ja, ich watschle wie eine lahme Ente, das stimmt. Auch habe ich geraucht. Aber hier wird dem Zuschauer wieder ein falsches Bild vermittelt. Die Pause zwischen Bergaufstieg und Strafrunde war nur kurz. Ich war am Ende meiner Kräfte, konnte nicht mehr. Meine Teammitglieder waren auch erschöpft, aber immer noch fitter als ich. Am selben Abend fand die "Runde der Schande" statt. Klar, dass ich da nicht mehr gut aussah – so kaputt wie ich war.

Laut der Produktionsleiterin, wie Sie sagen, hat man diesen Teil der Sendung weggelassen, weil man nur das Beste für Sie wollte. Können Sie das nachvollziehen?

Nach meiner Erinnerung ist in der "Runde der Schande" nichts Schlimmes passiert. Ich war freundlich zu Olivia und sie zu mir. Olivia hat mich damit konfrontiert, dass ich immer die Wahrheit sage – das mache ich auch. Mir wurde gesagt, meine Aussagen wären nicht verständlich gewesen, ich hätte krank gewirkt. So fühlte ich mich auch, denn ich musste mich ja, wie gesagt, vorher übergeben, so erschöpft war ich von dem Tag. Eigentlich hieß es, dass die "Runde der Schande" mit mir am Folgetag stattfinden sollte. So sieht man es auch in der zweiten Folge. Doch dann fand sie am selben Abend statt. Das ist eben das verfälschte Bild, was die Zuschauer zu sehen bekommen. Das finde ich nicht in Ordnung.

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ProSieben gibt vor, diesen Teil zu meinem Schutz nicht zu senden, aber gleichzeitig stehe ich jetzt vor der Öffentlichkeit da, als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf. Es sieht aus, als wäre ich grundlos ausgetickt. Das ist doch kein Beschützen, sondern ein Vorführen meiner Person! Konsequent wäre gewesen, mich in Folge zwei gar nicht mehr zu zeigen.

Sie bestreiten also nicht, gegenüber den anderen ausfällig geworden zu sein?

Nein. Es stimmt, ich bin wütend geworden – weil ich regelrecht unter Beschuss stand und provoziert wurde. Ich war müde und wollte schlafen. Die ganze Truppe hat aber so ein Radau gemacht. Es war ein sehr rücksichtsloses Verhalten. Und das nach diesem anstrengenden Tag. Da habe ich meinen ganzen Frust rausgelassen und jedem Einzelnen gesagt, was ich über ihn denke. Danach sind sie alle zusammen zur Produktion gelaufen und ich blieb allein zurück. Dann kam ein Mitarbeiter zu mir und sagte: "Frau Fürst, wir gehen."

Der Zuschauer bekommt nicht den ganzen Streit mit. Stattdessen wird – untermalt mit dramatischer Musik – ein schwarzes Bild eingeblendet: "Zum Schutz aller Beteiligten wurde die Produktion unterbrochen. Für Helena Fürst endete die Zeit im Camp noch in dieser Nacht."

Ich frage Sie, was suggeriert dieser Text den Zuschauern? Sicherlich habe ich überreagiert, aber es wird nicht deutlich genug, dass ich zuvor extrem provoziert wurde. Für mich war da Absicht dahinter. Sie wollten, dass ich gehe. Ich nenne das Mobbing. Carina Spack sagte bereits zum Anfang der Folge, dass mich fast jeder raus haben wollte. Das war die Reaktion auf meine gewonnene Exit-Challenge gegen Tessa Hövel in Folge eins. Alle waren darüber enttäuscht, dass ich als Siegerin wieder zurück ins Camp kam.

Wie ging es weiter, nachdem man Sie aus dem Camp geholt hat?

Man hat mich in die Räume der Produktion gebracht. Es war mitten in der Nacht, ich war müde, hatte nicht geschlafen. Dort blieb ich gefühlt mehrere Stunden. Mir wurden viele Fragen gestellt. Auch, ob ich einen Arzt bräuchte, was ich verneinte. Der Psychologe wurde hinzugezogen, der mich ziemlich vollgequatscht hat. Erst dann wurde ich nach Hause gefahren. Solch ein Vorgehen habe ich bei keiner anderen Reality-TV-Teilnahme erlebt.

Der Dreh ist über ein Jahr her. Hatten Sie in der Zeit Kontakt zum Sender oder zur Produktion?

Nein, gar nicht. Im Gegenteil, ich habe bestimmt sechsmal bei der Produktionsfirma angerufen und nachgefragt, wann die Show ausgestrahlt wird und wie mein Rauswurf geschnitten wurde. Daraufhin wurde mir nur gesagt: "Du bist ja krank gewesen." Ja, gut, dachte ich, dann wird es wohl nicht so schlimm sein. Aber ich wusste nicht, in welcher Folge es gezeigt wird. Am Freitag habe ich sie mir dann auf Joyn angeschaut und war – schockiert! Ich habe meinen Ex-Manager angerufen und ihm gesagt, dass das so nicht stehenbleiben darf. Zwischenzeitlich hatten die ersten Medien darüber berichtet.

In Ihrem Post haben Sie geschrieben, dass Sie jetzt "durch" sind mit Reality-TV.

