Nach "Traumschiff"-Aus Nick Wilder: "Ich bin endlich frei"
Zehn Jahre lang spielte er den Schiffsarzt auf dem "Traumschiff". Nach dem Aus auf dem Liebesdampfer kam für Nick Wilder die Erfüllung. Der Schauspieler hat sich einem ganz besonderen Projekt gewidmet.
Mitten in der Pandemie hat Nick Wilder das "Traumschiff" verlassen, seinen Kittel für immer an den Nagel gehängt. Die einen empfanden diesen Schritt während der Corona-Krise als mutig. Für den Schauspieler selbst war der Ausstieg aus der ZDF-Serie jedoch eher eine Art Befreiung.
Denn nach seinem überraschenden "Traumschiff"-Aus an Ostern 2020 konnte sich der TV-Arzt endlich den Dingen widmen, die ihm besonders am Herzen lagen. Und so schrieb der 68-Jährige nicht nur seine Biografie, sondern stellte in den vergangenen Wochen auch ein Projekt auf die Beine, wie es es in Deutschland noch nie zuvor gegeben hat.
t-online: Herr Wilder, können Sie Ihrem Ausstieg beim "Traumschiff" eigentlich etwas Positives abgewinnen?
Nick Wilder: Ja, denn ich bin endlich frei. So schön die letzten zehn Jahre auch waren... Aber durch den Job war ich auch fast sieben Monate im Jahr gebunden. Viel Dinge, die ich mir vorgenommen hatte, konnte ich zeitlich nicht unter einen Hut bringen. Positiv sind natürlich all die schönen Erinnerungen. Vor allem den coolsten Typen der TV-Branche als Mensch und Freund kennen- und schätzen gelernt zu haben: Wolfgang Rademann. Ich habe das "Traumschiff" mit einem Lächeln verlassen.
Also gibt es für Sie kein Zurück auf den ZDF-Liebesdampfer?
Nein, auf keinen Fall. Wenn bei mir etwas zu Ende ist, dann ist auch wirklich Schluss. Und ich glaube, ich habe den richtigen Moment abgepasst, um aufzuhören.
Was müsste sich ändern, damit Sie aufs "Traumschiff" zurückkehren würden?
Wir werden in Zukunft ja sehen, was die Veränderungen der letzten zwei Jahre bringen. Ich bin gespannt, wo der Kurs hingeht. Aber selbst eine steigende Quote oder bessere Drehbücher würden mich nicht locken.
Die Dreharbeiten zu Ihrer letzten Folge sind mittlerweile anderthalb Jahre her. Wie haben Sie die Zeit denn genutzt?
Der Lockdown war etwas Positives für mich. Auf 466 Seiten habe ich mein Leben aufgeschrieben. Meine dicke Biografie erforderte tägliche Konzentration und es war für mich sehr therapeutisch. Ich musste feststellen, dass ich verdammt viel erlebt habe. Es war ein wilder Ritt vom Bauernhof auf Fehmarn, zum Windsurfweltmeister, das frühe Auswandern nach Amerika, Herrn Kaiser, Doc Sander vom "Traumschiff".
Sie bezeichnen sich selbst als Glücksritter.
Glück hatte ich, denn die meisten Abenteuer gingen gut aus. Deshalb heißt meine Biografie ja auch: "Hallo Herr Kaiser! Das Leben ist wilder als man denkt". Parallel dazu habe ich mit meinem amerikanischen Co-Schreiber die Drehbücher zu einer zehnteiligen Serie geschrieben. Eine Geschichte, die mich schon seit über 50 Jahre verfolgt, mir keine Ruhe ließ und unmöglich in einem Film erzählt werden kann.
Viele empfanden es als mutig, dass Sie ausgerechnet zu Zeiten von Corona Ihren festen Job beim "Traumschiff" an den Nagel gehängt haben.
Ob es mutig war, weiß ich nicht. Der Drang nach Freiheit, genau das zu tun, wozu ich Lust habe, und meiner eigenen Kreativität Raum zu geben, genau das hat mich getrieben. Mein Credo ist: "Lass Dein Ego vor der Tür." Jetzt arbeite ich mit einem ganz jungen Team an einem Streamingevent der Extraklasse. Egos gibt es bei denen nicht, nur pure Kreativität. "Livestreaming" ist ja auf Grund der Pandemie gerade für Künstler eine neue Medienform, die sich aber langsam durchsetzt. Denn durch das Internet kann man die ganze Welt erreichen.
Mit diesem Streamingevent heben Sie Ihre Lesung auf ein ganz neues Level. Wie genau kann man sich das vorstellen?
