Sexyness vor Gesang? DSDS: Bohlens "Beuteschema" spaltet Jury
Egomanen, Schüchterne mit bombastischen Stimmen und die üblichen Verdächtigen. 15 Jahre DSDS: Doch wer meint, inzwischen alles gesehen und gehört zu haben, irrt gewaltig. Das fünfte Casting hat es in sich.
"Das war nix, vier Mal nein", sagt Dieter Bohlen zur rothaarigen Janina Seifert, die gerade einen Song von "Silbermond" zum Besten gegeben und kläglich versagt hat. Dabei hat die 26-Jährige dem Poptitan zuvor extra ein Bildchen mit seinem und ihrem Konterfei gemalt, "damit der Dieter schon mal den Superstar 2018 zu Hause hat."
Das fünfte "DSDS"-Casting zelebriert einmal mehr die Spannbreite zwischen gesanglichem Talent und dessen Gegenteil. Dies liegt nicht nur daran, dass sich immer wieder Flitzpiepen in die unheiligen TV-Hallen verirren, die meinen, singen zu können. Das Schlimme oder vielleicht sollte man sagen, das Traurige sind Egomanen wie Janina, die derart von sich überzeugt sind, dass der Zuschauer nur noch eines kann: fassungslos den Kopf schütteln. Schier unglaublich, dass denen niemand sagt: 'Dein Gesang ist schlecht, komm mal von deinem hohen Ross runter'.
Sexy Blicke allein reichen nicht - oder doch?
Und dann gibt es jene schüchternen Menschlein wie Marcel Sonntag, die sich nicht anpreisen und deshalb gern unterschätzt werden. Wenn sie aber den Mund aufmachen, überraschen sie allzu oft. Beinahe ängstlich steht der Sachse mit seiner Gitarre vor der Jury und wird ein bisschen belächelt, schließlich mutet es schon etwas gewöhnungsbedürftig an, wenn ein Mann "An Angel" von der "Kelly Family" vorträgt. Doch dann das: Die Jury lauscht auf. Diese Stimme, dieser "Wiedererkennungswert" - das hätte niemand erwartet.
Apropos Erwartung: Die hat man auch bei Emilija Mihailova. Ob es sich dabei jedoch um ihr Gesangstalent handelt, steht auf einem anderen Notenblatt. Die 26 Jahre alte Schweizerin mit den falschen Brüsten mag es, "sexy auszuschauen" und will sich als "Frau präsentieren". Ganz wichtig: Lasziv mit dem Hintern kreisen, sich höllisch mit Parfüm "eindieseln" und Bohlen betörende Blicke zuwerfen. Denn eines weiß Emilija: "Ich bin Dieters Beuteschema." Beiden Jurorinnen überreichen ihr für ihre durchwachsene Performance keinen Blumentopf, die Herren aber geben ihr ein "Ja" - natürlich auch wegen ihrer sinnlichen Optik.
Große engelsgleiche Stimmen
Optik spielt bei "Robinto Robinto" keine tragende Rolle. Der junge Mann, der erst vor drei Monaten nach Deutschland kam und in Indonesien auf der Straße lebte, um sich sein Studium zu finanzieren, flasht die Jury mit einem "Les Miserables"-Song. "Unglaublich: So ein kleines Persönchen - und dann so eine Stimme", lobt Dieter Robinto, der vor Glück in Tränen ausbricht. Tatsächlich singt er so "authentisch" und "aus der Seele", dass es einem fast das Herz zerreißt.
Auch Michael-Jackson-Imitator Darius Mustafa haut die Jury fast aus den Latschen. Weiß der 22-Jährige mit einem Jackson-Song eher mäßig zu überzeugen, sorgt er mit "Can´t Help Falling In Love" von Elvis für Gänsehautmomente. Das Jury-Urteil: "Par execellence! Als würde der 'King of Pop' ein Lied vom 'King of Rock' singen."
Abgerundet werden die engelsgleichen Stimmen von Martina Barta aus Prag. Die 29-Jährige, die in Berlin studiert, versucht sich an einer Nummer von "Lady Gaga". Bohlen & Co. sind von den Socken. Auch wenn Frau Endlich ihre Tränendrüsen in der aktuellen "DSDS"-Staffel etwas zu inflationär einsetzt, nimmt man sie ihr in Martinas Fall durchaus ab. Bohlen stellt sogar fest, dass Martinas Stimme "sehr viel Wucht besitzt" und sie "Million Reasons" besser singt, als "Lady Gaga" selbst. Zum Schluss wird’s hochemotional, denn auch Martina bricht ob der Anspannungen in Tränen aus. Caro nimmt die Aufgelöste tröstend in ihre Arme. So bewegend kann Musik sein.
Quellen und weiterführende Informationen:
- Sendung vom 27. Januar 2018