Ja, nach dieser Erfahrung kann ich nur sagen, dass ich durch damit bin. Es ist verrückt, was man für Qualen erleben muss. Das ist das Geld nicht wert!

t-online hat den Sender um ein Statement zum Rauswurf von Helena Fürst gebeten. ProSieben-Sprecher Christoph Körfer: "Es ist richtig, dass Helena Fürst 'Das große Promi-Büßen' aufgrund von Verstößen gegen die Spielregeln in der zweiten Folge vorzeitig verlassen muss. Die Entscheidung wurde während der Dreharbeiten nach Rücksprache mit dem Psychologen vor Ort getroffen. In diesem Zusammenhang wurde zudem entschieden, zum Schutz von Helena Fürst ihre 'Runde der Schande' nicht zu zeigen."

Damit scheint der Sender einer moralischen Sorgfaltspflicht nachzukommen. Aber wäre es nicht konsequenter gewesen, Helena Fürst aus der gesamten Folge zu streichen? "Nein" lautet die kurze und knappe Antwort des Senders. Und gegen welche Spielregeln hat Helena Fürst eigentlich verstoßen? Auch hierzu hat t-online ProSieben befragt. Die Antwort: "Gegen die Spielregeln von 'Das große Promi-Büßen'."

Konsequenzen für Calvin Kleinen?

Zu diesen Spielregeln zählen auch, dass weder sexistische und rassistische noch homophobe Äußerungen geduldet werden. Dass Calvin Kleinen aus "Spaß" zu Carina Spack "Fick dich" sagt, wird nicht geahndet. Vermutlich nur ein Kavaliersdelikt des erprobten Trash-TV-Kandidaten, der zur Buße seines steinzeitalterlichen Frauenbildes antritt, so Oliva Jones. "Du reduzierst Frauen nur auf ihr Äußeres, wie ein notgeiler Pavian."

Dazu, warum Calvin Kleinen nicht gehen musste, obwohl er sich Carina Spack gegenüber sexistisch äußerte, ließ der Sender verlauten: "Ohne zu viel zu spoilern: Wir verweisen gerne auf die noch anstehende 'Runde der Schande' von Calvin Kleinen."

Ersatz für "Promis unter Palmen"

"Das große Promi-Büßen" läuft als Ersatz für "Promis unter Palmen". Jenes Format, dass 2020 für einen Skandal sorgte, als die damalige Teilnehmerin Claudia Obert von ihren Mitstreitern gemobbt wurde. Ganz weit vorne mit dabei: Matthias Mangiapane und Carina Spack, die deshalb nun im "Büßer-Camp" Besserung geloben.

Schön, wenn die neue Reality-TV-Show als Konzept vorgibt, Protagonisten zum Reflektieren zu bringen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie entmenschlichend eine Sendung ist, in der Spiele stattfinden, bei denen mit der Gesundheit der Teilnehmer fahrlässig umgegangen wird.

"Wer uriniert, verliert"

Es scheint bei den Machern keine Grenzen mehr zu geben. "Wer uriniert, verliert" heißt beispielsweise eine Challenge nach dem Rauswurf der Fürstin. Die Kandidaten, die als Erstes ihre volle Blase entleeren, landen auf der Exit-Liste. In regelmäßigen Abständen bekommen alle einen halben Liter Blasen- und Nierentee, den sie innerhalb von fünf Minuten austrinken müssen. Das treibt. Daniele Negroni hat nur noch eine Niere. Für ihn ist es besonders hart. So ist er auch der Erste, der dringend austreten muss. Gesundheit geht vor.

In der dritten Folge müssen die Kandidaten Butter essen. Die Zuschauer können sich daran erheitern, in vor Ekel und Brechreiz verzerrte Gesichter zu schauen. Doch wie ließ ProSieben im Vorfeld der Sendung verlauten: "Das große Promi-Büßen" soll weniger krawallig sein, aber dafür umso lustiger.

Wo aber hört der Spaß auf? Wer redet den Reality-TV-Machern ins Gewissen? Ein Angebot kann es nur geben, wenn die Nachfrage da ist. Auch, wenn es inzwischen immer mehr Konsumenten gibt, die Kritik an derlei Formaten üben: Die Anzahl jener, die mit Freude vor dem Fernseher sitzen und es genießen, Promis in entwürdigenden Situationen zu erleben, überwiegt.

Wie weit darf Reality-TV gehen?

Da bleibt nur die Hoffnung, dass sich die Darsteller selber verweigern und es ablehnen, an solchen Formaten teilzunehmen. Doch es lockt das schnelle Geld und die Aussicht auf den noch schnelleren Ruhm. Helena Fürsts Rauswurf sorgt bestimmt für eine gute Quote. Und hoffentlich auch für eine neue Diskussion darüber, wie weit Reality-TV in Zukunft unter der vermeintlichen Prämisse der Unterhaltung noch gehen wird.

Mittlerweile sind viele Zuschauer der Meinung, die zweite Folge von "Das große Promi-Büßen" würde an das Mobbing von Claudia Obert in "Promis unter Palmen" erinnern: alle gegen eine Person, kein Rückhalt in der Gruppe. Auch zu diesem Vorwurf hat t-online beim Sender nachgefragt. Die klare Antwort von ProSieben: "Viele Zuscher:innen sind der Meinung, dass die Show 'Das große Promi-Büßen' die beste Reality-Show seit langem im deutschen Fernsehen ist."

Verwendete Quellen
  • Interview mit Helena FürstNachfrage bei ProSiebenJoyn: "Das große Promi-Büßen"-Folge zwei
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