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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Alkoholmissbrauch Wie verrückt ist das "Jenke-Experiment"?
Die zugegebenermaßen ausgefallene Idee eines TV-Senders sorgt für Furore und holt Kritiker auf den Plan. TV-Reporter Jenke von Wilmsdorf macht Komasaufen fürs Fernsehen und wurde für RTL zum Alkoholiker auf Probe. Beim "Jenke-Experiment" frühstückt er Müsli mit Rotwein und lebt wochenlang mit rund einem Promille im Blut - ein Selbstversuch, den nicht nur Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr an den Pranger stellt.
Und darüber wird sich aufgeregt: Der RTL-Reporter lässt sich vier Wochen lang bei einem Selbstversuch zum Thema "Alkoholmissbrauch" filmen. Er sagt selbst: "Ich trinke gern mal ein Gläschen oder auch zwei - regelmäßig. Bin ich deshalb schon Alkoholiker?" Diese Frage dürften sich viele Mitmenschen stellen - und Jenke stellt sich hier knallhart dem Leben eines Alkoholikers. "Ich habe dieses Experiment ganz bewusst in dieser Form gemacht, um die Zuschauer in das Thema hineinzuziehen, sie aus einer anderen Perspektive zu sensibilisieren für das Thema Alkohol, von dem alle glauben, sie wüssten bereits alles darüber", sagte von Wilmsdorf der "Bild am Sonntag".
"Vollkommen unangemessen"
Das Experiment begnügte sich tatsächlich nicht nur mit einem Gläschen Wein hier und einem Bierchen dort. Zum Einstieg betrieb der TV-Reporter Komasaufen und machte dann kontinuierlich sich und seinen Körper von der Droge Alkohol abhängig. "Alkoholsucht ist eine Krankheit, die für die Menschen, die davon betroffen sind, ein schweres Schicksal bedeutet", bezog Minister Bahr gegenüber der Zeitung Stellung. "Es ist aus meiner Sicht vollkommen unangemessen, auf diese Art und Weise mit diesem Schicksal umzugehen."
An diesem außergewöhnlichen TV-Projekt scheiden sich also die Geister. Wie sehr darf ein 47-jähriger Reporter, der vor dem Suff-Experiment sehr wohl im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen sein dürfte, an seine Grenzen gehen? Oder sind es die Grenzen des guten Geschmacks, die hier überschritten werden?
Das Ende der Experiments kam jedenfalls früher als erwartet: Ein Arzt stoppte das Tun von Jenke von Wilmsdorf - zum Wohle der Reporter-Gesundheit. Doch es ist noch keine Grenze für den Reporter in Sicht. In einem Interview mit der "TV-Movie" verriet er, dass er noch einige Themen in einem Experiment angehen möchte: "Ja, da gibt es eine ganze Liste: Depressionen, Burn-Out oder auch Doping sind durchaus Themen, die mich reizen und die von hoher gesellschaftlicher Relevanz sind."
Montag, 11. März, 21.15 Uhr auf RTL: "Das Jenke-Experiment"