Vom "Traumschiff" zum Raumschiff! Wir heben vom Filmtheater meiner Geburtsinsel Fehmarn ab in den Weltraum zu den hunderten von Umlaufbahnen der Satelliten, um den Zuschauern zu verdeutlichen, in welcher verrückte digitalen Welt wir leben. Es ist ein bisschen wie "2001: Odyssee im Weltraum", der Film von Stanley Kubrick. Jetzt ist es Wirklichkeit. Vom All aus landen wir dann an verschiedenen Orte dieser Erde, die in meinem Leben eine Rolle spielen. Als erstes geht es nach Phoenix, Arizona, dort holen wir digital meinen erste Talkgast ins Fehmarn-Kino: US-Politiker Barry Goldwater, bei dem ich 1992 bei meinen Anfängen in Hollywood lebte.
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Sie nehmen die Leser quasi live auf eine Zeitreise mit?
Auf eine Zeitreise von sechs Dekaden meines wilden Lebens. Richtig. Der ganze Abend dieser dreistündige Show ist von einem großen roten Faden durchzogen. Ein wilder Ritt sozusagen, wie in meiner Biografie. Deshalb heißt die Show auch "Wilder als man denkt".
Was viele Fans gar nicht wissen: Sie machen, seitdem sie klein sind, Musik.
Ja, und am 7. Mai wird wieder Musik gemacht – und zwar live! Meine alte Schulband tritt wieder auf – nach 53 Jahren, genau in diesem Kino, wo wir uns damals auf einen Wettbewerb vorbereiteten, um in Hamburg auf der Reeperbahn zur zweitbesten Schülerband der Republik gekürt wurden.
Welche Stars werden Sie noch dazuschalten?
Wir fliegen zu den Reimanns nach Hawaii. Konny und Manuela habe ich schon immer für ihren verrückten Lebensstil bewundert, ähnlich wie meiner. Ich traf die beiden auf einer "Traumschiff"-Reise 2018 auf Oahu. Letztes Jahr besuchten die beiden uns in Montana und wir sind seitdem gute Freunde. Oder wir fliegen nach Südtirol, der Heimat meiner Frau Christine Mayn, um Norbert Rier von den Kastelruther Spatzen und seinen Sohn Alexander digital abzuholen. Wir werden gemeinsam musizieren. Die in Südtirol, ich auf Fehmarn – live! Schauspielkollegen wie Helmut Zierl und Eva Habermann werden vor Ort im Kino sein, andere Kollegen werden reingestreamt. Zudem gibt es musikalische Live-Acts wie Soulsängerin Floy aus Hamburg, Max & Friends mit Opernsängerin Nicole Mühle, Musicalstar Natalie Dorra.
Aber Sie haben doch auch noch etwas ganz Besonderes vorbereitet?
Am Ende machen wir dann alle "Platt". Denn Deutschlands bekanntester Plattschnacker, Moderator und Schauspieler Yared Dibaba wird das Ruder übernehmen und mit Lokalgrößen den Norden und die Sprache hier oben feiern. Mit ihm, Floy und den Charchulla-Twins habe ich gerade den neuen Song und Ohrwurm "These Boys must be free – op Platt" aufgenommen.
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So eine Veranstaltung hat es doch noch nie zuvor gegeben, oder?
Nein, aber mit unserer heutigen Technik ist es möglich. Nur in dieser Form, in diesem komplexen Ausmaß und in dieser Diversität hat es glaube ich noch keiner gemacht. Das Kino wird zur Talk- und Musik-Bühne, Fehmarn zum Nabel der Welt.
In wenigen Tagen geht es los. Sind Sie nervös?
Und wie! Eine Liveveranstaltung ist immer aufregend – wie Theater oder ein Konzert. Man ist voll nervös. Das gehört dazu und das macht es ja auch gerade so spannend.
Was ist, wenn etwas schief geht?
Dann machen wir das, was andere auch in so einer Situation machen: Das Beste draus!
Wie kann man sich das Ganze anschauen?
Die Fans können sich über diesen Link ein Ticket holen und die Show dann am 7. Mai um 20:00 Uhr "live" sehen, sich aber dann mit ihrem Zugangscode das Event noch mal drei Tage lang im Netz ansehen. Für Pflege- und Altersheime haben wir uns zusätzlich etwas Besonderes ausgedacht.
Wenn so eine Institution mit Streaming schon umgehen kann und sie in den Gemeinschaftsräumen ihren Bewohnern eine tollen Abend biete wollen, bekommen sie von uns ein Gratisticket. Die können sich gerne per Mail (presse@wilder-als-man-denkt.de) an uns werden. Wer ein Foto von dem gemeinsamen Abend einschickt, der kann auch einen unterhaltsamen Leseabend (nach Corona) mit mir gewinnen.
- Gespräch mit Nick Wilder
- Webseite von Nick Wilder
- YouTube: Kanal von Nick Wilder
- Reservix: "Das Leben ist wilder als man denkt - Ein Abend mit Nick Wilder als Livestream-Event"