TV Gaby Dohm spielt ausgebuffte Nonne: "Meine Figur hat nichts mit Güte zu tun"
Ab heute spielt Gaby Dohm (68) in der beliebten ARD-Serie "Um Himmels Willen" die Rolle der adeligen Chefnonne Louise von Beilheim. Wer jetzt aber glaubt, dass die Schauspielerin damit ihr gütiges und braves Image aus der "Schwarzwaldklinik" aufwärmen will, ist schief gewickelt. Im Interview mit t-online.de sagt sie: "Meine Figur hat nichts mit Güte zu tun. Sie schaut, dass sie das Geld verwaltet oder eintreibt. Sie haut sogar Herrn Wöller über’s Ohr, um das Geld für ihre Missionen zusammenzubekommen."
t-online.de: Sie spielen in der Serie "Um Himmels Willen" eine Mutter Oberin. Viele Menschen heute begegnen Nonnen nur sehr selten – oder gar nicht. Haben Sie selbst zuvor intensiven Kontakt zu Ordensschwestern gehabt?
Der Kontakt zu Nonnen war für mich etwas sehr Selbstverständliches. Ich war in der Sacré-Coeur-Schule in Berlin und bin dort von Nonnen unterrichtet worden. Unter anderem in Physik, Chemie, Mathe, und sie haben auch Sport mit uns gemacht. Später habe ich eine Nonne am Theater gespielt in "Die Letzte am Schafott“. Insofern ist es für mich etwas sehr Normales.
t-online.de: Ist denn für Sie das Bild der Nonne positiv besetzt?
Es sind ja Menschen wie du und dich. Sie sind meistens sehr fleißig, weil sie sich – wie damals bei mir - um nichts anderes, als die Kinder kümmern. Auch, wenn ich daran denke, wie viele Ordensschwestern in den Missionsgebieten arbeiten - zum Beispiel als Krankenschwestern. Ja, für mich ist das Bild positiv besetzt.
t-online.de: Sind Sie denn selbst sehr gläubig?
Ich bin christlich erzogen worden, von meiner Mutter und in der Schule. Ich kenne mich mit der Religion aus. Aber ich würde nicht sagen, dass ich besonders gläubig bin.
t-online.de: In Ihrer Rolle sind Sie völlig ungestylt und ungeschminkt. War das für Sie ein Problem?
Nein, überhaupt nicht. Ich empfand das eher erleichternd. Man ist auf das Wesentliche reduziert: den Ausdruck des Gesichts. Man kann auch die Hände nicht so benutzen wie sonst. Das muss meine Figur aber auch gar nicht. Sie ist am Computer und macht ihre Geschäfte, sie ist eher eine Managerin. Sie hat auch gar nichts mit Güte zu tun. Sie schaut, dass sie das Geld verwaltet oder eintreibt. Sie haut sogar Herrn Wöller über’s Ohr, um das Geld für ihre Missionen zusammenzubekommen.
t-online.de: Viele Schauspielerinnen beklagen sich, dass sie jenseits der 50 immer weniger oder schlechte Rollenangebote bekommen? Manche lassen sich künstlich verjüngen. Können Sie das nachvollziehen.?
Nein. Das ist gerade der Fehler, sich künstlich jung machen zu wollen. Ich finde, man muss zu seinem Alter stehen. Es gibt nun mal alte Menschen und es gibt Großmütter und Mütter und Menschen, die sich nicht nur an Äußerlichkeiten festhalten. Und das sind auch die interessantesten Rollen. Außerdem ist es so, dass ich auch Nebenrollen annehme und Gastrollen. Das bringt den Vorteil mit sich, dass man nicht durchgehend arbeiten muss, zwischendurch mal Pause hat. Außerdem sind es oft die interessanteren Rollen, weil sie ein starkes Charakterpotenzial haben. Das sind Rollen, die es sich zu spielen lohnt.
t-online.de: Sie sprechen Ihre Vorliebe für Charakter-Rollen an. War es denn so, dass sie nach der Rolle der "Schwester Christa" in der "Schwarzwaldklinik" eher auf seichte Rollen festgelegt waren?
Nein, überhaupt nicht. Das wird nur gerne von Journalisten behauptet, die meine anderen Sachen nicht gesehen haben. Ich habe von Felix Mitterer "Besuchszeit“ gespielt, eine Frau, die im Gefängnis saß, weil sie versucht hat, ihren Mann zu erstechen. Dann habe ich eine Frau im Rollstuhl gespielt, eine richtige Bette-Davis-Rolle, die ihre Tochter schikaniert hat, weil sie im Rollstuhl saß. Ich habe zig Mörderinnen gespielt. Ich habe überhaupt nicht nur heitere Sachen gemacht.
t-online.de: Sie sind ja vor eineinhalb Jahren Großmutter geworden, zum ersten Mal. Finden Sie denn bei Ihrer Arbeit als Schauspielerin genügend Freiraum, um Zeit mit Ihrem Enkel zu verbringen?
Mein Enkel lebt in Berlin und ich kann ihn hin und wieder sehen, wenn ich nach Berlin fahre. So sehr bin ich eigentlich auch gar nicht eingespannt. Ich kann alle zwei Monate nach Berlin fahren und ihn sehen, oder er kommt mal runter. Ich bin halt nicht Tag und Nacht mit ihm zusammen. Aber das wäre ja auch nicht wünschenswert, auch für die Eltern nicht. Ich finde es gerade richtig so.
t-online.de: Sie blicken ja auf eine lange und beeindruckende Karriere als Schauspielerin zurück. Gab es da einen ganz besonderen Moment, an den Sie sehr gerne oder vielleicht sogar mit Schrecken zurückdenken?
Mit Schrecken denke ich bestimmt nicht zurück. Ich war als junges Mädchen sehr froh, dass ich so früh ans Residenztheater gekommen bin und auch zu Herrn Stroux. Im Alter von 18 Jahren hatte ich mein erstes Engagement in einem sehr wesentlichen Theater damals in Düsseldorf. Und Karl-Heinz Stroux war ein besonderer Intendant. Und dann bin ich sehr früh nach München ans große Theater gekommen und hab mit großen Regisseuren gearbeitet. Darüber war ich sehr glücklich. Ob das nun Herr Bergmann oder Herr Hilpert waren. Die sind den jungen Leuten heute oft kein Begriff mehr. Aber für uns waren das Könige.