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Dortmunder "Tatort: Sturm" mit Bombenstimmung: Was folgt, ist Ohnmacht


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Echtzeit-"Tatort: Sturm"
Der Mann mit der Sprengstoffweste

von Verena Maria Dittrich

Aktualisiert am 18.04.2017Lesedauer: 3 Min.
Faber (Jörg Hartmann) und Bönisch (Anna Schudt) stoßen auf eine böse Überraschung.Vergrößern des Bildes
Faber (Jörg Hartmann) und Bönisch (Anna Schudt) stoßen auf eine böse Überraschung. (Quelle: WDR/Frank Dicks)
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Ermordete Polizisten, "Kuffar" und Überweisungen an den "IS": Der Dortmunder "Tatort" wandelt auf den Spuren von Jack Bauer - hinkt dabei aber seinem großen Vorbild arg hinterher.

"Hier herrscht 'ne Bombenstimmung", informiert Hauptkommissar Faber (Jörg Hartmann) seine Kollegin Bönisch (Anna Schudt) über die aktuelle Situation. Faber ist gerade in eine Bankfiliale geklettert und sieht sich mit einem Mann in einer Sprengstoffweste konfrontiert. Man kann den Spruch des Ermittlers schwarzhumorig finden, muss man aber nicht.

Der Mann mit der Bombe (Felix Vörtler), ein deutscher Islam-Konvertit, droht, die Weste zu zünden und alles in die Luft zu sprengen. Draußen, vor der Bank, wo zwei Polizisten in einem Streifenwagen regelrecht hingerichtet wurden, nimmt Bönisch die Ermittlungen auf.

Hat der Mann in der Sprengstoffweste etwas mit den Morden an den Beamten zu tun? Faber will der Sache auf den Grund gehen und verschanzt sich mit der menschlichen Bombe - ganz zum Ärgernis des SEK-Leiters Günsay (Ercan Karacayli).

"Tatort" goes "24"

Die zehnte Folge des Dortmunder "Tatorts" hat sich viel vorgenommen. Das Beziehungsgeflecht des Ermittler-Quartetts soll weiter ausgebaut werden. Das Verhältnis der Kommissare ist wegen vorangegangener interner Ermittlungen angespannt.

Die Youngsters, Dalay (Aylin Tezel) und Kossik (Stefan Konarske), liegen sich wegen falsch kanalisierter Gefühle im Clinch. Über all dem schwelt die drohende Katastrophe: Selbstmordattentäter, vermeintliche Geldüberweisungen an den "IS", Geiselnahme.

Die Inszenierung orientiert sich dabei stark an der US-Serie "24", denn der Dortmunder "Tatort" wird nahezu in Echtzeit erzählt. Dieses Konzept funktioniert streckenweise gut, die Handlung entwickelt sich spannend und die an vier verschiedenen Orten ermittelnden Beamten wissen zu überzeugen - allen voran Stefan Konarske, der in seiner Darstellung des an unerwiderter Liebe leidenden Polizeioberkommissars die richtigen Akzente setzt.

Jörg Hartmanns Faber-Darstellung hingegen ist ein zweischneidiges Schwert, wirkt der Charakter in seiner Zerrissenheit authentisch, muten seine permanent flapsigen Sprüche in Anbetracht der lebensbedrohlichen Lage oft fehlplatziert an.

Guter Konvertit, böser Konvertit

Das generelle Problem an "Sturm" offenbart sich ab der Handlungsmitte, als die Hintergründe des Falls Konturen annehmen. Natürlich ist der deutsche Konvertit nicht der Böse, er wird nur benutzt. Und auch die Männer, die die Polizisten erschossen haben, werden nur benutzt.

Als Drahtzieher entpuppt sich schließlich der gescheiterte Unternehmer und Sohn des Mannes mit der Sprengstoffweste, Bernie Hövermann (Christian Ehrich). Und wie so oft geht es dabei mal wieder ums Geld.

Die Botschaft von "Sturm" ist so simpel wie brachial: Nicht jeder, der zum islamischen Glauben konvertiert, verfolgt böse Absichten. Es gibt die guten, friedlichen Konvertiten, wie Muhammad Hövermann. Und es gibt die bösen Konvertiten, wie den Deutschen Pascal Tauber (David Hurten), der sich seinem Vorhaben entsprechend den Kampfnamen "Jihad" verpasst.

Er und sein Kumpel Tahir Erdem (Altamasch Noor) sind nur auf eines aus: Rache, Zerstörung und die ungläubigen "Kuffar" töten. Der wutschnaubende Zorn der Radikalisierten lässt sich laut den Drehbuchautoren offenbar am besten vermitteln, wenn man sie "Allahu akbar" und "Schneidet der Schlampe den Kopf ab" brüllen lässt.

Das Versagen der Gesellschaft

Stefan Konarske (Kommissar Kossik) hat in Interviews bereits durchklingen lassen, aus dem "Tatort" auszusteigen. "Sturm" leitet seinen Abgang mehr oder weniger gekonnt ein. Ein Polizist, der bei der Befreiung einer Geisel und trotz akuter Bedrohungslage seine Waffe zurück ins Holster steckt, mag den einen oder anderen Zuschauer aufschreien lassen, aber vielleicht ist gerade das unsere Realität.

Ursprünglich sollte der Dortmunder "Tatort" bereits am 1. Januar ausgestrahlt werden. Der Sendeplatz wurde wegen des Terroranschlags am Berliner Breitscheidtplatz aber auf Ostermontag verschoben.

Einerseits zeigt dies die brisante Aktualität dieses Themas, andererseits aber auch die Unbeholfenheit und die Verdrängung, die sich in unserer Gesellschaft immer weiter auszubreiten scheint. Am Ende, wenn die Bombe hochgeht, ist es nicht nur das Versagen der Behörden oder Ermittler - es ist auch das Versagen der Gesellschaft, die den Hass zugelassen hat. Was folgt, ist Ohnmacht.

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